Bromberg

Bromberg

Bromberg (poln. Bydgose, daher lat. Bidgostia), Stadt (Stadtkreis) und Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirks der preuß. Provinz Posen (s. unten), an der Brahe, in die hier der Bromberger Kanal mündet, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Schneidemühl-Thorn, B.-Schönsee, B.-Maximilianowo, Inowrazlaw-B. und B.-Znin sowie der Bromberger Kreisbahn, 33–73 m ü. M., hat 3 evangelische und 2 kath. Kirchen, Synagoge, Denkmäler Friedrichs d. Gr. und Kaiser Wilhelms I. und (1900) mit der Garnison (ein Füsilierregiment Nr. 34, ein Infanterieregiment Nr. 129, ein Grenadierregiment zu Pferde Nr. 3, ein Feldartillerieregiment Nr. 17 und eine Abteilung Feldartillerie Nr. 53) 52,204 Einw., darunter 15,663 Katholiken und 1519 Juden. Die Industrie umfaßt Eisengießerei und Maschinenfabrikation, Mühlenbetrieb, Sägewerke, Wagen-, Möbel-, Schnupftabak-, Sprit-, Seifen-, Licht- und Dachpappenfabrikation, Bierbrauerei, Branntwein- und Ziegelbrennerei, Gärtnerei etc., auch hat B. Schiffahrt, Handel mit Holz, Getreide, Mehl, Wolle, Leder, Steinkohlen etc. Von Bildungsanstalten befinden sich dort: ein Gymnasium mit pädagogischem Seminar, ein Realgymnasium, ein evang. Schullehrer- und ein städtisches Lehrerinnenseminar, eine Taubstummen- u. eine Blindenanstalt, Blindenheim, Luisenstift, Diakonissenanstalt etc. B. ist Sitz der Regierung des Bezirks B., des Stabes der 4. Division, der 7. Infanterie-, 4. Kavallerie- und 4. Feldartilleriebrigade, einer Generalkommission (für Ost- und Westpreußen und Posen), einer Landschaftsdirektion, einer Eisenbahn- und einer Oberpostdirektion, eines Landgerichts, einer Oberförsterei (Bartelsee), des Landratsamts für den Landkreis B., eines Hauptsteueramts, einer Handels- und einer Handwerkskammer, einer Reichsbankstelle (Umsatz 1901: 780,8 Mill. Mk.), eines historischen und eines Kunstvereins etc.

Wappen von Bromberg.
Wappen von Bromberg.

Der Magistrat zählt 16, die Stadtverordnetenversammlung 36 Mitglieder. Zum Landgerichtsbezirk B. gehören die acht Amtsgerichte zu B., Exin, Inowrazlaw, Krone a. Brahe, Labischin, Schubin, Strelno und Znin. In unmittelbarer Nähe der Stadt liegen die großen Dörfer Schwedenhöhe, Prinzenthal, Schleusenau u. a. – Der Bromberger Kanal, der Oder- und Weichselgebiet verbindet, beginnt bei Nakel an der zur Warthe gehenden Netze; seine Länge beträgt bis zur Einmündung in die zur Weichsel gehenden Brahe 26,3 km bei 19,5 m Breite und 1,4 m mittlerer Tiefe. Auf der Wasserscheide liegt er 25 m über dem Spiegel der Brahe, wohin sieben, und 4,9 m über dem der Netze, wohin zwei Schleusen führen. 1773–74 auf Befehl Friedrichs II. erbaut, ist er in neuester Zeit wegen des um mehr als 2 m gesunkenen Niveaus der Weichsel mehrfach erweitert und verbessert worden. Der Verkehr belief sich 1901 mit der Weichsel: auf 1675 beladene Schiffe mit 165,055 Ton. Ladung und 426,958 T. Floßholz; mit der Netze: auf 1752 beladene Schiffe mit 181,932 T. Ladung und 435,516 T. Floßholz. – B. entstand als polnisches Castrum im 11. Jahrh., erhielt 1346 deutsches Stadtrecht, wurde 1409 vom Deutschen Orden zerstört, aber um 1425 wiederhergestellt. Es wurde bald eine der wichtigsten Handelsstädte Polens. Am 6. Nov. 1657 schlossen Brandenburg und Polen hier den Bromberger Vertrag ab, der den Vertrag von Wehlau (s.d.) vom 19. Sept. ergänzte. Die erste polnische Teilung brachte B. mit dem ganzen Netzedistrikt 1772 an Preußen. Der Friedensschluß von Tilsit verwandelte das ganze Gebiet von 8754 qkm (159 QM.) mit 214,000 Einw. in ein Bromberger Departement des Großherzogtums Warschau, das erst 1815 an Preußen zurückkam. Unter der preußischen Herrschaft ist B. seitdem.

namentlich infolge der Kanalanlage und der Eisenbahnen, sehr gewachsen. Vgl. L. Kühnast, Historische Nachrichten über die Stadt B. (Berl. 1837).

Der Regierungsbezirk B. (s. die Karte »Posen«) zählt (1900) auf 11,449 qkm (207,94 QM.) 689,023 Einw., 60 auf 1 qkm, davon 275,974 Evangelische, 398,336 Katholiken, 13,024 Juden, und besteht aus den 14 Kreisen:

Tabelle

Über die fünf Reichstagswahlbezirke des Regierungsbezirks s. Karte »Reichstagswahlen«.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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