Eliot

Eliot

Eliot (spr. élljöt), 1) Sir John, engl. Staatsmann, geb. 20. April 1592, gest. 27. Nov. 1632, studierte in Oxford und unternahm dann Reisen auf dem Kontinent, während deren er mit dem spätern Herzog von Buckingham, dem Günstling Jakobs I. und Karls I., bekannt wurde. 1614 wurde er ins Parlament gewählt und 1619 zum Vizeadmiral von Devon ernannt. Im Parlament von 1626 schloß er sich der Opposition an und verlangte namentlich wegen des kläglichen Ausganges der Expeditionen nach Cadix und La Rochelle die Anklage Buckinghams; Karl I. entsetzte ihn deshalb seines Amtes und ließ ihn eine Zeitlang im Tower gefangen halten. Trotzdem war E. im Parlament von 1628 der Führer der Opposition und wirkte für die Ausarbeitung der Petition of rights. Als 2. März 1629 das Parlament vertagt wurde, weigerte E. sich, dem Befehl Folge zu leisten, und setzte, ehe man auseinanderging, drei Resolutionen durch, welche das Vorgehen der Regierung für verräterisch erklärten. Er wurde deshalb 4. März verhaftet und starb im Tower. Vgl. Forster, Sir John E. (2. Aufl., Lond. 1872).

2) John, geb. 1604 in England, gest. 1690, seit 1631 Prediger einer Independentengemeinde zu Roxbury in Neuengland, begann seit 1646 die Bekehrung der Indianer. Er lieferte auch eine Übersetzung der Bibel in der Mohikanersprache. Vgl. seine Biographie von Fravcis im 5. Band von Sparks' »American Biography«; Caverly, Life and labors of John E.. (Lowell, Mass., 1881).

3) George (eigentlich Mary-Anu Evans), berühmte engl. Schriftstellerin, geb. 22. Nov. 1819 auf Arbury Farm in Warwickshire, gest. 23. Dez. 1880 in London, war die Tochter eines Baumeisters, der bald nach Griff (bei Nuneaton) und 1841 nach Coventry übersiedelte, und erhielt eine vortreffliche Erziehung, namentlich in Sprachen (Griechisch und Lateinisch, Deutsch, Französisch und Italienisch, sogar Hebräisch). Als Schriftstellerin trat sie zuerst mit einer Übersetzung von Strauß' »Leben Jesu« (1846) hervor. Bald darauf machte sie Reisen auf dem Festland und ließ sich 1851 in London nieder. Hier trat sie in die Redaktion der freisinnigen »Westminster Review« ein und gewann die Freundschaft J. Stuart Mills und Herbert Spencers. Auch führte sie Feuerbach mit einer Übersetzung von dessen »Wesen des Christentums« (1854) in England ein. Bisher nannte sie sich Grace Evans, von jetzt an George E. Mit den zuerst in »Blackwood's Magazine« erschienenen »Scenes of clerical life« (Edinb. 1854, neue Ausg. 1868), anmutig geschriebenen Genrebildern aus dem Leben englischer Geistlichen, und mit dem Roman »Adam Bede« (1859) begründete sie ihren literarischen Ruhm. Ausgezeichnet durch lebenswahre und seine Charakteristik, eigenartige, gesunde Lebensanschauung und eine auffallende Vertrautheit mit allen Einzelheiten des englischen Volkslebens sind auch: »The mill on the floss« (1860) und »Silas Marner, the weaver of Raveloe« (1861), Romane, die sie unter dem Einfluß von Mrs. Elizabeth Gaskell schrieb. Äußerlich realistisch in der getreuen Wiedergabe des midland-life, gewinnen sie ihre tiefere Bedeutung als »psychologische Romane«, indem die Ereignisse aus den Charakteren folgern und so begründet werden. Wurde bisher von der Dichterin das Leben ihrer engern Heimat seelisch erklärt, so geht sie in der zweiten Periode ihres Schaffens um einen Schritt weiter in der Durchführung des psychologischen Romans: sie schafft sich Charaktere zur Darstellung psychologischer Phänomene. Erst benutzt sie hierzu einen fernabliegenden Stoff in dem historischen Roman »Romola« (1863), der auf Grund eingehender Studien ein glänzendes Bild des italienischen Lebens zur Zeit Savonarolas, der zweiten Hälfte des 15. Jahrh., entrollt. Später kehrt sie äußerlich wieder in ihre Heimat zurück mit den Romanen: »Felix Holt, the radical« (1866), »Middlemarch« (1871) und »Daniel Deronda« (1876). In dieser zweiten Periode macht sich der Einfluß von Scott und Comte geltend. Drei Dichtungen in gebundener Rede: »The Spanish gipsy« (1868, 5. Aufl. 1875), eine Geschichte aus der jüdisch-maurischen Zeit Spaniens, »Agatha« (1869), und »The legend of Jubal« (1874), sowie ein dramatischer Versuch: »Armgart« (1871), gewannen geringern Beifall. Ihr letztes Werk war eine Sammlung von Essays u. d. T. »The impressions of Theophrastus Such« (1879). George E. war viele Jahre hindurch die intime Lebensgefährtin des Schriftstellers G. H. Lewes, ohne jedoch, da Lewes' Gattin noch lebte (im Irrenhaus), mit ihm verheiratet zu sein. Nach seinem Tode (1878) verheiratete sie sich in schon vorgerücktem Alter mit einem alten Freunde, dem Kaufmann J. Walter Croß, starb aber bald darauf. Im Roman gilt E. in England unbestritten als die Meisterin der neuern Zeit. Alle ihre Romane wurden ins Deutsche übersetzt. Auszüge aus ihren Werken stellte A. Main in dem Werk »Wise, witty and tender sayings from the works of George E.« (10. Aufl., Lond. 1898) zusammen. Ihre Biographie nebst Briefen und Tagebüchern veröffentlichte ihr Gatte CroßGeorge Eliot's life as related in her letters and journals«, Lond. 1885, 3 Bde.; 4. Ausg. 1902). Vgl. auch Julian Schmidt, Bilder aus dem geistigen Leben unsrer Zeit (Leipz. 1870); Mathilde Blind, George E. (3. Aufl., Lond. 1895); E. v. Wolzogen, G. E. (Leipz. 1885); die biographischen Aufsätze von Morley (in »Macmillan's Magazine«, Februar 1885), Hutton (in der »Contemporary Review«, März 1885), Lord Acton (im »Nineteenth Century«, März 1885; deutsch, Berl. 1886); H. Conrad, George E., ihr Leben und Schaffen (das. 1888); O. Browning, George E. (Lond. 1890); L. Stephen, George E. (das. 1902); Westermarck, G. E. och den engelska naturaliska romanen (Helsingfors 1894).

4) Samuel, amerikan. Historiker, geb. 22. Dez. 1821 in Boston, gest. 1898, studierte am Harvard College, machte größere Reisen und faßte 1845 in Rom den Plan, eine »History of liberty« zu schreiben. Als eine Probe davon ließ er 1847 die »Passages from the history of liberty« (von dem Leben Arnolds von Brescia, Savonarolas und andrer italienischer Reformatoren handelnd) erscheinen, denen 1849 das Werk »The liberty of Rome« (2 Bde.; 1852 neu hrsg. u. d. T.: »History of liberty«, 1. Teil: »The ancient Romans«, 2. Teil: »History of the early Christians«, 2 Bde.) nachfolgte. 1856 zum Professor ernannt, war er 1860–64 Präsident des Trinity College zu Hartford. Seitdem lebte er in seiner Vaterstadt. Von seinen Werken sind noch zu nennen: »Manual of the United States history between the years 1492 and 1850« (1856, neue Ausg. 1877) und »Early relations with the Indians« (1869).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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