Florĭda [3]

Florĭda [3]

Florĭda (abgekürzt Fla.), südlichster Staat der nordamerikan. Uni on, zwischen 24°30'–31° nördl. Br. und 79°48'–87°38' westl. L. (s. Karte »Vereinigte Staaten«), umgrenzt von Georgia, Alabama, vom Atlantischen Ozean und vom Golf von Mexiko, 151,980 qkm groß. Der Staat besteht aus der 700 km langen, durchschnittlich 150 km breiten Halbinsel F. zwischen Atlantischem Ozean und Golf von Mexiko, die durch die Floridastraße von Cuba getrennt wird, und aus einem Landstreifen längs der Nordküste des Golfes von Mexiko vom Suwaneefluß bis zur Mündung des Perdido. Man spricht daher von »Ost- und West-Florida«, bez. »beiden Floridas«. Die über 2000 km lange Seeküste ist am Atlantischen Ozean und der Floridastraße mit Dünen und Sandbänken besetzt und von Strandlagunen begleitet, aber hasen los. Dagegen bieten an der Golfküste die weiten Buchten von Tampa, Appalachicola und Pensacola gute Ankerplätze. Im S. ist die Halbinsel von kleinen Koralleninseln (Keys) umsäumt, die an der Außenseite von dem »Floridariff« begleitet werden, weit nach W. hin ziehen und in den nach den zahlreichen Schildkröten benannten Tortugas endigen. Dadurch ist ein ruhiger, aber seichter Schiffahrtskanal zwischen Miami und Key West, dem namhaftesten der »Keys«, gegeben. Das Land erhebt sich auf der Halbinsel nirgends mehr als 60 m über den Meeresspiegel; zahlreiche Seen und Sümpfe (Swamps) nehmen ein bedeutendes Areal ein, so der See Okee-cho-bee mit den Everglades bei hohem Wasser 18,000 qkm. Dagegen ist Westflorida größtenteils hügelig. Fast die ganze Halbinsel besteht aus tertiärem Kalkstein, der voll ist von Höhlen, Karsttrichtern, Flußschwinden, Riesenquellen und unterirdischen Strömen, wichtige Phosphatlager einschließt, und auf dem jüngere Sandaufschüttungen lagern. Nur der äußerste Südosten ist z. T. junger Korallenbau. Das Klima ist nur halbtropisch, weil im Winter bisweilen sehr kalte Luftwellen (»cold waves«) bis in den äußersten Süden wirken und auch auf der Tampa-Bai, dem Indian River, in den Everglades Eisbildung verursachen. So hatte Tampa im Januar 1886 bis -7,2° und Jacksonville 1894 bis -10°. Anderseits steigt das Thermometer selbst im Januar gelegentlich auf +34°, im Innern im Juli bis 39°. Die jährliche Regenhöhe beträgt an der Ostküste (bei Jupiter) 1450 mm, die Zahl der Gewittertage im SW. (bei Myers) bis 156, im NO. (bei Jacksonville) bis 85. Malariafieber sind weit verbreitet, auch das Gelbfieber hat öfters Verheerungen angerichtet. Um dem harten nordamerikanischen Winter zu entgehen, suchen aber zahlreiche Wintergäste die Halbinsel auf; St. Augustine, Rockledge, Jupiter, Tampa etc. danken diesem Umstand ihre Blüte und ihre luxuriösen Hotels. – Die Pflanzenwelt ebenso wie die Tierwelt ist ausgezeichnet durch eine bunte Mischung nordischer und tropisch-westindischer Formen. Neben Kiefern, Sumpfzypressen, Zedern, Ulmen, Eschen, Buchen, Eichen finden sich verschiedene Palmenarten, Mahagoni, Eisenholz, Mastik, wilde Feige und zahlreiche Epiphyten. Bär, Wolf, Kuguar, Fuchs, Opossum, Fischotter, Hirsch sind in den Wäldern zahlreich, der Alligator und das Krokodil in Flüssen und Seen. Fische werden nach Cuba und den Nordstaaten ausgeführt. Königsgeier, Ibis, Flamingo und zahlreiche Land- und Wasservögel, viele von großer Schönheit, beleben die Wälder oder Gewässer.

Die Bevölkerung betrug 1900: 528,542, gegen 391,422 im J. 1890; 275,246 sind männlich, 253,296 weiblich, 297,299 Weiße, 230,730 Neger und Mulatten, 120 Chinesen, 358 Indianer. Die Elementarschulen hatten 1901: 2773 Lehrer und 111,607 Schüler, die höhern Schulen und 5 Universitäten 155 Lehrer und 1935 Studierende. Von den über 10 Jahre alten Personen können 10 Proz. der Weißen und 70 Proz. der Farbigen nicht lesen. Eine Staatsuniversität besteht zu Tallahassee, höhere Schulen und Seminare ebenda und in Gainsville, eine Ackerbauschule in Lake City, Seminare für farbige Lehrer und Geistliche in Live Oak und Jacksonville. Es erscheinen 159 Zeitungen. Von der Oberfläche sind nur 3 Proz. unter Kultur, 58 Proz. sind mit Wald bedeckt. In neuester Zeit haben mehrere Gesellschaften große Landstrecken erworben, um sie durch künstliche Bewässerungsanlagen für die Kultur geeignet zu machen. Mit Mais waren 1900 bestellt 519,524, mit Baumwolle (Sea Island) 1899: 201,621 Acres. Die großartige Orangenkultur (seinerzeit 2,7 Mill. tragende Bäume!) wurde durch die Winterfröste von 1894/95 fast vollständig vernichtet, erholt sich aber allmählich wieder, ebenso die Ananas- und Bananenkultur. Der Zuckerrohr-, Reis- und Tabakbau ist wenig umfangreich. Kokosnüsse liefern die Keys. Auf den Weiden kann das Vieh das ganze Jahr hindurch im Freien bleiben; 1900 zählte man 42,811 Pferde, 13,762 Esel und Maulesel, 751,261 Rinder, 124,520 Schafe, 464,277 Schweine, doch sind die Tiere meist minderwertig. Die Fischerei liefert außer Fischen auch Austern und Schwämme. Von gewerblichen Anstalten sind nur Sägemühlen und Zigarrenfabriken von Bedeutung. Eisenbahnen (1901: 5207 qkm) verbinden die Haupthäfen mit dem Innern des Landes. Von den Flüssen sind 2930 km schiffbar Die Handelsflotte zählt 791 Fahrzeuge (180 Dampfer) von 82,239 Tons. Nach der Verfassung vom 20. Jan. 1868 steht das Land unter einem vom Volk auf 4 Jahre gewählten Gouverneur, mit einem Senat von 32 Mitgliedern und einem Unterhaus von 68 Mitgliedern (jene auf 4, diese auf 2 Jahre gewählt) und ist im Senat und Kongreß der Union durch je 2 Abgeordnete vertreten. Bei der Wahl des Bundespräsidenten hat F. 4 Stimmen. Es bestehen ein Obergericht, 7 Kreisgerichte und 45 Grafschaftsgerichte. Die Schuld des Staates belief sich 1890 auf 1,031,913 Doll. Eingeteilt ist F. in 45 Grafschaften, Hauptstadt ist Tallahassee.

Geschichte. F. wurde 1512 durch Ponce de Leon, der von Santo Domingo aus daselbst landete, für die Krone von Spanien in Besitz genommen; er nannte es F., weil er gerade am Palmsonntag, Pascua florida, dahin gekommen war. 1526 erteilte Kaiser Karl V. dem Pamfilo de Narvaez ein Patent über alles Land vom Rio de Palmas am Meerbusen von Mexiko bis zum Kap F.; er landete 1528, wurde aber von den Indianern mit großen Verlusten zurückgewiesen. Auch die 1538 von Hernandez de Soto zur Eroberung von F. ausgerüstete Expedition unterwarf zwar einzelne Stämme der Indianer, konnte aber das Land nicht behaupten. 1562 suchten protestantische Franzosen an der Ostküste ein Asyl vor den Verfolgungen der Katholiken; aber König Philipp II. von Spanien ließ 1564 durch Menendez de Aviles die Ketzer verjagen und eine spanische Niederlassung gründen. Franz Drake zerstörte 1586 die neue Anlage, doch wurde sie bald wiederhergestellt und St. Augustin zum Hauptplatz derselben erhoben. 1696 gründeten die Franzosen zu Pensacola eine Niederlassung, traten dieselbe aber im Anfang des 18. Jahrh. an die Spanier ab; von diesen kam F. durch den Frieden zu Fontainebleau 1763 an England; 1780 eroberten die Spanier Westflorida wieder und erhielten im Frieden von Versailles 1783 auch Ostflorida. Erst als Spanien im Oktober 1820 die Halbinsel für 5 Mill. Doll. an die nordamerikanische Union abtrat, entwickelte sich das Land, das 1822 als Territorium der Union organisiert wurde. Die weiße Bevölkerung belief sich damals auf kaum 10,000 Seelen, die Zahl der Indianer auf ca. 4000. Durch Kommissare der Union ward Tallahassee zum Sitz der Regierung gewählt, eine Landesregierung eingesetzt und Kommissionen ernannt, um die schwebenden Ansprüche auf Grundbesitz etc. zu untersuchen und zu regulieren. Durch Zuzug von Ansiedlern wuchs die Bevölkerung so rasch, daß sie nach dem Zensus vom Januar 1831 schon auf 34,825 Seelen (18,385 Weiße, 840 freie Farbige und 15,500 Sklaven) gestiegen war. Ein Aufstand der eingebornen Seminolen gegen die Eingewanderten ward 1842 unterdrückt. 1845 wurde F. als selbständiger Staat in die nordamerikan ische Union aufgenommen. Im Sezessionskrieg stand F. auf der Seite der Südstaaten. Vgl. Fairbanks, The history of F'., 1512–1842 (neue Ausg., Jacksonville 1898); Theodor Irving, The conquest of F. by Hernando de Soto (Lond. 1835, 2 Bde.); Gaffarel, Histoire de la Floride française (Par. 1876); Lanier, F., its scenery, climates and history (2. Aufl., Philad. 1881); Davidson, The I'. of to-day (New York 1890); Norton, Handbook of F. (das. 1891); C. Ruidiaz, La F. Su conquista y colonisacion por P. Menendez de Aviles (Madr. 1893, 2 Bde.); G. King, De Soto and bis men in the land of F. (New York 1898).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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