Linde [2]

Linde [2]

Linde, 1) Samuel Gottlieb, poln. Sprachforscher, geb. 1771 in Thorn, gest. 8. Aug. 1847 in Warschau, studierte in Leipzig Philologie unter Ernesti, wurde 1791 daselbst Lektor der polnischen Sprache, darauf Bibliothekar des Grafen Ossolinski in Wien und kam 1803 als Rektor des Lyzeums und Oberbibliothekar nach Warschau, wo er sein berühmtes großes »Wörterbuch der polnischen Sprache« (Warsch. 1807–14, 6 Bde.; neue Aufl., Leuth. 1854–60) herausgab. Nachdem er während der Revolution von 1831 als Deputierter von Praga und Mitglied des Reichstags einen sehr gefahrvollen Posten bekleidet hatte, wurde er 1833 bei der Reorganisation des polnischen Schulwesens wieder zum Direktor des Gymnasiums in Warschau sowie zum Vorstande des gesamten Schulwesens im Gouvernement Masowien ernannt, gab indessen schon nach fünf Jahren seine Ämter auf. Er veröffentlichte noch (in polnischer Sprache): »Grundsätze der Wortforschung, angewandt auf die polnische Sprache« (Warsch. 1806) und »Über das litauische Statut« (das. 1816); ferner: »Geschichtlicher Grundriß der Literatur der slawischen Völkerstämme« (Bd. 1, das. 1825) u.a.

2) Anton van der, Schriftsteller, geb. 14. Nov. 1833 in Haarlem, gest. 13. Aug. 1897 in Wiesbaden, wirkte 1859–61 als reformierter Prediger in Amsterdam und wurde 1876 zum Oberbibliothekar der Landesbibliothek in Wiesbaden ernannt. Außer zahlreichen bibliographischen Monographien (über David Joris, Balth. Bekker, Spinoza, »Die Nassauer Brunnenliteratur«, Wiesb. 1883, u.a.) und einem mit dem Russen M. Obolenski in französischer Sprache veröffentlichten Urkundenwerk über den falschen DemetriusHistoire de la guerre de Moscovie 1601–1610« par Isaac Massa de Haarlem, Brüssel 1866, 2 Bde.) schrieb er: »De Haarlemsche Costerlegende« (Haag 1870), worin er die Ansprüche seiner Vaterstadt auf die Erfindung der Buchdruckerkunst widerlegte; »Gutenberg. Geschichte und Erdichtung« (Stuttg. 1878); »Geschichte der Erfindung der Buchdruckerkunst« (Berl. 1886, 3 Bde.); »Kaspar Hauser. Eine neugeschichtliche Legende« (Wiesbad. 1887, 2 Bde.); »Antoinette Bourignon, das Licht der Welt« (Leiden 1895) u.a. Von seinen Beiträgen zur Schachliteratur, die teils in holländischer, teils in deutscher Sprache geschrieben sind, heben wir hervor: »Schachstudien« (Utrecht 1868); »Das Schachspiel des 16. Jahrhunderts« (Berl. 1873); »Geschichte und Literatur des Schachspiels« (das. 1874, 2 Bde.); »Die Kirchenväter der Schachgemeinde« (Übersetzung aller Schachwerke von 1495 bis 1795, Utrecht 1875); »Lehrbuch des Schachspiels« (das. 1876) und »Die Elemente des Schachspiels« (das. 1877, beide in holländ. Sprache) und »Quellenstudien zur Geschichte des Schachspiels« (Berl. 1881).

3) Karl Paul Gottfried, Ingenieur, geb. 11. Juni 1842 zu Berndorf in Oberfranken, studierte seit 1861 am Polytechnikum in Zürich, arbeitete seit 1864 bei Borsig in Berlin, dann bei Krauß in München und wurde 1868 außerordentlicher, 1872 ordentlicher Professor der theoretischen Maschinenlehre an der Technischen Hochschule in München. Er beschäftigte sich mit der Theorie der Kälteerzeugung durch Maschinen, konstruierte eine sehr brauchbare Eismaschine und übernahm 1879 die Direktion einer Gesellschaft zum Bau seiner Eismaschine in Wiesbaden. Seit 1890 lebt er wieder in München und errichtete daselbst eine Versuchsstation für Kältemaschinen. 1895 gelangte er zu einer einfachen Methode der Verflüssigung von atmosphärischer Luft und andern Gasen und stellte durch fraktionierte Verdampfung der flüssigen Luft ein sehr sauerstoffreiches Gas (Lindeluft) dar. Er schrieb: »Sauerstoffgewinnung mittels fraktionierter Verdampfung flüssiger Luft« (Berl 1902).

4) Wilhelm, preuß. General, geb. 7. Aug. 1848 in Borby bei Eckernförde als Pfarrerssohn, besuchte das Realgymnasium in Rendsburg, trat 1. April 1866 in das Schlesische Feldartillerieregiment Nr. 6, nahm am Feldzug teil und wurde Ende 1867 Offizier. Nach dem deutsch-französischen Kriege besuchte L. 1872–75 die Kriegsakademie, ward im April 1878 Hauptmann in i Generalstab, gehörte dem Großen Generalstab, 1880–81 dem des 4. Korps und 1882–1885 dem der 31. Division an, wurde 1885 Kompaniechef im 91. Regiment, 1886 Major im Generalstab der 22. Division und bald in dem des 11. Korps, 1889 Bataillonskommandeur im 114. Regiment, 1891 Oberstleutnant im 46. Regiment, 1892 Chef des Generalstabs des Gouverneurs von Metz und 1893 Abteilungschef im Großen Generalstab. 1896 wurde er Kommandeur des 36. Regiments, 1897 Generalmajor und Kommandeur der 14. Infanteriebrigade in Halberstadt, 1900 Generalleutnant und Kommandeur der 4. Division in Bromberg und 1904 kommandierender General des 11. Korps in Kassel.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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