Hirschfeld

Hirschfeld

Hirschfeld, 1) Christian Cajus Laurenz, der Apostel der Gartenkunst für Deutschland, geb. 16. Febr. 1742 in Nüchel bei Eutin, gest. 20. Febr. 1792, studierte seit 1760 in Halle, war 1769 Kabinettssekretär des Fürstbischofs in Eutin und Lehrer von dessen Söhnen, mit denen er auf Reisen ging, ward nach seiner Rückkehr Sekretär des akademischen Kuratelkollegiums in Kiel, 1773 außerordentlicher Professor der Philosophie und leitete seit 1784 die Obstbaumschule zu Düsternbrook bei Kiel. 1773 erschienen seine »Anmerkungen über Landhäuser und Gartenkunst«, mit denen er die Verirrungen der Gartenkunst bloßlegte und gesunde Regeln für den landschaftlichen Gartenstil gab. 1775 erschien seine kleine »Theorie der Gartenkunst«, 1777–82 seine »Theorie der Gartenkunst« in 5 Bänden (deutsch und französisch), Lehrbücher, die von großer Bedeutung für die gesunde Entwickelung des landschaftlichen Gartenstils, im Gegensatz zum regelmäßigen französischen Stil, geworden und ein halbes Jahrhundert geblieben sind.

2) Karl Friedrich von, preuß. General, geb. 16. Juli 1744 zu Strehlen in Schlesien, gest. 8. Okt. 1818 in Brandenburg, trat 1762 in das Heer, wurde Begleiter des Prinzen Eugen von Württemberg, war im holländischen Feldzug Adjutant des Herzogs von Braunschweig und wohnte 1793 und 1794 den Feldzügen am Rhein bei, worauf er das Kommando des Infanterieregiments Herzog von Braunschweig in Halberstadt erhielt. 1797, bald nach Friedrich Wilhelms III. Thronbesteigung, Kommandeur des 1. Bataillons der Leibgarde geworden, ward er 1801 Generalmajor, befehligte 1806 die Garde und ward bei Auerstedt gefangen. 1813 Führer einer Landwehrdivision, lieferte er 27. Aug. 1813 dem General Girard das siegreiche Treffen bei Hagelsberg, leitete die Einschließung von Magdeburg, wurde nach der Übergabe Kommandant dieser Festung und nahm 1815 als General der Infanterie seinen Abschied. – Von seinen vier Söhnen fiel der älteste, Eugen v. H., geb. 1784, nachdem er 1807 aus preußischen Diensten in die des Herzogs von Braunschweig getreten war, 1811 in Spanien; der zweite, Moritz v. H., geb. 1791, gest. 13. Okt. 1859 in Koblenz, focht seit 1810 in einem spanischen Dragonerregiment gegen Napoleon, trat 1815 als Major in preußische Dienste zurück, befehligte 1849 als Generalleutnant die Truppen, die den Aufstand in der Pfalz und dann in Baden unterdrückten und war zuletzt Kommandeur des 8. Armeekorps; vgl. (v. Holleben) »Erinnerungen an Engen und Moritz v. H.« (Berl. 1863). Ein dritter, Adolf v. H., befehligte 1848 in Posen, wo er den Aufstand unterdrückte, 1849 in Schleswig-Holstein und starb 11. Mai 1858 als General der Kavallerie a. D. in Gotha.

3) Otto, Geschichtsforscher, geb. 16. März 1843 in Königsberg, studierte Philologie, habilitierte sich 1869 für alte Geschichte in Göttingen, ward 1872 außerordentlicher Professor in Prag, 1876 ordentlicher Professor in Wien und 1885 in Berlin. Er schrieb: »Die Getreideverwaltung in der römischen Kaiserzeit« (Götting. 1869); »Untersuchungen auf dem Gebiet der römischen Verwaltungsgeschichte« (Berl. 1876, Bd. 1); »Zur Geschichte des latinischen Rechts« (in der »Festschrift zur fünfzigjährigen Gründungsfeier des Archäologischen Instituts in Rom«, Wien 1878); »Gallische Studien« (das. 1883–84, 3 Hefte) und gab in dem »Corpus inscriptionum latinarum« die römischen Inschriften der Gallia Narbonensis (Bd. 2, Berl. 1888), die der Provinzen Aquitania und Lugdunensis (in Bd. 13, 1899) und Supplemente dazu heraus.

4) Gustav, Archäolog, geb. 4. Nov. 1847 zu Pyritz in Pommern. gest. 20. April 1895 in Wiesbaden, studierte in Tübingen, Leipzig und Berlin und verweilte seit 1870 als Stipendiat des preußischen Archäologischen Instituts in Griechenland, Italien und Kleinasien. Von 1875–77 stand er den Ausgrabungen in Olympia vor, worauf er 1878 zum außerordentlichen, 1880 zum ordentlichen Professor an der Universität in Königsberg ernannt wurde. Er veröffentlichte: »Tituli statuarum sculptorumque graecorum« (Berl. 1871); »Athena und Marsyas« (das. 1872); »Paphlagonische Felsengräber« (das. 1885); »Die Felsenreliefs in Kleinasien und das Volk der Hittiter« (das. 1887); »Griechische Inschriften des Britischen Museums« (das. 1893). Auch an den beiden ersten Bänden der »Ausgrabungen in Olympia« (Berl. 1877 bis 1878) war er beteiligt. In Moltkes »Gesammelten Schriften« gab er dessen »Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei« (Berl. 1893) heraus. Nach seinem Tod erschien: »Aus dem Orient« (Berl. 1897).

5) Georg, Schriftsteller, geb. 11. Febr. 1873 in Berlin, war zuerst Kaufmann, widmete sich jedoch bald, gefördert durch Wildenbruch, Hauptmann und O. Brahm, ausschließlich der schriftstellerischen Tätigkeit. Er studierte 1893–95 in München und Berlin und wohnt jetzt in letzterer Stadt. Er schrieb die Erzählungen: »Dämon Kleist« (1895), »Der Bergsee« (1896) und »Freundschaft« (1902); den Einakter »Zu Hause« (1896); die Schauspiele: »Die Mütter« (1896, 3. Aufl. 1900, mit Erfolg ausgeführt durch die Freie Bühne in Berlin), »Agnes Jordan« (2. Aufl. 1898) und »Nebeneinander« (1904), sowie die Komödien »Pauline« (1899), »Der junge Goldner« (1901) und das Salzburger Märchendrama »Der Weg zum Licht« (1902), sämtlich in Berlin erschienen.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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