- Ladislāus
Ladislāus (ungar. Laszlo), 1) L. L. I., der Heilige, König von Ungarn, Sohn Bélas I., erhielt nebst seinen Brüdern Geisa (Géza) und Lambert von König Salomon einen Teil Ungarns als Herzogtum, kämpfte glücklich gegen die Kumanen am Hügel Cserhalom, schlug und stürzte 1074 mit Geisa Salomon und wurde nach Geisas Tod (1077) als König von Ungarn anerkannt. Nachdem er die Aufforderung Gregors VII., ihn als Lehnsherrn anzuerkennen, zurückgewiesen hatte, schlug er einen Versuch Salomons, die Krone wiederzugewinnen, zurück und hielt ihn eine Zeitlang gefangen. 1091 unterwarf er die Kroaten und setzte seinen Neffen Almos über sie, gründete in Agram ein Bistum und ordnete in Ungarn die kirchlichen Verhältnisse; die Überreste des Heidentums rottete er sorgsam aus, bekehrte die angesiedelten Kumanen und erließ strenge Gesetze. Er starb 29. Juli 1095 und wurde in Großwardein begraben, wo ihm später eine Reiterstatue errichtet wurde. Er war einer der gefeiertsten und populärsten Könige aus dem Arpadengeschlecht. Wegen seiner Verdienste um das Christentum wurde er 1192 unter die Heiligen erhoben.
2) L. II., Sohn Bélas II., des Blinden, und der Helene (Ilona) von Serbien, wurde gegen seines Bruders Géza II. Sohn und Nachfolger Stephan III. 1162 von dem oströmischen Kaiser Manuel als Gegenkönig ausgerufen, starb aber schon im Januar 1163, vielleicht an Gift.
3) L. III., geb. 1199 als Sohn König Emerichs (1196–1204) und der Konstanze von Aragonien, wurde von seinem Oheim und Vormund Andreas II. verdrängt und starb als Flüchtling am Hofe Leopolds VI. in Wien 7. Mai 1205.
4) L. IV., Cumanicus (der Kumanier), Sohn des ungar. Königs Stephan V., geb. um 1262, regierte von 1272–90. Zunächst stand er unter der Vormundschaft seiner Mutter, der kumanischem Blut entsprossenen Königin Elisabeth, und ihrer Günstlinge. Einer von diesen, Joachim Pektári, schloß mit Rudolf von Habsburg Waffenbrüderschaft, und 1278 nahmen dann die Ungarn siegreichen Anteil an der Niederwerfung Ottokars von Böhmen bei Dürnkrut. Späterhin geriet L. immer mehr in Abhängigkeit der von ihm begünstigten Kumanen, mit denen er seine Tage verbrachte. Im Lande griff infolgedessen völlige Anarchie um sich. Schließlich wurde L. 1290 auf Anstiften seiner verlassenen Geliebten von drei Kumanen in seinem Zelte bei Körösszeg ermordet.
5) L. V., auch Posthumus (der »Nachgeborne«). König von Ungarn und Böhmen, der nachgeborne Sohn des Kaisers und Königs Albrecht II. und der Elisabeth, der Tochter Kaiser Siegmunds, geb. 27. Febr. 1440. Das Erbe seines Vaters suchte ihm sein Oheim und Vormund, Friedrich III., an dessen Hof zu Wiener-Neustadt L. aufwuchs, vorzuenthalten. Erst als Johannes Hunyadi im Bunde mit den österreichischen und böhmischen Ständen L. 1452 befreite, konnte L. sein Erbe antreten. Doch geriet er bald in Abhängigkeit seines Oheims, Ulrichs von Cilli, und kümmerte sich wenig um seine Pflichten. An dem glorreichen Entsatz von Belgrad (1456) durch Joh. Hunyadi hatte er keinen Anteil. Als er aber dann, um die Ermordung Ulrichs zu rächen, Ladislaus Hunyadi in Ofen enthaupten ließ, mußte er aus Ungarn eilends nach Prag flüchten, wohin ihm auch Matth. Hunyadi als Gefangener folgen mußte. Im Begriff, sich mit einer französischen Prinzessin zu vermählen, starb er plötzlich (man glaubte durch Vergiftung) 23. Nov. 1457.
6) L., König von Neapel, Sohn Karls des Kleinen von Durazzo, geb. 1375, gest. 6. Aug. 1414, folgte seinem in Ungarn 1386 ermordeten Vater in Neapel unter Vormundschaft seiner Mutter Margarete und gewann mit Unterstützung des Papstes Bonifatius IX., der ihn 1390 krönen ließ, die Oberhand über die Partei des Gegenkönigs Ludwigs II. aus dem jüngern Hause Anjou. Er machte 1403 einen erfolglosen Versuch, die ungarische Krone zu gewinnen, bemächtigte sich, die aus dem großen Schisma hervorgegangenen Wirren benutzend, der Herrschaft über einen Teil des Kirchenstaates, schloß zwar nach seiner Niederlage bei Rocca Secca Frieden mit Papst Johann XXIII. 25. Juni 1412, erneuerte aber 1413 den Krieg und nahm im Juni Rom ein.
7) und 8) L. I. Jagello, 1440–44, und L. II. von Böhmen und Ungarn, 1490–1516, s. Wladislaw.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.