Robert Guiscard

Robert Guiscard

Robert Guiscard (spr. ghiskar, »Schlaukopf«), Herzog von Apulien und Kalabrien, sechster Sohn Tancreds von Hauteville aus dessen zweiter Ehe, geb. um 1015, gest. 17. Juli 1085 zu Porto Phiscardo auf Kephallinia (nach Dentzer; nach L. v. Heinemann: zu Kassopia in der Thesprotis), folgte um 1046 seinen ältern Brüdern nach Italien und zeichnete sich hier so aus, daß ihn die Krieger nach dem Tode seines Stiefbruders Humfred mit Übergehung des Sohnes des letztern 1057 zum Grafen von Apulien erhoben. Papst Nikolaus II. bestätigte ihm die Herzogswürde, die er sich beigelegt, und belehnte ihn gegen einen jährlichen Zins und das Versprechen bewaffneten Schutzes mit allen eroberten und noch zu erobernden Ländern Unteritaliens. R. eroberte ganz Apulien und Kalabrien, 1071 auch Bari, den letzten Sitz griechischer Herrschaft, während sein Bruder Roger den Sarazenen Sizilien entriß. Mit Gregor VII., der die weitere Ausdehnung der Macht Roberts einzuschränken wünschte, geriet dieser in Konflikt und wurde 1074 gebannt. Aber 1080 versöhnte sich Gregor mit R., der inzwischen 1076 das Fürstentum Salerno und Amalfi erobert hatte, löste ihn vom Bann und belehnte ihn mit allen seinen Besitzungen, um an ihm einen Rückhalt gegen Heinrich IV. zu haben. Da aber R. 1081 einen Kriegszug gegen das griechische Kaiserreich unternahm, auf dem er Alexios Komnenos bei Durazzo besiegte und nach Einnahme dieser Stadt 1082 bis in die Nähe von Saloniki vordrang, da er dann Aufstände in Unteritalien niederzuschlagen hatte, so konnte er erst 1084 dem von Heinrich IV. in der Engelsburg eingeschlossenen Papst zu Hilfe kommen. R. erstürmte, plünderte und verbrannte Rom und führte Gregor mit sich nach Salerno. Nun nahm er wieder den Kampf gegen Griechenland auf, das sein Sohn Bohemund hatte räumen müssen; er besiegte die griechische und venezianische Flotte bei Korfu und rüstete sich zu einer Fahrt ins Ionische Meer, als er auf der Insel Kephallinia starb. Sein Leichnam wurde in Venosa beigesetzt; in seine Besitzungen teilten sich seine Söhne Bohemund und Roger, von denen ersterer Tarent, letzterer Apulien erhielt. Vgl. De Blasiis, La insurrezione Pugliese e la conquista Normanna (Neap. 1874, 3 Bde.); v. Heinemann, Geschichte der Normannen in Unteritalien, Bd. 1 (Leipz. 1894); Dentzer, Topographie der Feldzüge Robert Guiscards gegen das byzantinische Reich (Festschrift des Geographischen Seminars der Universität Breslau zur Begrüßung des 13. deutschen Geographentags, Bresl. 1901).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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