- Schlesinger
Schlesinger, 1) Siegmund, Journalist u. Lustspieldichter, geb. 15. Juni 1832 zu Waag-Neustadl in Ungarn, studierte in Wien und begann hier frühzeitig schriftstellerisch zu wirken. 1855–67 war er bei der »Morgenpost«, 1867–87 beim »Neuen Wiener Tagblatt« als Theaterkritiker und Feuilletonist tätig. Für die Bühne schrieb er anfänglich Possen und Schwänke, teils allein, teils mit andern, und sah sie mit Erfolg über die Vorstadtbühnen gehen, wendete sich aber 1863 mit den Stücken: »In den Rauchwolken« und »Mit der Feder« dem feinern einaktigen Lustspiel zu, das ihm rasch einen guten Ruf eintrug. Von seinen weitern Stücken sind hervorzuheben: »Gustel von Blasewitz«, »Wenn man nicht tanzt«, »Ein Opfer der Wissenschaft«, »Die Schraube des Glücks« u.a., die als anmutige Causerien mit Erfolg ausgeführt wurden, ferner die mehraktigen Schauspiele: »Der Hausspion« (1864), »Die Schwestern von Rudolstadt« (1864), »Das Trauerspiel des Kindes« (1876), »Zahlen beweisen« (1883) u.a.
2) Ludwig, Historiker und Politiker, geb. 13. Okt. 1838 zu Oberleutensdorf in Böhmen, gest. 24. Dez. 1899 in Prag, studierte daselbst, wurde 1868 Lehrer an der ersten deutschen Staatsoberrealschule in Prag, 1869 Direktor der Oberrealschule in Leitmeritz und 1876 Direktor des deutschen Mädchenlyzeums in Prag. Er war seit 1870 Mitglied des böhmischen Landtags, Mitbegründer (1861) des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen und seit 1878 Vizepräsident desselben. 1885 wurde er in den böhmischen Landesausschuß gewählt, nach Schmeykals (s. d.) Tode galt er von 1894 bis zu seinem Tod als Obmann und Führer der freisinnigen Deutschen in Böhmen. Sein Hauptwerk ist die »Geschichte Böhmens« (2. Aufl., Prag 1870); außerdem gab er das »Stadtbuch von Brüx« (das. 1875), »Deutsche Chroniken aus Böhmen« (Bd. 1–3: Elbogen, Trautenau und Eger, das. 1879–84), »Urkundenbuch der Stadt Saaz« (das. 1891), »Die Nationalitätsverhältnisse Böhmens« (Stuttg. 1887) und andre Schriften über die Stellung der Deutschen in der böhmischen Geschichte heraus.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.