Bonifatius [1]

Bonifatius [1]

Bonifatius (oft fälschlich Bonifacius [»Wohltäter«], während die ursprüngliche Form auf lat. fatēri, »bekennen«, zurückgeht), 1) einer der letzten großen Heerführer des weströmischen Reiches, ward um 420 Militärstatthalter in Afrika, wo er durch Gerechtigkeit und Eifer für das Christentum die Freundschaft des Kirchenvaters Augustinus gewann. Um 427 zettelte jedoch der magister militum Felix zu Ravenna einen Aufstand unter den afrikanischen Reichstruppen gegen B. an; nach dessen Mißlingen ward B. dennoch abberufen, weil er einer großen Maurenempörung nicht Herr werden konnte, blieb aber. Nun wäre es fast zu einem Kampfe zwischen B. und dem 428 gegen ihn geschickten comes Segisvult gekommen, hätte nicht (Anfang 429) der kaiserliche Gesandte Darius einen Ausgleich zu stande gebracht; B. ward wieder eingesetzt, und Segisvult verließ das Land. Während dieser Wirren hatte B. den seit 425 drohenden Einfall der Vandalen aus Spanien unbeachtet gelassen; so erklärten spätere Geschichtschreiber (Prokop, Jordanes, Paulus Diaconus) das auffallend schnelle Gelingen der vandalischen Eroberung fälschlich damit, B. selbst habe den König Geiserich (s.d.) nach Afrika gerufen. B. vermochte nur Hippo Regius, Cirta und die Hauptstadt Karthago zu halten, wurde gegen Aëtius (s.d. 2) nach Italien geholt, hier zum Oberbefehlshaber ernannt, starb aber, tödlich verwundet, 432. Sein Schwiegersohn Sebastianus ging, von Aëtius verjagt, später nach Karthago, wurde aber von dem mißtrauischen Geiserich hingerichtet. Vgl. L. Schmidt in der »Historischen Vierteljahrschrift«, Bd. 2 (Leipz. 1899).

2) B. der Heilige, genannt Apostel der Deutschen, eigentlich Wynfrith (Freundfried?), geb. um 675 in Devonshire, vielleicht zu Kirton, aus edlem angelsächsischen Geschlecht, in den Klöstern Adescancastre (Exeter) und Nhutscelle (Nutshalling zwischen Winchester und Southampton) erzogen, widmete sich der Mission. Nach vergeblichem Versuch in Friesland (716), begab er sich 718 nach Rom, erhielt hier von Papst Gregor II. den Namen B. und ward mit Vollmacht zu Predigt und Organisation für die deutschen Gebiete ausgestattet. Nach kurzer Wirksamkeit in Thüringen und längerer in Friesland als Gehilfe Willibrords (s.d.) arbeitete er 722 in Hessen, wo er das Kloster Amöneburg gründete. Bei einer zweiten Anwesenheit in Rom 722 (723) zum Bischof geweiht, nahm er unter Karl Martells Schutz die Mission in Hessen und Thüringen wieder auf und gründete im Verein mit treuen Gehilfen aus England (Lul, die Missionarin Lioba) und Deutschland (Sturm) in den folgenden Jahrzehnten viele Klöster (Ohrdruf, Fritzlar, Tauberbischofsheim, Kitzingen, Ochsenfurt, Fulda, Heidenheim). Inzwischen ernannte ihn Gregor III. 732 zum Erzbischof. Dem Wunsche B.' auf seiner dritten Romfahrt (738), ihn von seinem Bistum zu entbinden, entsprach der Papst nicht, übertrug ihm vielmehr die Organisation der bayrischen und mitteldeutschen Kirchen. Diesem Auftrag verdankten die Bistümer Passau, Regensburg und Freising ihre Gründung, Salzburg seine Reorganisation. Die Gründung der mitteldeutschen Bistümer Buraburg (bei Fritzlar für Hessen), Würzburg und Erfurt (für Thüringen), Eichstätt (für den von Bayern abgetrennten Teil des Nordgaues) erfolgte wenig später, vielleicht nicht mehr unter Karl Martell (gest. 742), sondern erst unter Karlmann, der B. zur Reform auch der fränkischen Kirche berief. Auf mehreren Synoden wurde diese Reform bewerkstelligt. Der Plan, B. zum Erzbischof für Austrasien mit der Metropole Köln einzusetzen, scheiterte an der Eifersucht der fränkischen Bischöfe; B. blieb Bischof von Mainz. 754 übertrug er das Bistum seinem Freunde Lul; er selbst unternahm eine Missionsreise durch Friesland und wurde 5. Juni 755 (754) bei Dokkum an der Unterweser erschlagen. Sein Leichnam ist in Fulda beigesetzt, wo ihm 1842 eine von Henschel gearbeitete Statue errichtet wurde. Ein Denkmal steht auch bei dem Dorf Altenbergen (s.d.) im Gothaischen. Seit der Säkularfeier seines Todes 1855 kommen die deutschen Bischöfe alljährlich in Fulda zusammen. B.' Briefe gaben JafféBibliotheca rerum germanicarum«, Bd. 3, Berl. 1866) und DümmlerMonumenta Germaniae, Epistolae«, Bd. 3, das. 1892) heraus, seine Gedichte und Rätsel DümmlerMonumenta Germaniae, Poetae«, Bd. 1, das. 1881). Gesamtausgabe von Nürnberger in Vorbereitung. Deutsche Übersetzung der Werke von Külb (Regensb. 1859f., 2 Bde.). B.' Leben beschrieb der Mainzer Priester Wilibald (vor 786; abgedruckt in »Monumenta Germaniae, Scriptores«, Bd. 2, Berl. 1829, auch separat, und bei Jaffé, s. oben; deutsch von Bonnell, das. 1888). Vgl. die Biographien von A. Werner (Leipz. 1875), Buß (hrsg. von Scherer, Tübing. 1880), O. Fischer (Leipz. 1881), Ebrard (Gütersloh 1882) und vor allem Hauck, Kirchengeschichte Deutschlands, Bd. 1 (2. Aufl., Leipz. 1898).

3) B. II., Markgraf von Montserrat, dritter Sohn Wilhelms des ältern, Bruder des Grafen Konrad (gest. 1192), ward 1187 in der Schlacht bei Hittin von Saladin gefangen, schloß sich 1202 dem vierten Kreuzzug an, zeichnete sich bei der Eroberung Konstantinopels 1203 aus, erhielt 1204 Makedonien und Thessalien als »Königreich Thessalonich« und fiel 1207 gegen die Bulgaren.


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