- Laudon
Laudon (auch Loudon), Gideon Ernst, Freiherr von, berühmter österreich. Feldherr, geb. 2. Febr. 1717 zu Tootzen in Livland, gest. 14. Juli 1790 in Neutitschein, trat 1732 in russische Dienste, wohnte 1734 der Belagerung von Danzig bei, ging 1735 mit den russischen Hilfstruppen an den Rhein und nahm 1738 und 1739 an den Feldzügen gegen die Türken teil. Nach dem Frieden trat er aus dem russischen Kriegsdienst aus und, da Friedrich II. von Preußen sein Gesuch um Aufnahme in die preußische Armee abwies, 1742 in die österreichische Armee ein. Anfänglich als Hauptmann dem Freikorps v. d. Trencks zugeteilt, wurde er 1744 in einem Gefecht auf elsässischem Boden schwer verwundet. Aber schon 1745 kämpfte er an der schlesischen Grenze gegen Preußen, nahm an der Schlacht von Hohenfriedberg teil, trat aber bald danach aus dem Freikorps, dessen wildes Treiben ihm mißfiel, aus und erhielt nach längerer vergeblicher Bewerbung eine Hauptmannsstelle in dem Liccaner Grenzregiment. In diese Zeit fällt seine Heirat und der Übertritt zum Katholizismus. Beim Ausbruch des Siebenjährigen Krieges wurde er, von dem Hofkriegsratspräsidenten Neipperg wiederholt barsch abgewiesen und dem Mangel preisgegeben, auf Kaunitz' Verwendung als Oberstleutnant mit einer Kroatenabteilung nach Böhmen zum Feldmarschall Browne geschickt, führte beim Rückzug aus Sachsen einen glücklichen Streich auf Tetschen aus und ward für seine Teilnahme an dem Überfall von Hirschfeld im Februar 1757 zum Generalfeldwachtmeister befördert und durch Verleihung des Ritterkreuzes des neugestifteten Theresienordens ausgezeichnet. Nach der Schlacht von Kolin brachte er Keith auf dessen Rückzug große Verluste bei und erhielt im August den Befehl über die leichten österreichischen Truppen bei der Reichsarmee, mit der er die Schlacht von Roßbach mitmachte. Zum Generalmajor befördert, nahm er 30. Juni 1758 in dem Defilee von Domstadtl bei Olmütz einen großen Wagenzug der Preußen weg, wofür er zum Feldmarschalleutnant ernannt wurde. Auch in der Schlacht bei Hochkirch tat er sich hervor und wurde mit dem Gute Kleinbetschwar bei Kuttenberg in Böhmen, dem Großkreuz des Theresienordens und dem Freiherrentitel belohnt. Im Frühjahr 1759 befehligte er ein Korps von 18,000 Mann an der schlesischen Grenze und bewerkstelligte 3. Aug. seine Vereinigung mit den Russen. Am Tage der Schlacht bei Kunersdorf (12. Aug.) entriß er seinem Gegner den schon erkämpften Sieg, trennte sich aber bald darauf von den untätigen Verbündeten und zog in beschwerlichen Märschen nach Mähren. Maria Theresia ernannte ihn zum Feldzeugmeister; die russische Kaiserin beschenkte ihn mit einem kostbaren Degen. 1760 erhielt L. das Kommando über ein Korps von 36,000 Mann, das nach Schlesien vordringen sollte. Hier schlug er 23. Juni den General Fouqué bei Landeshut, erstürmte Glatz, belagerte aber Breslau vergeblich und verlor 15. Aug. die Schlacht bei Liegnitz, was er Dann und besonders Lacy, den er als seinen persönlichen Gegner ansah, zur Last legte. Nach beendeten Kriegskonferenzen in Wien ging er im März 1761 nach Schlesien, wo er unabhängig vom Hauptheer Dauns ein 60,000 Mann starkes Heer befehligte, das sich 12. Aug. mit den Russen vereinigte; aber die verbündete Armee wurde durch Friedrichs befestigtes Lager bei Bunzelwitz in Schach gehalten. Dagegen gelang es L., 1. Okt. das wichtige Schweidnitz durch Überrumpelung in seine Gewalt zu bringen. 1762 erhielt L. infolge von gegnerischen Ränken kein Kommando und ward auch nach dem Kriege hinter Dann und Lacy zurückgesetzt, so daß er seinen Austritt aus der österreichischen Armee und den Eintritt in den preußischen oder sächsischen Dienst erwog, doch zerschlugen sich die Verhandlungen. 1766 wurde er in den Hofkriegsrat berufen, 1769 mit dem Generalkommando in Mähren betraut und 1778 zum Feldmarschall ernannt. Beim Ausbruch des Bayrischen Erbfolgekriegs stand er im März 1778 in Böhmen dem Prinzen Heinrich von Preußen gegenüber, und nur der Umstand, daß dieser die Offensive nicht ergriff, verhinderte eine Niederlage der Österreicher. Nach diesem Feldzug zog sich L. für ein Jahrzehnt von seiner öffentlichen Tätigkeit auf sein neues Besitztum Hadersdorf bei Wien zurück. Erst 1788 im Kriege gegen die Türkei wurde er wieder vom Kaiser berufen, das Kommando in Kroatien zu übernehmen; schon nach wenigen Tagen, 24. Aug., nahm er das von den Türken tapfer verteidigte Dubitza und erstürmte 3. Okt. Novi. Im Feldzug von 1789 eroberte er an der Spitze des kroatisch-slawonischen Heeres Türkisch-Gradisca, führte während der Krankheit des Feldmarschalls Hadik auch den Oberbefehl über das Hauptheer, nahm 8. Okt. Belgrad und Semendria ein und beendete, zum Generalissimus ernannt, den Feldzug glorreich. 1790 erhielt er den Oberbefehl über die gegen Preußen zusammengezogene Armee, starb aber noch in demselben Jahre. Ihm zu Ehren erhielt 1888 das Infanterieregiment Nr. 29 seinen Namen. Da zwei Kinder, die L. aus seiner Ehe mit einem Fräulein v. Hagen hatte, klein gestorben waren, adoptierte er seinen Neffen Alexander, Freiherrn von L. (geb. 1762 in Riga), der das Geschlecht fortsetzte und als österreichischer Feldmarschalleutnant 22. Nov. 1822 starb. Vgl. Janko, Leben des Feldmarschalls v. L. (Wien 1869) und L. im Gedicht und Lied seiner Zeitgenossen (das. 1880); Buchberger, Briefe Laudons an den Hofkriegsrat v. Hochstätter (»Archiv für österreichische Geschichte«, Bd. 48); K. v. Löwis of Menar, Zur Genealogie des österreich. Generalissimus G. E. Freih. v. L. (Riga 1904).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.