Wimpffen

Wimpffen

Wimpffen (Wimpfen), reichsunmittelbares Geschlecht, hieß eigentlich Heremann, war in Nürnberg ansässig und nannte sich vielleicht nach seiner Heimat von Wimpffen. Dominik Heremann, Bürger zu Nürnberg, erhielt 1555 einen kaiserlichen Wappenbrief, seine Enkel Johann Friedrich (geb. 1581) und Johann Dietrich (geb. 1583) 1658 den Reichsadel; sie wurden die Stifter der beiden Hauptlinien. Die erstere Linie, der Johann Friedrich-Stamm, starb mit Freiherr Friedrich Ferdinand Franz von W. (geb. 31. März 1805, im dänischen Forstdienst angestellt) 1883 aus. Die zweite (auch elsässische), noch jetzt blühende Linie, der Johann Dietrich-Stamm, zerfiel später durch vier Söhne Johann Georgs von W. (geb. 1689, gest. 1767): Stanislaus, Franz Ludwig, Georg und Felix, in vier Äste, die, jetzt in Österreich, Preußen, Württemberg, Frankreich und Dänemark verbreitet, die Namen der Stifter tragen, und denen der Freiherrenstand, zuerst 1658 verliehen, durch Kaiser Joseph II. 1781 bestätigt wurde. Bemerkenswert sind:

1) Franz Ludwig Herold, Freiherr von W.-Berneburg, geb. 1732 in Zweibrücken, gest. 24. Dez. 1800 in Nancy, trat in französische Dienste, machte den Österreichischen Erbfolgekrieg und den Siebenjährigen Krieg mit und spielte 1760 als General am Hofe des Herzogs Karl von Württemberg eine bedeutende Rolle. Als Oberst eines deutschen Regiments 1770 wieder in französischen Sold getreten, ward er 1789 Generalleutnant und Kommandant von Neubreisach und wurde während der Revolution eingekerkert. Er hinterließ »Mémoires« (Par. 1788).

2) Felix, Freiherr von W.-Berneburg, geb. 5. Nov. 1744 in Zweibrücken, gest. 1814, Bruder des vorigen, zeichnete sich in französischen Diensten bei der Belagerung von Gibraltar aus, wurde 1789 in der Normandie zum Deputierten des Adels gewählt und schloß sich zuerst dem dritten Stand an. 1792 trat er als General wieder in die Armee ein und verteidigte im September Diedenhofen. Darauf übernahm er das Kommando der Küstenarmee bei Cherbourg. Nach dem Sturz der Gironde (31. Mai 1793) erklärte er sich gegen den Konvent und flüchtete nach England. 1799 heimgekehrt, wurde er Divisionsgeneral, später Generalinspektor der Stutereien.

3) Max, Freiherr von, geb. 19. Febr. 1770 in Münster, gest. 29. Aug. 1854 in Wien, trat 1786 in ein österreichisches Infanterieregiment, nahm am Kriege gegen die Türken, dann gegen Frankreich teil und rückte 1801 zum Oberstleutnant auf. 1805 fungierte er als Oberst im Hofkriegsrat, leitete dann den Bau von Befestigungsanlagen bei Olmütz und wurde hierauf dem Generalstab des russischen Hauptquartiers unter Kutusow beigegeben. Er focht, 1806 als Generaladjutant zum Erzherzog Karl nach Wien berufen, 1809 vor Regensburg und wurde darauf Chef des Generalstabs der großen Armee. Als Feldmarschalleutnant und Führer einer Division nahm er rühmlichen Anteil an der Schlacht bei Leipzig und an mehreren Gefechten in Frankreich, war 1816–19 Militärkommandant in Troppau und erhielt 1820 das Generalkommando in Venedig. 1824 ward er zum Chef des Generalquartiermeisterstabs in Wien und 1830 zum Feldzeugmeister mit dem Generalkommando in Österreich ernannt. 1844 trat er als Feldmarschall in den Ruhestand.

4) Franz Karl Eduard von, württemberg. Generalmajor, Sohn von W. 1), geb. 2. Jan. 1776 in Stuttgart, gest. 8. Dez. 1842 in Graz, ward vom Kaiser Franz II. 8. April 1797 in den Grafenstand erhoben.

5) Franz, Graf von, geb. 2. April 1797, gest. 26. Nov. 1870 in Görz, Sohn des vorigen, trat im Oktober 1813 in das kaiserliche Heer und machte die Feldzüge von 1813 und 1814 in der Hauptarmee der Verbündeten, den von 1815 bei der Frimontschen Armee in Italien mit. Seit 1838 Generalmajor und Brigadier in Triest, erhielt er 1846 als Feldmarschallleutnant eine Division des 2. Armeekorps in Italien und zeichnete sich im Feldzug von 1848 besonders bei Vicenza und Custoza aus. Er zwang Bologna und Ancona durch ein Bombardement zur Kapitulation und übernahm darauf die Leitung des Gouvernements der Legationen. Im Oktober 1849 ward er zum Zivil- und Militärgouverneur von Triest und Statthalter des Küstenlandes, auch zum Feldzeugmeister ernannt, war dann provisorischer Oberkommandant der Marine, befehligte seit September 1854 eine Zeitlang das 1. Armeekorps und trat 1861 als Generalfeldzeugmeister in den Ruhestand. – Sein Enkel Siegfried, geb. 6. Sept. 1865, ist Haupt der gräflichen Linie; sein Stiefbruder, Graf Felix, geb. 16. März 1827, österreichischer Gesandter in Rom, 1876 bis 1880 Botschafter in Paris, 1880–82 wieder in Rom, starb 30. Dez. 1882 als Botschafter in Paris durch Selbstmord.

6) Emanuel Felix, Freiherr von, franz. General, geb. 13. Sept. 1811 in Laon, gest. 26. Febr. 1884 in Paris, Enkel von W. 2), trat in ein Infanterieregiment, diente längere Zeit in Algerien, wo er die Turkos organisierte, befehligte ein Regiment derselben im Krimkrieg, ward 1859 in Italien Divisionsgeneral, dann wieder nach Algerien gesendet, wo er erst die Provinz Algier, dann Oran verwaltete und im März 1870 einen gefährlichen Aufstand unterdrückte. 1870 mit dem Kommando des 5. Korps an Faillys Stelle beauftragt, traf er 31. Aug. bei der Armee in Sedan ein, übernahm 1. Sept. nach Mae Mahons Verwundung den Oberbefehl und unterzeichnete 2. Sept. die Kapitulation. Er lebte darauf in Algier. W. schrieb: »Sedan, par le général de W.« (1871); »Réponse an général Ducrot, par un officier supérieur« (1881); »La situation de la France et les réformes nécessaires« (1873); »La Nation armée« (1876). Aus seinen nachgelassenen Papieren erschien: »La bataille de Sedan, les véritables coupables« (hrsg. von Corra, 1887; deutsch, Augsb. 1889) und »N., tes et correspondances de campagne: Crimée-Italie« (hrsg. von Galli, 1892).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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