Königsberg

Königsberg

Königsberg, 1) K. in Preußen (poln. Krolewiec, lat. Regiomontanum; hierzu der Stadtplan, mit Registerblatt), Festung und Hauptstadt der preuß. Provinz Ostpreußen und des gleichnamigen Regierungsbezirks, Krönungs- und dritte Residenzstadt der Monarchie, liegt zu beiden Seiten des Pregels, 7 km von seiner Mündung in das Frische Haff. Schon von Tapiau an fließt dieser in mehreren Armen und bildet eine ununterbrochene Kette von sumpfigen, langgestreckten Inseln. Da, wo gegenüber der letzten, westlichsten dieser Inseln das steile Nordufer am nächsten an den Strom herantritt, gründete der Deutsche Ritterorden 1255 auf der Höhe eine Burg und bald darauf unlen am Fluß eine Stadt, die Altstadt.

Wappen von Königsberg i. Pr.
Wappen von Königsberg i. Pr.

Nach wenigen Jahrzehnten wurde daneben die Neustadt, Löbenicht, und auf der Insel die dritte Stadt, Kneiphof, gegründet. Jede der drei Städte hatte ihre eigne Verwaltung, ihre eignen Befestigungen und umgab sich außerhalb derselben auf beiden Seiten des Pregels und auf seinen Inseln mit eignen Vorstädten, »Freiheiten« (den jetzigen Stadtteilen Steindamm, Tragheim, Roßgarten, Sackheim etc.), bis 1724 der ganze Komplex von Städten und Vorstädten zu einer Stadt mit einheitlicher Verwaltung vereinigt wurde, nachdem er schon im 17. Jahrh. mit einer gemeinsamen, aus Wall und Graben bestehenden Befestigung umgeben war. In diesem Umfange von etwa 15 km, wenn auch auf der Stelle des alten Walles seit Mitte des 19. Jahrh. moderne Befestigungen erbaut waren, bestand die Stadt bis 1. April 1905, wo zu der alten Stadt innerhalb der Festung durch Eingemeindung die Vororte Kosse, Ratshof, Amalienau, Mittelhufen, Vorderhufen, Tragheimsdorf, Maraunenhof, Löben, Ziegelhof, Karolinenhof, Kalthof, Mühlenhof, Rosenau, Ponarth hinzukamen, die sich aus kleinen Dörfern und Gütern allmählich zu Fabrikorten und Villenkolonien entwickelt hatten. Acht Brücken und eine Eisenbahngitterbrücke führen über den Fluß. Die innerhalb der Festungswerke außerordentlich dicht bebaute Stadt trägt einen modernen Charakter, das Mittelalterliche ist ziemlich geschwunden. Die Altstadt hat trotz der engen Bauart eine regelmäßige Anlage: eine Langgasse mit ihren Parallelen, von Querstraßen durchschnitten. Geräumiger und stattlicher ist die Anlage des Kneiphofs, dessen Langgasse, bis in die 1870er Jahre noch durchweg mit Beischlägen versehen, sich bis vor kurzem noch als Sitz des einstigen Großbürgertums oder der reichen Kauf- und Handelsherren der vorigen Jahrhunderte darstellte. Die Löbenichtsche Langgasse, einst Sitz der reichen Großbürger der Malzbräuerzunft, besteht jetzt fast nur aus Wohngebäuden. Von den drei Rathäusern dieser Stadtteile ist nur noch das 1695 umgebaute Kneiphofsche Rathaus bemerkenswert (jetzt Amtslokal des Magistrats). Im danebenliegenden Junkerhof befindet sich der Sitzungssaal der Stadtverordneten.

Von den öffentlichen Gebäuden ist das in der Altstadt gelegene Schloß am bemerkenswertesten. Es ist ein längliches Viereck, 104 m lang und 66,8 m breit, wurde 1255 im Bau begonnen (s. oben), war später Sitz der Hochmeister des Deutschen Ordens und seit 1525 Residenz der Herzoge von Preußen. Die Nordseite rührt noch aus der Ordenszeit her, das übrige ist im 16. und 18. Jahrh. angebaut. Auf dem Westflügel befindet sich die 1592 erbaute Schloßkirche, in der sich Friedrich I. 1701 und Wilhelm I. 1861 die Königskrone aufsetzten, der Moskowitersaal (83 m lang, 17,9 m breit), einer der größten Säle Deutschlands. das Staatsarchiv, Prussiamuseum und Bureauräume für Behörden. Unter Friedrich I. erhielt das Schloß den prächtigen, von Unfried (nicht Schlüter) 1708–12 erbauten Pavillon, vor dem die Statue des genannten Königs (von Schlüter) steht. Am Schlosse steht auch das Denkmal Herzog Albrechts, das großartige Denkmal Kaiser Wilhelms I. (seit 1894), in der Nähe das Denkmal Bismarcks, im Volksgarten das Kriegerdenkmal. Von den zu kirchlichen Zwecken bestimmten Gebäuden (15 Kirchen, darunter zwei katholische und zwei Synagogen) ist besonders der Dom, jetzt die Kneiphofsche Stadtkirche, bemerkenswert. Er wurde 1333 vom Hochmeister Luderus von Braunschweig im gotischen Stil gegründet, 1856 restauriert, hat eine Länge von 92,3 und eine Breite von 25,7 m und einen schlanken, 50 m hohen Turm, 1901 ff. durchgreifend renoviert. Im Innern befinden sich ein figurenreicher Altar und interessante Grabdenkmäler, darunter das des Markgrafen Georg Friedrich und das prächtige Marmormonument des Kanzlers v. Kospoth. An der Nordseite des Domes befand sich früher ein offener Bogengang, die Stoa Kantiana, und daran ein noch jetzt vorhandener, dem Andenken Kants gewidmeter und mit dessen Büste geschmückter kapellenartiger Raum mit der Gruft des Philosophen. Neu sind die Altstädtische Kirche, die Luisenkirche und die Synagoge. Auf die genannten ältesten Stadtteile beschränkt sich noch heute der Handel, daher die Handels- und Verkehrsanstalten meistens hier zu finden sind. Die neue Börse, nach dem Plan H. Müllers in Bremen im italienischen Renaissancestil erbaut und 1875 vollendet, ist das interessanteste neuere Gebäude der Stadt. In der Nähe liegen die Bahnhöfe.

Hinter dem Schloß bis an den Steindamm und die Vorstadt Tragheim dehnte sich früher der fürstliche Tiergarten, jetzt Paradeplatz (Königsgarten), aus; nach O. erstreckt sich der 9,35 Hektar große Schloßteich, dessen Ufer mit reichem Baumwuchs in wohlgepflegten Gärten bestanden sind; am Südende befinden sich seit 1905 schöne öffentliche Anlagen mit Promenade am Ufer und schöner Aussicht. An der Königsstraße (ehedem »Neue Sorge«) ließ Friedrich Wilhelm I. sich ein Palais bauen, jetzt archäologisches Museum. Der ebenfalls an der Königsstraße liegende Jägerhof ist 1843 der durch Theodor v. Schöns Einfluß gestifteten Malerakademie gewichen. Vor derselben ist das Schön-Denkmal errichtet. In der Nähe liegt auch das stattliche Landeshaus der Provinzialverwaltung. Groß ist die Zahl hervorragender Bauwerke, die sich nördlich vom Schloß um den Paradeplatz erheben, der mit dem Reiterstandbild Friedrich Wilhelms III. (von Kiß) und dem Denkmal Kants (ursprünglich 1864 in der Nähe des Schlosses errichtet und später hierher verlegt) geschmückt ist. Hier sind zu nennen: das durch Umbauten 1885 und 1903 erheblich erweiterte Bussesche Postgebäude, die bereits erwähnte Kirche der Altstadt, das neue Universitätsgebäude, zu dem 1844 beim 300jährigen Jubiläum der Universität der Grund gelegt wurde (nach Stülers Plänen 1865 vollendet), das Stadttheater, die Justizgebäude und weiterhin die königliche Bibliothek, das Regierungsgebäude etc.

Der Bau der Festungswerke, welche die Stadt vorläufig noch einschließen, begann 1843, doch war die Stadt bereits in frühern Jahrhunderten befestigt, bis sie 1814 als offen erklärt wurde. Die Werke bestehen aus einem Hauptwall, stehen in Verbindung mit einer großen Kette von Außenwerken und 12 detachierten Forts, davon 6 auf dem rechten und 6 auf dem linken Ufer des Pregels. Zwei große Werke, das Fort Friedrichsburg auf einer Pregelinsel und die Kaserne Kronprinz auf dem Herzogsacker, liegen innerhalb der Hauptumwallung. Den z. T. geschmackvoll ausgeführten Festungstoren, unter denen neben dem Königs- und dem Brandenburger Tor das Steindammer Tor am beachtenswertesten ist, haben sämtliche Stadttore der frühern Enceinte weichen müssen. Die riesigen Werke der Ostseite dienen der Garnison als Kasernen; eine Kavalleriekaserne samt Reitplatz ist auf der Nordseite neben den Festungswerken geschaffen worden, eine neue, mächtige Infanteriekaserne im W. am Steindamm, ausgedehnte Artillerie- und Trainkasernements südlich am Brandenburger Tor. Die Verhandlungen zwischen der Militärverwaltung und den städtischen Behörden wegen Niederlegung der Stadtumwallung sind dem Abschluß nahe.

Die Zahl der Einwohner belief sich 1900 mit der Garnison (ein Grenadierregiment Nr. 1, ein Grenadierbataillon Nr. 3,2 Bataillone Infanterie Nr. 43, ein Kürassierregiment Nr. 3,2 Regimenter Feldartillerie Nr. 16 und 52, ein Fußartillerieregiment Nr. 1,2 Pionierbataillone Nr. 1 und 18 und ein Trainbataillon Nr. 1) auf 189,483 Seelen, davon 8465 Katholiken und 3975 Juden. Industrie und Handel sind sehr bedeutend. Als besonders hervorragend kann namentlich die Schneidemühlen-, Holzbearbeitungs- und Eisenindustrie (Guß und Maschinen-, besonders Lokomotivenbau und Waggonfabrik) bezeichnet werden. Andre Erwerbszweige sind: Fabrikation von Manufakturwaren, Konfektionsgegenständen, Tabak und Zigarren, Zündwaren, Holzzement, Zellulose, Asphalt, Dachpappe, Chemikalien, Knochenmehl, Mineralwasser, Essig, Spiritus, Pianinos, Marzipan etc., Schiffbau, Dampfmüllerei, Bierbrauerei, Kalkbrennerei, Buchdruckerei. Eigentümlich ist in der Nähe von K. neben Danzig die Bernsteingewinnung. Der Handel, unterstützt durch ein Vorsteheramt der Kaufmannschaft, eine Börse, 18 Konsulate fremder Staaten, einen Gewerberat, mehrere Reederei- und Dampfschiffahrtsgesellschaften, eine Reichsbankhauptstelle (Umsatz 1903: 2021 Mill. Mk.), eine Landschaftliche Darlehnskasse, Rentenbank für Ost- und Westpreußen, Genossenschaftliche Grundkreditbank, Königsberger Vereinsbank, Norddeutsche Kreditanstalt, Ostdeutsche Bank, Kreditgesellschaft, durch Transport-, Lebensversicherungs-, Feuer-, Hagel- und Unfallversicherungsgeschäfte etc. Die Schiffahrt, früher durch das oft versandende Haff erschwert, weshalb in Pillau geleichtert werden mußte, ist durch die Anlage des Königsberger Seekanals (s. d.) bedeutend gebessert, so daß es jetzt auch großen Seeschiffen möglich ist, nach der Stadt zu gelangen. Es sind nicht allein die Erzeugnisse des Landes: Getreide, Hülsenfrüchte, Holz, Holzwaren, Pferde, Vieh, Chemikalien, Artikel der Textilindustrie etc., sondern auch eingeführte Produkte, die den Handel beschäftigen, der nur unter den Schwierigkeiten des russischen Grenzverkehrs zu leiden hat. Namentlich ist K. ein Hauptstapelplatz des Hanfhandels. Für den Handel mit Getreide, Mühlenfabrikaten, Saaten und Sämereien zählt K. zu den größern Ausfuhrplätzen, und sehr bedeutend ist auch der Handel mit Bau- und Nutzholz. Die Gesamteinfuhr belief sich 1904 auf 1,724,890 Ton. Güter,503,384 Raummeter Holz und 198,802 Stück Vieh. Der Gesamtwert bezifferte sich auf 298 Mill. Mk. Die Gesamtausfuhr betrug 970,847 Ton. Güter, 285,428 Raummeter Holz und 24,071 Stück Vieh, der Wert 216 Mill. Mk. Die Reederei zählte 1902: 20 Seeschiffe zu 9373 Reg. – Ton. Raumgehalt. 1904 liefen in den dortigen Hafen ein: 2047 Seeschiffe zu 1,691,648 cbm. Es liefen aus: 2022 Seeschiffe zu 1,688,048 cbm. K. ist Knotenpunkt der Staatsbahnlinien K.-Eydtkuhnen, Güldenboden-K., K.-Tilsit, K.-Prostken und K.-Pillau und der Eisenbahn K.-Kranz sowie von zwei Kleinbahnen. Den Verkehr in der Stadt vermitteln zwei elektrische Straßenbahnen.

Unter den Bildungsanstalten nimmt die Universität (Collegium Albertinum) die erste Stelle ein. Dieselbe wurde vom Herzog Albrecht I. von Preußen als eine »echt lutherische« 1544 gegründet und erfreut sich mit den Anstalten, die zu ihr gehören, der 1811 von Bessel errichteten Sternwarte, dem 1819 von Karl v. Baer gegründeten zoologischen Museum und dem 1809 von Schweigger angelegten botanischen Garten, 9 Kliniken, Laboratorien und Seminaren sowie z. T. bedeutenden Sammlungen, besonders der über 220,000 Bände zählenden Bibliothek (neben der die Stadtbibliothek nur für Spezialitäten in Betracht kommt), einer immer gediegener sich gestaltenden Ausstattung. In der Aula befinden sich Fresken von Rosenfelder, Gräf, Piotrowski u. a. Die Zahl der Studierenden betrug im Sommersemester 1904: 1010. An andern Schulanstalten hat K. 4 Gymnasien, ein Realgymnasium, eine Oberrealschule, 3 Realschulen, eine Taubstummen- und eine Blindenanstalt. Hierzu kommen für besondere Bildungszwecke eine Anzahl von Instituten, darunter die Handelsschule, die Provinzialkunstschule, die Baugewerkschule und die Malerakademie mit dem Stadtmuseum (etwa 270 Gemälde der neuern und neuesten Zeit enthaltend), mehrere Musikschulen, eine Hebammenlehranstalt, die archäologische Sammlung der Prussia, die geologischen der Physikalisch-Ökonomischen Gesellschaft etc. An Wohltätigkeitsanstalten sind besonders zu nennen: das große städtische Krankenhaus, das von einem Verein geleitete Krankenhaus der Barmherzigkeit, das königliche Waisenhaus (1701 gestiftet) und das große königliche Hospital. K. ist Sitz des Oberpräsidiums der Provinz Ostpreußen, des Konsistoriums, eines Generalsuperintendenten, des Provinzialschul- u. Medizinalkollegiums, des Provinzialarchivs, der Provinzialsteuerdirektion, einer Eisenbahn- und einer Oberpostdirektion, der Provinzialverwaltung für Ostpreußen, eines Oberlandes- und eines Landgerichts, einer Generalkommission, einer Regierung, eines Landratsamtes (für den Landkreis K.) etc. Von militärischen Behörden befinden sich hier: das Kommando und der Stab des 1. Armeekorps, der 1. und 2. Division, der 1. und 2. Infanterie-, der 1. Kavallerie- und der 1. Feldartilleriebrigade. Die städtischen Behörden zählen 26 Magistratsmitglieder und 102 Stadtverordnete. Von den in K. erscheinenden Zeitungen sind zu nennen: die »Königsberger Hartungsche Zeitung« (s. d., S. 389), die »Ostpreußische Zeitung« und die »Königsberger Allgemeine Zeitung«. Zum Oberlandesgerichtsbezirk K. gehören die acht Landgerichte Allenstein, Bartenstein, Braunsberg, Insterburg, K., Lyck, Memel und Tilsit; zum Landgerichtsbezirk K. die acht Amtsgerichte Allenburg, Fischhausen, K., Labiau, Mehlauken, Pillau, Tapiau und Wehlau.

Die Umgebung der Festung stand schon vor der Eingemeindung in naher Beziehung zur innern Stadt; so bilden die Hufen (mit dem Tiergarten) vor dem Steindammer Tor den Hauptvergnügungsplatz für das Königsberger Publikum. Eine hübsche Anlage ist auch der Park Luisenwahl, in dem ein Denkmal der Königin Luise steht, die im Unglücksjahr 1806 hier wohnte. In neuerer Zeit verdrängen jedoch die neuen Straßen mit landhausartigen Wohnhäusern die früher auf den Hufen fast allein vorhandenen Biergärten. Gleich dahinter liegen die seit 1901 aufblühenden Villenkolonien Amalienau und Ratshof. Eine zweite Villenkolonie, Oberteich-Maraunenhof-Löbenicht-Ziegelhof, ist im N. der Festung zu beiden Seiten des Oberteichs im Entstehen, desgleichen neue Arbeitervorstädte außerhalb der Festung in Vorderhufen sowie Rosenau und Ponarth im S. Auch Großhandel und Industrie haben sich zum Teil aus der Festung heraus pregelabwärts und -aufwärts gezogen, namentlich nach dem neuen Stadtteil Kosse (Walzmühle, Silospeicher, Pregelbahnhof, Waggonfabrik, Holzplätze, Petroleumtanks). Aus der weitern Umgebung sind besonders die Ostseebäder Kranz (s. d.), Neukuhren und Neuhäuser zu nennen. Vgl. das Kärtchen der Umgebung von K. auf der Karte »Ost- und Westpreußen«.

[Geschichte.] K. (Altstadt), dessen Burg vom Deutschen Orden 1255 zum Schutz gegen die heidnischen Samländer und zwar auf den Rat des böhmischen Königs Ottokar erbaut ist, wurde 1256 in der Gegend des heutigen Steindammes angelegt, nach der Zerstörung durch die Preußen 1263 in dem Tal unterhalb des Schloßbergs bis an den Pregel wieder aufgebaut und erhielt 1286 Stadtrecht. Der Stadtteil Löbenicht wurde 1300, die Insel Kneiphof 1327 mit Stadtrecht begabt. Von 1457 an war K. die Residenz der Hochmeister, 1525–1618 der Herzoge Preußens; deshalb führt es auch noch den Titel »Haupt- und Residenzstadt«. Von 1626 datiert die Befestigung der Stadt durch Wälle und Gräben; seit 1843 ist K. zu einer Festung ersten Ranges umgeschaffen (s. oben). In K. wurde 16. Jan. 1656 ein Vertrag zwischen Schweden und Brandenburg geschlossen, durch den dieses für Preußen die schwedische Lehnshoheit statt der polnischen anerkannte und Ermeland zu Lehen erhielt. König Friedrich Wilhelm I. vereinigte 1724 die drei Städte zu einer. 1758 ward K. von den Russen, 1807 von den Franzosen besetzt. In K., wo die Königin Luise während Preußens Erniedrigung nach 1806 geweilt hatte, nahm im Januar 1813 die Erhebung Preußens gegen Napoleon ihren Anfang. 1840 fand hier die Huldigung der preußischen Stände vor Friedrich Wilhelm IV. und 18. Okt. 1861 die Krönung König Wilhelms I. statt. 1905 wurde die Entfestigung beschlossen. Vgl. Faber, Die Haupt- und Residenzstadt K. in Preußen (Königsb. 1840); Rosenkranz, Königsberger Skizzen (das. 1842); Schubert, Zur 600jährigen Jubelfeier Königsbergs (das. 1855); Frischbier, Die Zünfte der Königsberger Junker und Bürger im Kneiphof (das. 1880); Beckherrn, Geschichte der Befestigungen Königsbergs (das. 1890); Prutz, Die königliche Albertus-Universität zu K. im 19. Jahrhundert (das. 1894); Armstedt, Geschichte der königlichen Haupt- und Residenzstadt K. (Stuttg. 1899); Ehrenberg, Die Kunst am Hofe der Herzöge von Preußen (Berl. 1899); M. Schultze, K. zu Anfang 1813, Tagebuch (das. 1901); Gordack, Wegweiser durch K. (2. Aufl., Königsberg 1894); »Führer durch K.« (5. Aufl. 1904).

Der Regierungsbezirk Königsberg (s. Karte »Ost- und Westpreußen«) hat gegenwärtig (Juni 1905) einen Flächeninhalt von 21,109 qkm (383,38 QM.) mit (1900) 1,204,386 Einw. (57 auf 1 qkm), darunter 950,855 Evangelische, 254,902 Katholiken und 9187 Juden, 113,223 Personen mit polnischer, 55,345 mit masurischer und 31,619 mit litauischer Muttersprache, und besteht aus 20 Kreisen:

Tabelle

Durch Bildung eines neuen Regierungsbezirks Allenstein (1. Okt. 1905) werden von dem Regbez. K. die Kreise Allenstein, Neidenburg, Ortelsburg, Osterode und Rössel abgetrennt. Ob der Kreis Memel dem Regbez. Gumbinnen zugeteilt werden wird, ist noch nicht entschieden. Ohne die erstgenannten fünf Kreise wird der Regbez. K. in Zukunft 13,158 qkm (238,98 QM.) mit (1900) 876,049 Einw. (62 auf 1 qkm) umfassen. – Über die 10 Reichstagswahlkreise des bisherigen Regierungsbezirks s. Karte »Reichstagswahlen«.

2) K. in der Neumark, Kreisstadt im preuß. Regbez. Frankfurt, ehemals Hauptort der Neumark, an der Röhrike und der Staatsbahnlinie Reppen-Stettin, 19 m ü. M., ist noch von einer alten Stadtmauer mit zwei schönen Tortürmen und ca. 50 nur noch teilweise erhaltenen Mauertürmen umgeben, hat eine gotische evang. Kirche aus dem 13. Jahrh., Synagoge, ein ehemaliges Augustinerkloster aus dem 14. Jahrh., gotisches Rathaus, Gymnasium, evang. Schullehrerseminar, landwirtschaftliche und gärtnerische Lehranstalt mit Wiesenbauschule, Rettungshaus, Amtsgericht, Elektrizitätswerk, Filzwaren-, Peitschen-, Präserven- und Hartsteinfabrikation, Sägemühlen und (1900) 5932 meist evang. Einwohner. – 3) K. in Franken, Stadt im Herzogtum Koburg (Exklave im bayr. Regbez. Unterfranken), am Südwestfuß der Haßberge und an der Staatsbahnlinie Haßfurt-Hofheim, 287 m ü. M., hat 2 evang. Kirchen (darunter die gotische, neu restaurierte Liebfrauenkirche), Burgruine, Amtsgericht, Maskenfabrik, Hopfen-, Wein- und Obstbau und (1900) 854 Einw. K. ist Geburtsort des Astronomen Johann Müller, genannt Regiomontanus, dem daselbst ein Denkmal gesetzt ist. Vgl. Solger, Geschichte der Stadt und des Amtes K. in Franken (Koburg 1894). – 4) Stadt in Böhmen, Bezirksh. Falkenau, am rechten Ufer der Eger und an der Linie Prag-Eger der Buschtěhrader Bahn, hat eine vom Kreuzherrenorden 1731 erbaute Pfarrkirche, eine Fachschule für Holzindustrie, eine Bierbrauerei, Baumwollspinnerei und-Weberei (Liebauthal), Vigognespinnerei, Rouleauxfabrik, Möbeltischlerei, Chemikalienfabrik, Braunkohlenbergbau, Brikettfabrikation und (1900) 4537 deutsche Einwohner. – 5) (tschech. Klimkovice) Stadt in Österreichisch-Schlesien, Bezirkshauptmannschaft Wagstadt, hat ein Bezirksgericht, ein Schloß des Grafen Wilczek, Spiritusbrennerei und (1900) 2381 meist tschech. Einwohner. – 6) (magyar. Ujbánya, spr. újbānja) Bergstadt mit geordnetem Magistrat im ungar. Komitat Bars, in einem schmalen Tal, unweit der Gran, an der Bahn Párkány-Nána-Garam-Berzencze, hat eine Mühlstein- und Glasfabrik, eine Gewerbeschule und (1901) 4603 meist slowakische (römisch-kath.) Einwohner. Ehemals ergiebiger Bergbau auf Gold etc.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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