- Mansfeld [3]
Mansfeld, deutsches Grafengeschlecht, nach dem alten Schloß M. in der gleichnamigen deutschen Grafschaft (s. oben) benannt. Als der Ahnherr des Stammes wird Hoyer von M. 1060 genannt, der als treuer Anhänger Kaiser Heinrichs V. bekannt ist. Er überfiel den Pfalzgrafen Siegfried, Wiprecht von Groitzsch und Ludwig den Springer 1113 bei Warnstedt und fiel 11. Febr. 1115 in der Schlacht am Welfesholz gegen die Sachsen in einem Einzelkampf mit Wiprecht dem Jüngern von Groitzsch. Sein Andenken lebt in Sagen und Liedern fort. Von den beiden Linien, die Hoyers Enkel Ulrich und Burkhard bei der Teilung ihres Erbes gründeten, starb die erstere im Laufe des 14. Jahrh., die letztere noch mit dem Stifter selbst aus, der nur zwei Töchter hinterließ. Durch die Vermählung der einen, Sophie, mit Burkhard von Querfurt (1219) kamen die Besitzungen ihres Vaters an das querfurtische Geschlecht, und Sophiens Sohn, Burkhard (I.), der auch Burggraf zu Magdeburg war, wird daher als Stifter der mansfeldisch-querfurtischen Linie ausgeführt (1264). Die Reichsunmittelbarkeit ging im 15. Jahrh. verloren, die Grafschaft M. wurde Lehen teils von Kursachsen, teils von Magdeburg und Halberstadt. Mehrfach fanden Teilungen des Besitzes statt, deren folgenreichste die von 1475 ist. Albrecht wurde damals der Stifter der vorderortischen, Ernst der Stifter der hinterortischen Linie. Die letztere teilte sich nochmals in die mittelortische oder schraplausche und in die hinterortische Nebenlinie, von denen die erstere 1567, die andre 1666 erlosch. Von den sechs Nebenlinien, in die sich die vorderortische wieder spaltete, erhielt sich die bornstädtische, die 1600 in den Reichsfürstenstand erhoben wurde, am längsten. Sie erlosch 31. März 1780 mit Joseph Wenzel, Fürsten von Fondi und Grafen von M., k. k. Kämmerer. Die mansfeldischen Lehen, der großen Schulden halber bereits im 16. Jahrh. von den Lehnsherren sequestriert, fielen hierauf zu 3/5 an Kursachsen und zu 2/5 an Preußen, die Allodialgüter in Böhmen aber durch Vermählung von Joseph Wenzels Halbschwester an das Haus Colloredo, das fortan das mansfeldische Wappen und den Namen Colloredo-M. annahm. Vgl. Niemann, Geschichte der Grafen von M. (Aschersl. 1834). Die namhaftesten Sprößlinge des Geschlechts sind:
1) Albrecht, Graf, geb. 1480, gest. 4. März 1560, schloß sich mit seinem Bruder Gebhard 1519 der Reformation an und erscheint mit ihm bei allen wichtigern Verhandlungen jener Zeit, so bei denen zu Schmalkalden (1530 und 1537) und zu Köln. Während des Schmalkaldischen Kriegs geächtet und seiner Besitzungen beraubt, ging Albrecht nach Bremen und besiegte vor dessen Toren 24. Mai 1547 das kaiserliche Heer unter Erich von Braunschweig. Später zeichnete er sich bei der Verteidigung von Magdeburg rühmlich aus. – Sein Sohn Volradt beteiligte sich an den Kriegen in Deutschland und kämpfte dann als Führer deutscher Hilfstruppen auf der Seite der Hugenotten in Frankreich, besonders im Treffen von Moncontour (3. Okt. 1569), und starb 1578.
2) Peter Ernst I., Graf, später Fürst von, geb. 15. Juli 1517, gest. 22. Mai 1604 in Luxemburg, neunter Sohn des Grafen Ernst (gest. 1532) und Begründer des belgischen Zweigs (Heldrungen) seiner Familie, kam in seinem 14. Jahr an den Hof Ferdinands I., folgte 1535 Karl V. gegen Tunis und zeichnete sich 1543 mit seiner Reiterkompanie bei der Belagerung von Landrecies aus. 1545 vom Kaiser zum Statthalter des Herzogtums Luxemburg und der Grafschaft Chiny erhoben, fiel er 1551 in Frankreich ein, geriet aber, in Ivry eingeschlossen, 1552 in französische Gefangenschaft, kam erst 1557 durch Loskauf frei und focht dann bei St.-Quentin mit. Beim Ausbruch der Unruhen in den Niederlanden blieb er König Philipp treu, befehligte 1566 die Truppen in Brüssel, 1567 in Antwerpen, zog 1569 mit 5000 Mann dem König von Frankreich zu Hilfe, wo er sich bei Moncontour auszeichnete, wurde dann General der spanischen Armee und von Requesens in den Großen Staatsrat gezogen. 1579 belagerte er und erstürmte 29. Juni Maastricht, dann focht er glücklich in Geldern, Hennegau, Artois und andern Provinzen und eroberte im Dezember 1588 nach langer Belagerung die Stadt Wachtendonk, worauf ihm zu verschiedenen Malen die Geschäfte eines Oberstatthalters übertragen wurden. 1594 gefürstet, begleitete er schon hoch bejahrt den Erzherzog Albrecht in die Picardie und zur Belagerung von Calais, zog sich aber 1597 von allen öffentlichen Geschäften zurück. In Luxemburg hatte er in dem von ihm erbauten Palast eine große Sammlung von Kunstaltertümern aufgehäuft.
3) Karl von, Sohn des vorigen, geb. 1543, gest. 24. Aug. 1595 in Komorn, wurde in Frankreich erzogen und tat auch dort seine ersten Dienste, wurde unter König Philipp II. General und Admiral der niederländischen Meere und ging mit spanischen Hilfsvölkern nach Ungarn, wo er 1595 den Sieg von Gran erfocht.
4) Peter Ernst 11., gewöhnlich nur Ernst von M. genannt, einer der kühnsten Parteigänger des Dreißigjährigen Krieges, geb. 1580 in Luxemburg, gest. 29. Nov. 1626, Sohn von M. 2) aus einer kirchlich nicht sanktionierten Verbindung mit einer Niederländerin, Anna van Bentzerath, verrichtete am Hofe seines Vaters zu Luxemburg Pagendienste, focht früh unter seinem Bruder Karl in Ungarn und zeichnete sich in spanischen Diensten bei der Belagerung von Ostende (1601–04) aus. Beim Ausbruch des jülich-klevischen Erbfolgestreits (1609) ging er in des Erzherzogs Leopold Dienste über und machte sich durch Raub und Plünderung gefürchtet. 1610 in Schleiden überfallen und gefangen, wurde er von Leopold trotz früherer Versprechungen nicht losgekauft, auch für neue Dienste nur mit Hohn und Spott belohnt und ging mit seinen Truppen im Elsaß zur Union über. Dem Herzog Karl Emanuel von Savoyen 1613 zu Hilfe geschickt, focht er gegen die Spanier, warb 1617 in Deutschland neue Truppen, trat als General der Artillerie und Oberst eines Infanterieregiments 1618 in die Dienste der böhmischen Rebellen und ward dafür vom Kaiser geächtet. In seinem Ehrgeiz gekränkt, lag er 1620 untätig in Pilsen und unterhandelte nach beiden Seiten, bis die Schlacht am Weißen Berg der Herrschaft Friedrichs V. ein Ende machte. Nach der Kapitulation Pilsens 1620 zog er einen großen Teil des zersprengten Böhmenheers sowie englisches und pfälzisches Hilfsvolk an sich, behauptete sich bis zum Herbst 1621 in der Oberpfalz, wandte sich dann nach dem Rhein, entsetzte das von den Spaniern hart bedrängte Frankenthal, drang ins Bistum Speyer ein, focht glücklich gegen Tilly und Don Gonzalez de Cordoba, brandschatzte allenthalben und bezog dann zu Hagenau Winterquartiere. Im Frühjahr 1622 setzte er über den Rhein, vereinigte sich mit dem Markgrafen von Baden und schlug Tilly bei Wiesloch 27. April. Unklugerweise trennte er sich aber wieder vom Markgrafen und unternahm ziel- und erfolglose Züge durch Elsaß und Hessen. Nachdem er sich mit Christian von Braunschweig (s. Christian 7) nach dessen Niederlage bei Höchst (20. Juni 1622) vereinigt, traten beide Heerführer, als Pfalzgraf Friedrich wider Erwarten die Waffen niederlegte, in die Dienste der Generalstaaten, bahnten sich den Weg durch die spanischen Niederlande, indem sie Cordoba bei Fleurus 29. Aug. schlugen, und vereinigten sich mit dem Prinzen Moritz von Oranien zu Rozendaal. Von den Generalstaaten im November nach Ostfriesland geschickt, um den Grafen Enno wegen seines Einverständnisses mit den Spaniern zu züchtigen, nahm M. alle festen Plätze daselbst ein und Enno selbst gefangen. Mehrere Monate blieb er in dieser Grafschaft, wo sein Kriegsvolk entsetzlich hauste, bis er, mit einer großen Summe Geldes abgefunden, im Juli 1623 sein bereits in Auflösung begriffenes Heer entließ. Er zog sich nun als Privatmann nach dem Haag zurück, ging aber bald nach Paris und von da nach London und wurde vom König glänzend empfangen und reich beschenkt. Mit 12,000 Mann in England geworbener Truppen kam er im Februar 1625 wieder nach dem Festland, zunächst nach den Niederlanden, dann an die untere Elbe. Nach Beginn des niedersächsischen Krieges brach M. im Februar 1626 mit 12,000 Mann aus seinem Winterlager bei Lübeck auf, fiel in das Anhaltische ein und griff Wallenstein 25. April in seiner Stellung an der Dessauer Brücke an, ward aber völlig geschlagen. Schnell warb er in der Mark Brandenburg wieder ein Heer von 12,000 Mann, das durch französische Subsidien unterhalten wurde, zog 5000 Dänen unter Johann Ernst dem Jüngern von Weimar an sich und brach nun mit diesem 30. Juni d. J. aus seinem Hauptquartier zu Havelberg auf, um in die Erbländer des Kaisers einzufallen und Wallenstein vom dänischen Hauptheer in Niedersachsen abzuziehen. Durch Schlesien setzte er unter steten Verfolgungen des Feindes seinen Marsch nach Mähren und Ungarn fort, wo er sich mit Gabriel Bethlen von Siebenbürgen vereinigte. Als dieser aber mit dem Kaiser Frieden schloß, wandte er sich durch das türkische Gebiet nach Venedig. Doch ereilte ihn der Tod in dem bosnischen Dorf Rakowitza bei Sarajevo. Er erwartete ihn in vollem Waffenschmuck und stehend, auf zwei Diener gestützt. Sein Leichnam wurde in Spalato begraben. Vgl. Reuß, Graf Ernst von M. im böhmischen Krieg 1618–1621 (Braunschw. 1865); Villermont, Ernest de M. (Brüssel 1866, 2 Bde.); Ütterodt zu Scharffenberg, Ernest, Graf zu M., 1580–1626 (mit Originalbriefen Mansfelds und Tillys, Gotha 1867); Großmann, Des Grafen E. v. M. letzte Pläne und Taten (Bresl. 1876); E. Fischer, Des Mansfelders Tod (Programm, Berl. 1878).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.