- Vaselīn
Vaselīn (Mineralfett, Ozokerin, Kosmolin, Adeps petrolei), fettähnliche Substanz von der Konsistenz des Schweineschmalzes, wird aus amerikanischen Petroleumrückständen, aus Paraffinöl und Ozokerit dargestellt. Die Materialien werden mit konzentrierter Schwefelsäure, chromsaurem Kali und Tierkohle oder auch nur mit letzterer behandelt, und nachdem sie farblos geworden, läßt man überhitzten Wasserdampf direkt einströmen und steigert die Temperatur bis 250°. Nach einigen Stunden filtriert man das V. (etwa 25–30 Proz. des Rohstoffs) durch Papier. Gutes V. ist farb-, geruch- und geschmacklos, schmilzt zu einer klaren, farblosen Flüssigkeit und erstarrt wieder zu einer homogenen, nicht kristallinischen Masse. Es löst sich in heißem Alkohol und Äther, verhält sich gegen kochende Kalilauge vollkommen indifferent und wird von Schwefelsäure vom spez. Gew. 1,6 und Salpetersäure vom spez. Gew. 1,185 beim Kochen nicht verändert. Es verbrennt ohne Rückstand. Wegen seiner großen Beständigkeit an der Luft und weil es nie ranzig wird, benutzt man V., das zuerst 1876 auf der Industrieausstellung in Philadelphia erschien, namentlich als Körper für Salben, auch als kosmetisches Mittel, zu Einspritzungen unter die Haut, bei Tieren als Hufsalbe, bei Druckschäden, gegen Räude und Klauenseuche, zum Schmieren seiner Maschinenteile, als Schutzmittel gegen Rost und als Lederschmiere. Wegen seiner vollkommenen Geruchlosigkeit dient es zu den feinsten Pomaden, Cold-Creams etc. V. ist ein Gemisch von Kohlenwasserstoffen, das amerikanische V. ist z. B. im wesentlichen eine Lösung von pennsylvanischem Petroleumparaffin in geruchlos gemachtem Heptan. Die wesentlichen Unterschiede zwischen den verschiedenen Sorten beziehen sich auf die Konsistenz, den Schmelzpunkt, das Verhalten zu Alkohol. Gelbes V. dürfte für Salben dem weißen vorzuziehen sein. Künstliches V. ist eine Mischung von Ceresin mit Mineralölen. Vaselinöl ist ein gelbes oder farbloses Gemisch schwerer flüssiger Kohlenwasserstoffe und wird wie V. als Schmier- und Haaröl benutzt.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.