Konradin

Konradin

Konradin (Konrad der Jüngere), der letzte Sprößling des Kaiserhauses der Hohenstaufen, geb. 25. März 1252 in Wolfstein bei Landshut, gest. 29. Okt. 1268, Sohn Konrads IV. und der Bayernfürstin Elisabeth, die sich 1259 zum zweitenmal mit dem Grafen Meinhard von Tirol vermählte, beim Tode seines Vaters erst zwei Jahre, wurde am Hofe seines Oheims, des Herzogs Ludwig von Bayern, in Donauwörth, dann beim Bischof Eberhard von Konstanz erzogen. Unterdessen hatte sich Manfred (s. d.) der Krone von Sizilien bemächtigt. Als letzterer 26. Febr. 1266 bei Benevent gefallen war, forderten die Ghibellinen Italiens K. zur Wiedereroberung seines Erbreichs auf. K. wollte in Italien den Glanz und die Macht seines Geschlechts wiederherstellen, opferte seine Stammgüter in Deutschland, rüstete ein kleines Heer aus und zog gegen den Wunsch seiner Mutter, von der er in Hohenschwangau Abschied nahm, begleitet von dem Herzog Ludwig von Bayern, dem Grafen Meinhard von Tirol und seinem Jugendgenossen Friedrich von Baden, im Herbst 1267 über die Alpen. Schon in Verona nötigte Geldmangel viele seiner Begleiter, Waffen und Pferde zu verkaufen; viele andre, unter ihnen auch Ludwig und Meinhard, kehrten zurück. Papst Clemens IV. bannte K., der trotzdem, durch die ghibellinisch gesinnten Städte unterstützt, nach Rom vordrang und dort wie ein Kaiser empfangen ward; die Flotte der mit ihm verbündeten Pisaner schlug die französische. Am 11. Ang. 1268 brach K. von Rom auf, eilte mit 10,000 Mann nach Apulien, um Luceria zu befreien, ward aber in der palentinischen Ebene zwischen Tagliacozzo und Alba von Karl von Anjou bei Scurcola, unfern des Flusses Salto, 23. Aug. 1268 nach anfänglichem Siege geschlagen. K. und Friedrich von Baden entkamen und flohen über Rom nach Astura, um von hier aus nach Sizilien zu entkommen. Schon hatten sie das Schiff bestiegen, als sie, von Johann Frangipane verraten, eingeholt und an Karl ausgeliefert wurden. Man brachte sie nach Neapel, wo sie als »Frevler gegen die Kirche, Empörer und Hochverräter an dem rechtmäßigen König« angeklagt und, obwohl von den Richtern freigesprochen, von Karl selbst zum Tode verurteilt wurden. Am 29. Okt. 1268 führte man die Jünglinge und zwölf Gefährten auf den Marktplatz in Neapel, wo der Henker ihrer harrte. Nachdem Robert von Bari das Todesurteil verlesen, trat K. an den Rand des Schafotts, versicherte mit lauter, sicherer Stimme vor dem Volke seine Unschuld und warf seinen Handschuh herab, daß man ihn Peter von Aragonien überbringe zum Zeichen, der Hohenstaufe habe ihm alle Rechte auf Apulien und Sizilien übertragen. Jetzt bot sich K. nach einem kurzen Gebet unerschrocken dem Henker dar; schon knieend, richtete er sich noch einmal empor und rief: »O Mutter, welches Leiden bereite ich dir!« Dann sank sein Haupt unter dem Henkerbeil. Friedrich von Baden folgte ihm, und insgesamt fielen gegen tausend Anhänger der Hohenstaufen durch Henkershand. K. und Friedrich ruhen unter dem Marmorboden der Kirche Maria del Carmine in Neapel; 1847 ließ der damalige Kronprinz Maximilian von Bayern dort eine Marmorstatue Konradins, von Schöpf aus München nach Thorwaldsens Modell aus geführt, aufstellen. Gleich seinem Vater und Großvater pflegte K. auch die Dichtkunst. In der sogen. Manessischen Sammlung sind unter dem Namen »König Konrad der Junge« noch zwei kleine seelenvolle Lieder von ihm erhalten. Konradins tragisches Schicksal ist von mehreren Dichtern (Klinger, Raupach. v. Maltzahn, Köster, H. Herrig, M. Greif u. a.) dramatisch bearbeitet worden. Vgl. Schirrmacher, Die letzten Hohenstaufen (Götting. 1871); del Giudice, Il giudizio e la condanna di Corradino (Neapel 1876); Hampe, Geschichte Konradins von Hohenstaufen (Innsbr. 1894); Miller, K. von Hohenstaufen (Berl. 1897).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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