Kisfaludy

Kisfaludy

Kisfaludy (spr. kisch-), 1) Sándor (Alexander), berühmter ungar. Dichter, geb. 27. Sept. 1772 zu Sümeg im Zalaer Komitat, gest. 28. Okt. 1844, nahm früh Kriegsdienste, geriet 1793 als Leutnant in Italien in die Gefangenschaft der Franzosen und erhielt erst nach vier Jahren seine Freiheit wieder. Nachdem er 1799 noch am Rhein und in der Schweiz gefochten, nahm er 1801 seinen Abschied. Bei der ungarischen Insurrektion 1809 ward er zum Major bei einer Division ernannt und bald darauf Adjutant beim Erzherzog-Palatin. Nach Beendigung des Krieges zog er sich auf sein Gut zurück. K., seit 1830 Mitglied der unter seiner Mitwirkung gestifteten ungarischen Akademie, hat auf die Entwickelung und Vervollkommnung seiner vaterländischen Sprache und deren schöner Literatur einen großen Einfluß geübt. Seinen Ruhm begründete er durch »Himfys Liebeslieder« (»Himfy szerelmei«, Ofen 1807, 2 Bde.), die, obwohl an vielen Stellen überschwenglich, doch durch Wärme des Gefühls und Schönheit der Sprache allgemeines Aufsehen erregten. Noch schrieb er: »Sagen aus Ungarns Vorzeit« (»Regék a magyar előidőből«, Ofen 1807, 2. Aufl. 1812; deutsch von Machnik, Pest 1863), das Epos »Gyula szerelme« (Ofen 1825; deutsch von Gebell-Ennsburg: »Gyulas Liebe«, Dresden 1893) und Dramen (das. 1825, 2 Bde.; darunter »Johann Hunyady« und »Ladislaus der Kumanier«). Gesamtausgaben seiner Werke veranstalteten Toldy (Pest 1847, 6 Bde.) und D. Angyal (das. 1892, 8 Bde.); »Nachgelassene Werke« erschienen 1870 in 4 Bänden. Im Nationalmuseum zu Budapest ist das Denkmal des Dichters aufgestellt.

2) Károly (Karl), ungar. dramatischer Dichter, Bruder des vorigen, geb. 5. Febr. 1788 zu Téth im Raaber Komitat, gest. 11. Nov. 1830, machte 1805–1809 die Feldzüge in Italien und Deutschland mit, lebte dann in Wien als Maler und siedelte 1817 nach Pest über. Hier gab er von 1822 an den poetischen Almanach »Aurora« (9 Jahrgänge) heraus und machte sich durch seine Bühnenstücke zum Liebling des Publikums. Mit K. beginnt die neue Ära des ungarischen Theaters. Seine Trauerspiele, wie: »Die Tataren in Ungarn« (Pest 1814), »Ilka oder die Einnahme von Belgrad« (Ofen 1819), »Stibor« (das. 1820) u. a., behandeln Episoden aus der ungarischen Geschichte. Seine Lustspiele haben sämtlich das ungarische Volksleben zum Vorwurf; unter ihnen war »Student Matthias« lange Zeit ein Zugstück. Eine Sammlung seiner Werke veranstaltete Toldy (1831, 10 Bde.; 7. Aufl., Pest 1893, 6 Bde.). Eine Übersetzung mehrerer seiner dramatischen Arbeiten findet sich in Gaals »Theater der Magyaren« (Brünn 1820). Sein Leben beschrieb Bánóczi (Pest 1882). – Eine bleibende Erinnerung an die Brüder K., namentlich an Károly, ist die 1836 gegründete, seit 1844 wirkende Kisfaludy-Gesellschaft, die durch die jährlich verteilten Preise viele gediegene Arbeiten hervorgerufen hat und durch ihre Jahrbücher, ihr kritisches Journal »Szépirodalmi Szemle«, die Herausgabe älterer und neuerer ungarischer Meisterwerke etc. bedeutsamen Einfluß auf die Entfaltung der jungen ungarischen Literatur ausübt. Außerdem lieferte sie gediegene Übersetzungen antiker und moderner Meisterwerke (Shakespeare, Moliere, Cervantes u. a.) und veröffentlichte Sammlungen von ungarischen Volksliedern etc.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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