Burke

Burke

Burke (spr. börk), 1) Edmund, berühmter engl. Schriftsteller, Redner und Staatsmann, geb. 12. Jan. 1729 in Dublin, gest. 9. Juli 1797, studierte seit 1750 alte Sprachen, Philosophie und Rechtswissenschaft zu London. 1756 schrieb er anonym die »Vindication of natural society« im Stil Bolingbrokes, dessen Angriffe auf die Religion persiflierend. Dann machte sein »Philosophical inquiry into the origin of our ideas of the sublime and beautiful« (1757) in England und Deutschland (übersetzt von Garve, 1773) Aufsehen; das »Annual Register«, das er seit 1758 herausgab, wurde für ihn eine gute Hilfsquelle. 1759 bis 1764 war B. Privatsekretär von William Gerard Hamilton (s.d.). Darauf stellte ihn der Marquis von Rockingham 1765 als Privatsekretär an. Noch im selben Jahr ward er ins Unterhaus gewählt, wo er durch seine rednerische Begabung bald eine Rolle spielte und namentlich die amerikanische Stempelakte bekämpfte. Als Rockingham aus dem Ministerium schied, trat B. in Opposition gegen das Kabinett Pitt und gab sein »Short account of a late short administration« (1766) heraus. 1769 verteidigte er, als Wilkes aus dem Parlament ausgestoßen werden sollte, die Unverletzlichkeit des Wahlrechts und schrieb »Thoughts on the cause of the present discontents« (1770), worin er seine Ansichten über die englische Verfassung niederlegte; der öffentlichen Meinung solle man dadurch größeres Gewicht verleihen, daß man die Geheimhaltung der parlamentarischen Verhandlungen aufgebe. Die Versuche, die amerikanischen Kolonien ohne ihre Einwilligung zu besteuern, fanden an B. fortgesetzt den entschiedensten Gegner, so daß ihn 1771 die Kolonie New York zu ihrem Agenten in London ernannte. In dem 1774 neugewählten Parlament ward die enge Verbindung zwischen ihm und Fox begründet, die bis zur französischen Revolution dauerte. Am 22. März 1775 legte B., um die Zwistigkeiten mit den Kolonien beizulegen, dem Parlament Resolutionen vor, die aber durch die ministerielle Majorität abgelehnt wurden; ebenso erfolglos war sein Eintreten für eine Milderung der Irland betreffenden Gesetzgebung. Als Rockingham im März 1782 wieder aus Staatsruder trat, wurde B. Mitglied des Geheimen Rats und Generalzahlmeister der Armee; das Einkommen seines Amtes verkürzte er uneigennützig zugunsten des Schatzes. Da das nach Rockinghams Tode gebildete Ministerium Shelburne in die Unabhängigkeit Amerikas nicht willigte, trat B. mit Fox wieder zur Opposition, gehörte indes dem 1783 gebildeten Koalitionsministerium abermals als Generalzahlmeister an. Als aber die von Fox eingebrachte India-Bill verworfen wurde, trat das Ministerium noch 1783 ab, und B., seit 1784 Rektor der Universität zu Glasgow, hat seitdem der Regierung nicht wieder angehört. Dagegen behielt er im Parlament eine einflußreiche Wirksamkeit. Er veranlaßte und leitete 1785 die Anklage des Unterhauses gegen Warren Hastings (s.d.). Bei Verhandlung des Handelsvertrags mit Frankreich (Januar 1787) griff er Pitt scharf an und bekämpfte 1788 rücksichtslos dessen Vorschläge über die Einsetzung einer Regentschaft für den kranken Georg III. Da die französische Revolution B. alle Grundlagen eines geordneten Staatswesens umzustürzen schien, trennte er sich von Fox und bekämpfte im Gegensatze zu diesem leidenschaftlich alles, was von Frankreich kam, sowohl in Reden als auch in seinem Werk »Reflections on the revolution in France« (Lond. 1790; deutsch von Gentz, Berl. 1793, 2 Bde.; 3. Aufl. 1838) und andern Flugschriften. Er trat jetzt zur Regierungspartei über und nahm 1794 von Georg III. eine Pension an. Schon vorher trat er aus dem Parlament und zog sich auf seine Villa Beaconsfield zurück, schrieb aber auch da noch für Fortsetzung des Krieges gegen Frankreich die Schrift »Thoughts on a regicide peace« (1796). Als eine Verteidigung seines politischen Lebens veröffentlichte er 1796 »A letter to a nohle Lord«, der in kurzer Zeit 13 Auflagen erlebte (deutsch, Berl. 1796 u. d. T.: »E. Burkes Rechtfertigung seines politischen Lebens«). Unter den Ausgaben seiner Werke ist die Londoner von 1852 (8 Bde.) besonders zu rühmen. Die letzte erschien 1898 in 12 Bänden, eine Auswahl 1897, 3 Bde. Seine Reden erschienen gesammelt 1816, 4 Bde., seine Briefe, Reden etc. über die irischen Angelegenheiten gab M. Arnold heraus (1881). Vgl. I. Prior, Memoir on the life and character of E. B. (Lond. 1824, 5. Aufl. 1854, 2 Bde.); Macknight, Life and times of B. (das. 1850–61, 3 Bde.); I. Morley, Edmund B., a historical study (das. 1867); Derselbe, Edmund B. (2. Aufl. 1888); Robertson, Letters on the life, writings and times of E. B. (Dubl. 1876); Schädel, Edmund B. (Leipz. 1898).

2) William, berüchtigter Mörder, ein Schuhmacher zu Edinburg, geb. 1792 in Irland, verkaufte 1827 die Leiche eines in seinem Hause verstorbenen Mannes an einen Arzt Knox zu anatomischen Untersuchungen. Durch den leichten Gewinn verlockt, erdrosselte er nach und nach mit Hilfe seines Nachbars Hare 15 Personen, deren Leichen er verkaufte. B. wurde 1828 hingerichtet. Burken (to burke) heißt seitdem: heimlich morden. Vgl. Mac Gregor, History of B. and Hare (Glasg. 1884).

3) Sir John Bernard, engl. Genealog und Heraldiker, geb. 5. Jan. 1814 in London, gest. 12. Dez. 1892 in Dublin, ward 1839 Advokat in London. 1853 wurde er Wappenkönig von Ulster und 1854 Ehrendoktor der Universität Dublin; in demselben Jahr erhielt er die Ritterwürde. Die wichtigsten seiner zahlreichen Werke sind: »Genealogical and heraldic dictionary of the landed gentry« (neue Ausg. 1891); »Anecdotes of the aristocracy« (neue Ausg. 1855); »Family romance, episodes in the domestic annals of the aristocracy« (3. Aufl. 1861); »The book of the orders of knighthood« (1858); »Rise of the great families« (neue Ausg. 1882); »Vicissitudes of families« (neue Ausg. 1883); »The book of precedence« (1881); »General armoury of England« (1883); »Genealogical and heraldic history of the colonial gentry« (1891). Sein Hauptverdienst beruht in der Fortsetzung des von seinem Vater John B. (gest. 1848) 1831 begründeten genealogischen Almanachs »Peerage and baronetage of the British empire«.

4) Robert O'Hara, austral. Forschungsreisender, geb. 1820 zu St. Cleram in der irischen Grafschaft Galway, gest. 28. Juni 1861, bildele sich auf der Akademie von Woolwich, dann in Belgien für die militärische Laufbahn aus, worauf er in das österreichische Husarenregiment Radetzky eintrat. Zum Rittmeister vorgerückt, verließ er 1848 den österreichischen Dienst und kehrte nach Irland zurück. 1853 als Polizeiinspektor nach Melbourne in Australien versetzt, wurde er 1858 mit der Führung einer großen Expedition zur Durchquerung des Kontinents beauftragt. Begleitet von dem Arzt Wills, dem deutschen Botaniker Becker und zwölf andern Weißen nebst drei Indern zur Führung von 24 Reit- und Lastkamelen, verließ B. 1860 Melbourne. Zu Menindie am Darling bildete er ein erstes Depot, ein zweites am Cooper; er selbst brach mit Wills und zwei andern Begleitern 16. Dez. 1860 nach N. auf, gelangte 20. Jan. 1861 zum Carpentariagolf und kehrte unter großen Entbehrungen, denen einer seiner Begleiter erlag, zum Cooper zurück, den er verlassen fand. B. versuchte nun, südwestlich nach Adelaide durchzudringen, mußte aber wegen Wassermangels zum Cooper zurückkehren, wo zuerst Wills, dann er selbst den Hungertod starben, während der überlebende King bei einem Haufen Eingeborner Aufnahme fand, bis er durch eine Hilfsexpedition nach Melbourne gebracht wurde. Die Überbleibsel von B. und Wills wurden zuerst am Cooper bestattet, später aber nach Melbourne übergeführt, wo man beiden ein Standbild errichtete. Vgl. Wills, Narrative of a successful exploration through the interior of Australia (Lond. 1863).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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