Bonifatius [2]

Bonifatius [2]

Bonifatius (Bonifacius), Name von neun Päpsten: 1) St. B. I., 418–422, wurde durch Kaiser Honorius gegen den Gegenpapst Eulalius eingesetzt und in seinen Bemühungen um die Geltendmachung der kirchlichen Gerichtsbarkeit Roms über Illyrien unterstützt. Er wurde kanonisiert. – 2) B. II., geb. in Rom, germanischer Abkunft, regierte 530–532 und machte den von dem Ostgotenkönig Athalarich vereitelten Versuch, seinen Nachfolger selbst zu bestimmen. – 3) B. III., ein Römer, vom Februar bis November 607 Papst, erhielt vom griechischen Kaiser Phokas den Titel eines »Oberhaupts aller Kirchen«. – 4) B. IV. regierte 608 bis 615. – 5) B. V. regierte 619 bis 625. – 6) B. VI. war 896 nur 15 Tage Papst. – 7) B. [VII.], ward 974 als Gegenpapst gegen Benedikt VI. aufgestellt, an dessen Ermordung er beteiligt war, floh dann nach Konstantinopel, von wo er 984 zurückkehrte, seinen Gegner Johann XIV. gefangen setzen und ermorden ließ; er starb 985. – 8) B. VIII., vorher Benedikt Gaetani, geb. um 1235 in Anagni, rechtsgelehrt und geschäftskundig, seit 1281 Kardinal, ward 14. Dez. 1294 zum Papst gewählt. Sein leidenschaftlich verfolgtes Ziel war, die päpstliche Gewalt zur höchsten auf Erden zu erheben und ihr auch alle weltlichen Herrscher untertan zu machen. Mit den Kardinälen aus der Familie Colonna in Zwist geraten, ächtete er ihr ganzes Geschlecht. Er beanspruchte ein Verfügungsrecht über die Kronen von Ungarn, Polen, Sizilien und belehnte den König Jakob von Aragon mit Korsika und Sardinien. Den Königen von Frankreich und England gebot er Frieden, die deutsche Königswahl wollte er von seiner Approbation unbedingt abhängig machen und verweigerte daher Albrecht I. die Anerkennung, bis dieser sich 1303 zu demütigem Gehorsam eidlich verpflichtete. In der Bulle Unam sanctam vom 18. Nov. 1302 erklärte B. den Papst für den Inhaber der obersten geistlichen und weltlichen Gewalt, dem jede menschliche Kreatur um ihres Heiles willen untertänig sein müsse. Mit Philipp IV. von Frankreich geriet er in Streit, weil er in den Bullen Clericis laïcos (1296) und Ausculta fili (1301) die Besteuerung des französischen Klerus verboten und die oberstrichterliche Gewalt über den König beansprucht hatte. Als der König mit Unterstützung seiner Stände den Kampf aufnahm und den Papst 1303 auf einer Notabelnversammlung der Ketzerei und Simonie anklagte, antwortete B. mit dem Bann. Allein 7. Sept. d. I. wurde B. in Anagni durch den französischen Kanzler Nogaret, den Philipp nach Italien schickte, mit Hilfe der Colonna gefangen genommen. Zwar ward er 9. Sept. durch das Volk befreit und gelangte 18. Sept. nach Rom, starb aber schon 12. Okt. 1303 an einem alten Steinleiden. B. veranstaltete das erste römische Jubeljahr 1300 mit vollkommenem Ablaß für alle Besucher Roms. Dante hatte ihm als Simonisten einen Platz in der Hölle angewiesen. Vgl. Drumann, Geschichte B.'VIII. (Königsb. 1852, 2 Bde.); »Registres de Boniface VIII« (hrsg. von Digard u. a., Par. 1884–91); Finke, Aus den Tagen Bonifaz' VIII. (Münster 1902). – 9) B. IX., vorher Pietro Tomacelli, aus Neapel, ward, während Clemens VII. zu Avignon residierte, in Rom 2. Nov. 1389 Nachfolger Urbans VI. und nutzte seine Befugnisse zum Gelderwerb aus. In Italien stützte er sich namentlich auf den jungen Ladislaus von Ungarn, dem er zur Krone von Neapel verhalf. Bei der Absetzung des deutschen Königs Wenzel und der Wahl Ruprechts von der Pfalz (1400) nahm er eine zweideutige Haltung ein. Er starb 1. Okt. 1404.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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