Neipperg

Neipperg

Neipperg, altes, ehemals reichsunmittelbares Rittergeschlecht in Schwaben, dessen Stammschloß N. im ehemaligen Kraichgau liegt, ward 1726 in den Reichsgrafenstand erhoben und erhielt 1766 Sitz und Stimme in dem schwäbischen Grafenkollegium, besitzt gegenwärtig die Standesherrschaft Schwaigern und andre Güter in Württemberg und Baden, hat standesherrliche Rechte in Württemberg, Ober- und Niederösterreich und seit 1829 den Titel Erlaucht. Vgl. Klunzinger, Die Edeln von N. (Stuttg. 1840). Die Fürsten von MontenuovoNeuberg«) sind ein Seitenzweig der N. Die namhaftesten Sprößlinge des Geschlechts sind:

1) Wilhelm Reinhard, Graf von, geb. 27. Mai 1684, gest. 26. Mai 1774, Sohn des Feldmarschalls Freiherrn Eberhard Friedrich von N. (1655–1725), trat 1702 in kaiserliche Dienste, zeichnete sich im Türkenkriege 1716 bei Temesvar und 1717 bei Belgrad aus, ward 1723 Generalmajor und Erzieher des Herzogs Franz Stephan von Lothringen, nachherigen Kaisers Franz I., und nachmals dessen vertrauter Freund. 1737 zum Gouverneur von Temesvár ernannt, schloß er 1. Sept. 1739 ohne Vollmacht übereilterweise den ungünstigen Frieden von Belgrad ab und ward dafür zu Festungshaft verurteilt. 1741 befehligte er in Schlesien gegen Friedrich II., verlor aber 10. April die Schlacht bei Mollwitz und ward abberufen. 1753 wurde er kommandierender General in Österreich, 1755 Hofkriegsratspräsident.

2) Adam Albert, Graf von, Enkel des vorigen, Sohn des Erfinders der Kopiermaschine, Grafen Leopold Johann Nep. von N. (1728–92), geb. 8. April 1775, gest. 22. Febr. 1829, wurde auf der Karlsschule in Stuttgart erzogen, trat 1790 in den österreichischen Militärdienst, focht im französischen Revolutionskriege mit Auszeichnung, wurde 14. Sept. 1794 bei Doelen schwer verwundet und kämpfte sodann in Italien 1796–1801 und 1805; 1809 war er Generaladjutant des Erzherzogs Ferdinand. 1811–13 war er österreichischer Gesandter am schwedischen Hof, wo er Schwedens Beitritt zur Koalition erwirkte. 1813 focht er an der Spitze einer Brigade bei Reichenberg, bei Stolpen und bei Leipzig und ward 20. Okt. Feldmarschalleutnant. Im Dezember ging er nach Neapel und schloß daselbst 14. Jan. 1814 den Allianztraktat mit König Murat. Im Juli beauftragt, die vormalige Kaiserin von Frankreich, Maria Luise, auf ihren Reisen nach Aix und durch die Schweiz zu begleiten, vertrat er auch auf dem Wiener Kongreß die Interessen dieser Fürstin und ward 29. März 1815 zu ihrem Oberstallmeister sowie zum Oberkommandanten der Truppen von Parma ernannt. Nach dem Wiederausbruch des Krieges zwischen Österreich und Neapel übernahm er im Frühjahr 1815 das Kommando des 1. Armeekorps und zog 21. Mai in Neapel ein. Sodann trat er seinen Dienst bei der Erzherzogin Maria Luise von Parma wieder an, die ihn 1816 zum Oberhofmeister und Minister des Auswärtigen ernannte. N. war seit 1821 mit Maria Luise in morganatischer Ehe verbunden; sie gebar ihm zwei Kinder, von denen der überlebende Sohn Wilhelm Albrecht, Graf von MontenuovoNeuberg«), geb. 9. Aug. 1821, gest. 1895, 1864 zum Fürsten von Montenuovo erhoben wurde. Sein ältester Sohn aus erster Ehe, Alfred August, Graf von N., geb. 26. Jan. 1807, gest. 16. Nov. 1865, war seit 1842 mit der Prinzessin Maria Friederike Charlotte von Württemberg vermählt.

3) Erwin Franz, Graf von, Bruder des oben zuletzt genannten (Alfred August von N.), österreich. General, geb. 6. April 1813 zu Schwaigern in Württemberg, gest. daselbst 2. März 1897, trat 1830 in die Armee, nahm 1848 an der Einnahme von Wien, 1848 bis 1849 am Kriege in Ungarn teil, ward 1850 Kommandeur des 2. Dragonerregiments, 1854 Brigadier und 1863 Feldmarschalleutnant und Divisionär. Nachdem er 1864 den dänischen Feldzug mitgemacht hatte, ward er zum Kommandanten der Bundesfestung Mainz ernannt und befehligte 1866 die 4. Division des 8. deutschen Bundesarmeekorps, die am 14. Juli bei Aschaffenburg von der preußischen Mainarmee besiegt wurde. 1870 ward N. General der Kavallerie, 1878 Kapitän der k. u. k. Trabantenleibgarde und der Leibgarde-Infanteriekompanie und 1879 lebenslängliches Mitglied des österreichischen Herrenhauses. Sein Sohn Reinhard, Graf von, geb. 30. Juli 1856 zu Horin in Böhmen, gegenwärtig Chef des Hauses, war 1881–90 ultramontanes Mitglied des deutschen Reichstags.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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