- Schlesien [3]
Schlesien (Österreichisch- Schlesien, s. Karte »Böhmen, Mähren und Österreichisch-Schlesien«), Herzogtum und österreich. Kronland, umfaßt denjenigen Teil Schlesiens, der im Breslauer Frieden von 1742 Österreich verblieben ist, grenzt im N. und W. an Preußisch-S., im Süden an Mähren und Ungarn und im O. an Galizien, hat eine Fläche von 5147 qkm (93,49 QM.) und besteht aus zwei durch mährisches Gebiet getrennten Teilen (dem ehemaligen Troppauer und Teschener Kreis). Das Land ist an der Grenze gegen Mähren und Ungarn gebirgig; es enthält im W. das Reichensteiner Gebirge, das Altvatergebirge (1490 m) und das Gesenke, Teile der Sudeten, im O. die zu den Karpathen gehörigen Beskiden (Lissa Hora 1325 m). Bewässert wird es hauptsächlich von der Oder und deren Zuflüssen Oppa (mit der Mohra), Ostrawitza und Olsa, im O. von der Weichsel und ihren kleinen Zuflüssen. Der gegen NO. offenen Lage entspricht ein etwas rauhes Klima (mittlere Temperatur 8°). Der Niederschlag hält sich im jährlichen Durchschnitt von 60 cm (Troppau) bis 71 cm (Teschen). Von den Mineralquellen ist der Säuerling in Karlsbrunn der bedeutendste. Bekannt ist auch die Wasserheilanstalt in Gräfenberg. Die Bevölkerung betrug 1900: 680,422 Seelen und hat seit 1890 um 74,773 Bewohner oder 12,35 Proz. zugenommen. S. ist mit 132 Einw. auf 1 qkm nächst Niederösterreich das am dichtesten bevölkerte Land Österreichs. Die Einwohner sind mit 44,7 Proz. Deutsche, mit 55,3 Proz. Slawen (Polen 33,2 Proz., Tschechen 22,1 Proz.) und bekennen sich, bis auf 91,741 Protestanten (lutherischer Konfession) und 11,988 Juden, zur katholischen Kirche, die hier (abgesehen von dem zur Erzdiözese von Olmütz gehörigen Troppauer Archipresbyterat) unter Leitung eines vom Fürstbischof von Breslau ernannten und vom Kaiser von Österreich bestätigten Generalvikars steht.
Die Landwirtschaft steht auf guter Entwickelungsstufe, bietet aber infolge des rauhen Klimas geringern Ertrag. Von der Bodenfläche kommen 49,4 Proz. auf Ackerland, 7,1 auf Wiesen und Gärten, 6,2 auf Hutweiden und 34,2 Proz. auf Waldungen. Hauptfrüchte sind: Getreide (1905: 133,243 metr. Ztr. Weizen, 654,608 metr. Ztr. Roggen, 295,980 metr. Ztr. Gerste und 572,324 metr. Ztr. Hafer), ferner Hülsenfrüchte (49,964 hl), Kartoffeln (4,974,170 metr. Ztr.), Zuckerrüben (459,470 metr. Ztr.), Futterrüben (600,300 metr. Ztr.), Flachs (9989 metr. Ztr.), Kraut (41,625 metr. Ztr.) und Klee (1,515,407 metr. Ztr.). Die Viehzucht steht auf befriedigender Stufe; 1900 wurden 29,609 Pferde, 203,788 Rinder, 9640 Schafe, 25,539 Ziegen, 107,420 Schweine sowie 19,929 Bienenstöcke gezählt. An Käse und Butter werden jährlich ca. 52,000 metr. Ztr. erzeugt. Der Bergbau liefert vor allem ausgezeichnete Steinkohlen (1905 im Ostrau-Karwiner Becken 52,05 Mill. metr. Ztr. Produktion), außerdem Braunkohlen (11,758 metr. Ztr.) und Eisenerz (1981 metr. Ztr.); der Hüttenbetrieb ergab 749,703 metr. Ztr. Roheisen. Die Zahl der Berg- und Hüttenarbeiter belief sich auf 29,158, der Gesamtwert der Bergbau- und Hüttenproduktion auf 50,4 Mill. Kronen. Von hoher Bedeutung ist die Industrie, die sich durch Umfang und Vielseitigkeit auszeichnet. Nach der gewerblichen Betriebszählung von 1902 gibt es in S. 1444 Motorenbetriebe mit 77,276 beschäftigten Personen und 92,625 Pferdestärken, die sich nach Hauptgruppen folgendermaßen verteilen:
Dem Verkehr dienen 3806 km Landstraßen, 27 km Wasserstraßen und 592 km Eisenbahnen.
Bildungsanstalten sind: 7 Obergymnasien, 4 Oberrealschulen, 3 Lehrer- und 2 Lehrerinnenbildungsanstalten, 10 Handelsschulen, eine Staatsgewerbeschule, 6 gewerbliche Fach- und 26 Fortbildungsschulen, 6 landwirtschaftliche Lehranstalten, eine theologische Lehranstalt, 21 Bürgerschulen, 538 öffentliche und 48 private Volksschulen. Der schlesische Landtag ist zusammengesetzt aus dem Fürstbischof von Breslau, 9 Abgeordneten des Großgrundbesitzes, 2 der Handelskammer, 10 der Städte und Industrieorte und 9 Abgeordneten der Landgemeinden. Für die Rechtspflege bestehen das Landesgericht in Troppau, das Kreisgericht in Teschen und 25 Bezirksgerichte; das Oberlandesgericht in Brünn ist Oberinstanz. Hauptstadt, Sitz der Landesregierung, des Landtags und Landesausschusses ist Troppau. Das Wappen zeigt in Gold einen gekrönten, goldbewehrten schwarzen Adler mit einem silbernen bekreuzten Kleeblattmond auf der Brust (s. Tafel »Österreichisch-Ungarische Länderwappen«, Fig. 13). Die Landesfarben sind Gelb und Schwarz. Politische Einteilung des Landes:
Vgl. Peter, Das Herzogtum S. (Teschen 1884); Sláma u.a., Österreichisch-S., Landschafts-, Geschichts- und Kulturbilder (Prag 1887); »Gemeindelexikon von S.« (Volkszählung vom 31. Dez. 1900, hrsg. von der statistischen Zentralkommission, Wien 1906); »Statistisches Handbuch für die Selbstverwaltung in S.« (Troppau, zuletzt für 1905); Biermann, Geschichte des Protestantismus in Österreichisch-S. (Prag 1897); »Zeitschrift für Geschichte und Kulturgeschichte Österreichisch-Schlesiens« (das. 1905 ff.). – Geschichte s. oben, S. 845 f.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.