Vasen

Vasen

Vasen (v. lat. vas, »Gefäß«; hierzu die Tafeln »Griechische Vasen I u. II« mit Erklärungsblättern), im allgemeinen jede Art von Gefäßen zur Aufbewahrung von Flüssigkeiten, im engern Sinne die aus Ton gefertigten, gebrannten, meist bemalten, mitunter auch glasierten Gefäße, die in großen Mengen in den Gräbern der Griechen, Etrusker und Römer gefunden werden. Da die ersten Beispiele in Italien und vorzugsweise in Etrurien zum Vorschein kamen, hielt man sie anfangs für einheimisches Fabrikat und bezeichnete die ganze Gattung irrtümlich als etruskische V. Erst die Entdeckung einzelner etruskischer Totenstädte (Nekropolen), besonders von Vulci, wo bemalte V. in großer Anzahl in den 1820er Jahren zum Vorschein kamen, verschaffte eine umfassendere Übersicht und die Überzeugung, daß die V. mit ihren Bildern durchaus nach Griechenland weisen. Seitdem ist der Bereich der Fundorte immer größer geworden. Außer etruskischen Nekropolen (Vulci, Cervetri, Corneto, Chiusi, Volterra) sind solche in Unteritalien untersucht und dabei V. in Bruttien (Locri, Tarent), in Kalabrien (Oria, Ceglie), in Apulien (Fasano, Altamura, Bari, Ruvo, Canosa), in Lukanien (Pisticci, Sant' Arcangelo, Armento, Anzi), endlich auch in Kampanien (Cumä, Santa Maria di Capua, Sant' Agata de' Goti, besonders aber in Nola) gefunden worden. An einigen Orten fand man vorzugsweise V. einer bestimmten Art und Zeichnung und unterschied danach Nolaner Stil, apulische Amphoren etc.; immer aber hielten sich Bilder und die häufig beigefügten Inschriften im Gebiet griechischer Sitte und Sprache. Das Rätsel löste sich völlig, als die Fundstätten auf rein griechischem Boden reichlichere Beispiele derselben Technik, V. von gleicher Form und gleicher Ausstattung wie die in Italien gefundenen, zutage förderten. Schon das Griechisch redende Sizilien lieferte seinen Anteil, und im eigentlichen Griechenland sind neuerdings an allen Orten, die genauer untersucht worden sind, vor allem in Athen, Korinth, in der Argolis, in Böotien und auf den Inseln (Rhodos, Melos, Thera, Kreta, Euböa), V. der verschiedensten Art und aus weit entlegenen Epochen gefunden worden. Griechenland, dessen hohe Leistungsfähigkeit in der Tonplastik auch die Terrakottafiguren (s. Terrakotta) bezeugen, versorgte mit den Produkten seiner Töpfereien, deren Hauptsitz in früharchaischer Zeit Korinth, später Athen war, nicht nur Italien, sondern auch seine eignen Kolonien, daher wir griechische V. ebensowohl in den Gräbern von Pantikapäon in der Krim (sämtlich aus Athen und der besten Zeit angehörig) wie an der Nordküste von Afrika, im Gebiet von Kyrene (panathenäische Amphoren, Tafel I, Fig. 10) und selbst noch in dem Hafenort Massilia (jetzt Marseille) antreffen. In Athen bildeten die Töpfer eine große Gilde, von deren Quartier ein ganzer Stadtteil den Namen Kerameikos führte. Hier haben die Funde auch die Bestimmung der V. am deutlichsten gemacht. Mächtige V. dienten zur Zeit des sogen. geometrischen Stils (10.–8. Jahrh. v. Chr., Tafel I, Fig. 3) und noch etwas später als Monumente auf den Gräbern selbst, wie später die Stelen und Grabvasen aus Marmor. Bei Feuerbestattung, die neben der Erdbestattung geübt wurde, war die Asche gewöhnlich in einem Tongefäß im Grabe geborgen. Kleinere Gefäße, wie sie der Tote auch im Leben gebraucht hatte, wurden beigefügt. Die zahlreichen, in Athen, im Piräeus und besonders in Erythräa gefundenen kleinern und auch größern, buntfarbig auf weißem Grund bemalten Lekythen (Tafel II, Fig. 5) zeigen uns in ihren Bildern die attischen Bestattungsgebräuche des 5. Jahrh. Sie wurden bei der Aufbahrung des Toten, mit duftendem Öl gefüllt, aufgestellt und dann auch zur Spende am Grabe selbst verwendet, hier an die Stele gebunden, an ihrem Fuße niedergelegt und auch mit andern Gefäßen und Terrakottafiguren ins Grab mitgegeben.

Die Verwendung für Alltagszwecke verdeutlichen viele Vasenbilder und die Formen der Gefäße selbst. Man unterschied Gebrauchs- und Prunkgefäße und kannte eine große Fülle von Formen und Namen, die sich jetzt nur zum Teil noch identifizieren lassen. Bewunderungswürdig, wie in den eigentlichen Kunstwerken, ist der griechische Schönheitssinn auch in diesen Handwerksprodukten, um so mehr, als er Schönheit und Brauchbarkeit in den V. aufs innigste zu vereinigen wußte.

Was die Gebrauchsgefäße betrifft, so sind die größten, wie unsre Fässer, als Vorratsbehälter benutzten oft ganz schmucklos, besonders der Pithos (Dolium), meist von ganz außerordentlichem Umfang (solche in Troja gefunden und jetzt im Museum für Völkerkunde zu Berlin aufbewahrt, neuerdings auch in Kreta), so daß ein solcher dem Philosophen Diogenes als Wohnung dienen konnte. Sie wurden meist bis an den Rand in die Erde eingegraben. Tragbar war der Stamnos, ein Behälter mit zwei wagerechten Henkeln, für Wein und andre Flüssigkeiten; andre Gefäße führen von den zwei am Hals ansetzenden, senkrechten Henkeln den Namen Amphora, diese Form hatten unter anderm die das heilige Öl der Athene enthaltenden Preisgefäße, welche die Sieger der panathenäischen Spiele erhielten, auf ihnen war auch durch das unveränderliche Bild der Athene zwischen Säulen und durch Beischriften (»ich stamme von den athenischen Spielen«) die Bestimmung deutlich gemacht (Tafel I, Fig. 10), Sehr schön und praktisch ist die Form der Hydria (s. d., mit Abbildung, und Tafel I, Fig. 9; Tafel II, Fig. 6), des Kruges zum Wasserholen, der, nach oben zu anschwellend, um das Balancieren auf dem Kopfe zu erleichtern, einen vertikalen Henkel zum Herabnehmen und zwei horizontale zum Aufheben hatte. Für Mischgefäße, in denen der Wein zum Trinken mit Wasser versetzt wurde, ist Krater (s. d., mit Abbildung) der allgemeine Name (Tafel I, Fig. 6). Seine Mündung mußte sehr weit sein, damit man bequem daraus schöpfen konnte. Zum Schöpfen und Eingießen dienten die Kanne, Oinochoe (Tafel I, Fig. 3 u. 4; Tafel II, Fig. 3), und andre Schöpfgefäße (s. Kyathos, mit Abbildungen). Zum Trinken verwendete man teils Becher, den Kantharos, mit zwei senkrechten hohen Ohrenhenkeln und den Skyphos mit zwei kleinen wagerechten Henkeln (Tafel II, Fig. 4), teils flache, runde Schalen, mit Fuß und zwei Henkeln, Kylix (Tafel I, Fig. 8; Tafel II, Fig. 1). Zur Aufnahme des Salböls diente die Lekythos (Tafel II, Fig. 5 u. 9), ferner kleine kugelige und schlauchförmige Gefäße, für Salben und Schminken Büchsen, Pyxis (Tafel I, Fig. 5). Lediglich dekorative Bedeutung hatten andre V., namentlich die in unteritalischen Gräbern vorkommenden Prachtamphoren, die mit großen mythologischen Szenen oder auch mit auf den Totenkult bezüglichen Bildern geschmückt und deren einzelne von sehr beträchtlicher Größe sind.

Derartige V. arbeiteten Athen und andre Fabrikzentren in Menge für die Ausfuhr, die enge Handelsbeziehungen zu Etrurien, das seine Erzgeräte dafür eintauschte, sehr erleichterten. In Italien bildete sich aber nach griechischem Vorbild frühzeitig auch eine heimische Tonwarenindustrie heraus, welche die fremden Muster erst kopierte, dann ihre eignen Wege ging und V. in lokalem Stil und nach eignem Geschmack zu fertigen verstand. Man unterscheidet daher griechische V. originalen Ursprungs, italische Nachahmungen und italische Lokalprodukte. Zeitlich aber läßt sich die Entwickelung der Vasenmalerei von der ältesten Zeit bis in das 3. Jahrh. v. Chr., die Zeit ihres Verfalls und endlichen Aufhörens, verfolgen. Sie begleitet alle Wandlungen der hohen Kunst und besonders der Ornamentik, spiegelt in ihren Darstellungen die poetischen und religiösen Anschauungen des Volkes, Götter- und Heroensagen, das häusliche Leben, Krieg und Handwerksverrichtungen mit größter Deutlichkeit wider und wird dadurch für die Kenntnis des Altertums von höchster Wichtigkeit.

Der frühesten Zeit, etwa dem 3. Jahrtausend v. Chr., gehören die handgemachten, schwarzen, braunen, roten, oft glänzend polierten Gefäße von Troja, Cypern, den Ägäischen Inseln und verschiedenen Fundstätten Griechenlands an. Bedeutenden Aufschwung nahm um die Wende vom 3. zum 2. Jahrtausend die Töpferei in Kreta. Der Ton wurde ausgezeichnet behandelt und bekam eine schöne hellgelbe Farbe, dazu kam die für die ganze spätere Vasenmalerei höchst wichtige Erfindung der sogen. Firnisfarbe, d. h. einer seinen, die Malfarbe überziehenden Glasurschicht. Die Formen der Gefäße wurden gefällig. Man unterscheidet eine ältere Periode der kretischen Keramik, die sogen. Kamaresware, bei der das Gefäß mit glänzender dunkler Farbe bedeckt, die Verzierung in matten hellen Farben ausgemalt ist (Tafel I, Fig. 1), und eine jüngere Klasse, bei der die Dekoration in dunkler glänzender Farbe auf den hellen Tongrund gesetzt ist (Tafel I, Fig. 2). Die Ornamentmotive sind vielfach dem Pflanzen- und niedern Tierreich (phantastische Seetanggebilde, Polypen, Seesterne etc.) entlehnt. Diese Ware hatte ihr Absatzgebiet im ganzen Bereiche des Mittelmeers, besonders in Griechenland, so in Tiryns und Mykenä, weshalb sie zunächst die mykenische genannt wurde. Es folgen zeitlich die V. geometrischen Stils, charakterisiert durch Ornamente mit linearem Schema, Streifen, Rauten, Schachbrettmustern, Kreisen, die durch Tangenten verbunden sind, eines Bauernstils, der in den Anfängen des dekorativen Strebens, besonders in der Flechtkunst wurzelt. Auch die menschlichen und tierischen Figuren müssen sich der strengen geometrischen Stilisierung fügen. Dieser Stil blühte an verschiedenen Orten, besonders schöne Gefäße lieferten Attika (Dipylonvasen, Tafel I, Fig. 3) und Thera. Allmählich eindringende neue pflanzliche Ornamente (Palmette und Lotus) und Fabeltiere verraten teils den immer noch wirkenden Einfluß der alten kretischen Dekoration, besonders aber den der mächtig vordringenden Kunst des Orients, vermittelt durch die phönikischen Handelsleute. Charakteristisch für den voll entwickelten orientalisierenden Stil sind die das Gefäß umziehenden mehrfachen Streifen mit zahmen und wilden Tieren, zwischen denen reichliche Füllornamente, besonders Rosetten, eingestreut sind (7. Jahrh. v. Chr.). Gute Beispiele liefern meist auf Rhodos gefundene Gefäße kleinasiatischer Fabrik und besonders die korinthischen Töpfereien (Tafel I, Fig. 4 u. 5). Früh entwickelte sich auch die figürliche Darstellung. Auf zahlreichen Tontäfelchen, gefunden in dem alten Fichtenhaine des Poseidon, Weihungen der korinthischen Töpfergilde (die meisten jetzt in Berlin), sind z. B. höchst interessante Szenen aus dem Töpfereibetriebe selbst erhalten. Die Figuren sind in dunkler Silhouette auf den hellen Tongrund gesetzt, die Innenzeichnung ist graviert, einige Details sind in Deckfarbe (Rot, auch Weiß) aufgesetzt. Diese sogen. schwarzfigurige Malerei hielt sich auch im 6. Jahrh. Neben Korinth blühten andre Fabriken im ionischen Kleinasien, in Kreta oder Kyrene (die sogen. kyrenäischen V., besonders zierliche Trinkschalen), in Chalkis auf Euböa und besonders in Athen, das bald die Herrschaft des ganzen Marktes an sich riß (Tafel I, Fig. 6–10). Der attische Ton bekommt durch Rötelzusatz eine schöne, warm gelbrote Farbe, der sogen. Firnis einen herrlichen, tiefschwarzen Glanz, der nur mit dem des japanischen Lacks verglichen werden kann. Das Fleisch der Frauen wird durch Weiß von der schwarzen Farbe der Männer geschieden. In der Zeichnung ist äußerste Zierlichkeit und Sorgfalt das erste Streben der Maler. Der überreiche Sagenstoff drängte zu bildlicher Darstellung. Manche Gefäße zeigen ganze Bilderzyklen, so die berühmte Françoisvase (s. d.) aus Chiusi, jetzt in Florenz.

Diese ältere Technik wird am Ende des 6. vorchristlichen Jahrhunderts durch die der rotfigurigen Bilder verdrängt, eine wesentlich vervollkommte Malweise, bei der erst mit dem Pinsel auf dem roten Grunde der Umriß der Figuren vorgezeichnet, dann der Hintergrund schwarz ausgefüllt, also die Fläche der Figuren ausgespart wird (Tafel II, Fig. 1–4). Die Muskeln und oft die Haare werden mit verdünnter Firnisfarbe, die alle Nuancen von Gelb bis Braun annimmt, gemalt, rote und weiße Deckfarbe wird für geringe Details und Inschriften verwendet. In den Darstellungen tritt die Mythologie zurück gegenüber den Bildern aus dem täglichen Leben. Die Zeichnung macht bedeutende Fortschritte, es werden alle möglichen Schrägansichten des menschlichen Körpers gegeben. Die erste Blütezeit dieser Malerei fällt in die Zeit der Perserkriege (der sogen. strenge Stil). Wir kennen aus dieser Zeit eine Reihe von Künstlerindividualitäten, so Euthymides, Euphronios, Duris, Brygos. Nach den Perserkriegen wendet sich die Vasenmalerei wieder mehr den mythologischen Stoffen zu, sie gibt sie in der neuen, durch die große Malerei des Polygnot und seiner Genossen ausgebildeten Auffassung und Kompositionsweise (der ältere schöne Stil). Großen Einfluß übte bald auch das Drama. Die Mängel der allmählich verfallenden Zeichenkunst sollen durch äußere Mittel, Anwendung von Gold und bunten Deckfarben, ausgeglichen werden, so besonders im 4. Jahrh., dessen Ende auch den Schluß der rotfigurigen Malerei bringt (der jüngere schöne oder freie Stil). Eine besondere Gattung bilden Gefäße mit weißem Pfeifentonüberzug und bunter Bemalung, die uns einen kleinen Ersatz der verlornen großen bunten Malereien geben, so die Lekythen (s. oben, Tafel II, Fig. 5). Die alte schwarzfigurige Malweise wurde übrigens in Attika noch im 4. Jahrh. für die ihren altertümlichen Schmuck bewahrenden panathenäischen Preisamphoren (Tafel I, Fig. 10) angewendet. Ferner kennen wir aus Böotien, besonders aus dem Heiligtum der Kabiren bei Theben, junge schwarzfigurige Gefäße lokaler Fabrik, die meist sehr derbe Mythenparodien zeigen (Tafel II, Fig. 7).

Am Ende des 5. Jahrh. begann auch in den Griechenstädten Unteritaliens eine rege Vasenmalerei, die sich zunächst eng an die rotfigurigen attischen Vorbilder anschloß, dann aber im 4. Jahrh. eine selbständigere Entwickelung nahm (Tafel II, Fig. 8). Beliebt sind Bilder aus Dramen. Die Figuren erscheinen in reichen Festgewändern. Noch ausgiebiger als in der jüngern attischen Malerei wird von Deckfarben Gebrauch gemacht, so auf den großen Prachtamphoren mit Volutenhenkeln. Im 3. Jahrh. wird das Aussparen der Figuren ganz aufgegeben, in hübsch dekorativer Weise werden Figuren und besonders Ornamente, wie Ranken Girlanden, in Deckfarben auf den schwarzen Firnisgrund gesetzt (Tafel II, Fig. 9). Ähnliche Erscheinungen zeigt um diese Zeit auch die Keramik in Griechenland und Kleinasien.

Immer hatte die Metalltechnik großen Einfluß auf die Gestaltung der Formen der Tongefäße geübt. Im 4. Jahrh. werden in Attika Gefäße beliebt, die reine Metallformen zeigen und ganz mit glänzendem schwarzen Firnis überzogen sind. Der Bauch ist oft gerieselt, diskret sind kleine Ornamente, wie Palmetten u. dgl. eingestempelt. Der Hals größerer Gefäße ist oft mit einem plastisch ausgesetzten, vergoldeten Kranz oder einer nachgeahmten Halskette geschmückt (Tafel II, Fig. 6). Auch in andern Fabriken werden solche Gefäße hergestellt, statt der Goldauflage wird später weiße Deckfarbe oder einfacher Tonschleim verwendet. Auch plastische Zusätze, wie Masken u. dgl., kommen vor. Im 3. Jahrh. blühte die Fabrikation in Kampanien. Ferner wurden Metallgefäße mit getriebener Verzierung in Ton genau nachgeahmt, so in den im 3. Jahrh. aufkommenden sogen. megarischen Bechern, Gefäßen von halbkugeliger Form ohne Fuß, mit geringem schwarzen oder braunen Firnis überzogen, der im 2. Jahrh. allmählich einem immer mehr sich vollendenden hochroten Überzuge weicht. Sie sind die Vorläufer der roten sogen. Terrasigillataware, die im 1. Jahrh. v. Chr. und in der frühen Kaiserzeit in großen Fabriken in Kleinasien und besonders in Italien (Arezzo und Kampanien) hergestellt und im ganzen römischen Reiche verbreitet wurde. Durch klassische Schönheit der Formen und der Verzierung zeichnen sich besonders die arretinischen, der augusteischen Zeit angehörenden Gefäße aus (Tafel II, Fig. 10). Eine bedeutende Nachblüte erlebte diese Industrie dann in Gallien, sie lebte sich schließlich in den römisch-germanischen Fabriken der Rheinlande aus. Neben den Gefäßen mit dem gewöhnlichen schwarzen oder roten Überzug wurden an verschiedenen Orten auch V. mit grüner oder gelbbrauner Bleiglasur, in Ägypten solche mit blauer Glasur, in der schon die altägyptische Technik sich auszeichnete, hergestellt.

Bedeutende Vasensammlungen befinden sich in Athen, Neapel, Rom, Florenz, Paris, Berlin, München, Würzburg, Karlsruhe, Wien, Petersburg, London, Oxford, Cambridge, Boston, New York.

Im Orient und in der neuern europäischen Kunst werden V. aus Metall (Silber, Bronze, Zinn etc.), Porzellan, Ton, Glas und anderm Material hergestellt. Beispiele finden sich auf den Tafeln »Bronzekunst IV«, Fig. 1, 2, 4, 6 u. 9; »Glaskunstindustrie I«, Fig. 16 u. 17; III, Fig. 1–7, 16 u. 17; »Keramik I«, Fig. 10 u. 14; II, Fig. 2–5, 7, 9–16. Über das Nähere in Geschichte und Technik vgl. die dazugehörigen Artikel.

Für die Literatur, besonders die ältern Werke, vgl. die Zusammenstellungen bei S. Reinach, Répertoire des vases peints (Par. 1899–1900, 2 Bde.). Zusammenfassende Darstellungen: Rayet u. Collignon, Histoire de la céramique grecque (Par. 1888); v. Rohden, Artikel »Vasen« in Baumeisters »Denkmäler des klassischen Altertums«, Bd. 3 (Münch. 1888); Birch, History of ancient pottery (neubearbeitet von Walters, Lond. 1905, 2 Bde.). Sehr gut sind auch die einleitenden Kapitel in Pottier, Catalogue des vases antiques, Musée du Louvre (Par. 1896–1906), und die von Pottier herausgegebene Sammlung »Vases antiques du Louvre« (das. 1897). Monumentale Werke: Hartwig, Die griechischen Meisterschalen der Blütezeit des strengen rotfigurigen Stiles (Berl. 1893); Furtwängler und Reichhold, Griechische Vasenmalerei (Münch. 1900 ff.).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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