Farbensymbolik

Farbensymbolik

Farbensymbolik, die Deutung der Farben auf bestimmte Lebensverhältnisse, Begriffe und Gemütsstimmungen sowie ihre Benutzung, um in Kleider- und Schmucktracht (Jett als Trauerschmuck), durch Tragen der Lieblingsfarben einer Dame beim Turnier, in der Blumensprache etc. diese Stimmung auszudrücken. Die den Farben beigelegte Bedeutung wechselt nach Völkern und Zeiten, z. B. hinsichtlich der Trauer (s.d.), ohne daß sich psychologische Gründe für die Wahl bestimmter Farben für bestimmte Beziehungen überall anführen ließen. Goethe teilte die Farben ein in warme und erregende (Gelb und Rot, wobei an die erregende Wirkung roter Tücher bei Stier und Truthahn erinnert werden darf) und in kalte oder niederstimmende (Blau u. Violett), zwischen denen das neutrale und beruhigende Grün in der Mitte stehe. Im allgemeinen hat sich bei den Kulturvölkern folgende F. herausgebildet: Rot gilt als die Farbe des Lebens, der Liebe und Leidenschaft, des Feuers und der Sonnenglut. So wurden die Türpfosten der Israeliten rot angestrichen, zum Zeichen, daß der Würgeengel an diesen Häusern vorübergehen sollte (2. Mos. 12,7), und Rahab befestigt zu gleichem Zwecke das blutrote Band am Fenster ihres Hauses (Josua 2,12–18, und 6,17–25). Rote Tiere, wie Löwe, Fuchs und Eichhörnchen, gelten als Feuer- und Sonnensymbole, rote Blumen (wie Nelken, Rosen, Brennende Liebe) als Liebeszeichen. Dann ist auch Rot als Blutfarbe die Farbe des Zornes (von der Rötung des Gesichts bei Zornigen), der Revolution und des Krieges (Jakobinerrot, Militärrot) sowie der Brandstiftung (»roten Hahn aufs Dach setzen«). Besondere Nuancen, wie der ins Blaue ziehende Purpur, galten den alten Völkern, namentlich Tyriern und Römern, als Zeichen der Majestät und blieben den Fürsten, hohen Beamten und Priestern vorbehalten. Gelbrotes Haar galt indessen im Norden (als Zeichen der Vermischung mit dunkeln Rassen) als Zeichen verräterischer Gesinnung (Judas); auch die Ägypter opferten ihrem Typhon rothaarige Menschen und Tiere. Weiß gilt wohl überall als Farbe der Reinheit und Unschuld, daher die Symbolik der Lilie auf den Bildern von Mariä Empfängnis, die weiße Tracht gewisser Priesterschaften, Mönchs- und Nonnenorden. Im Gegensatz zum Roten (weiße Rosen und andre Blumen) erscheint Weiß auch als Farbe. des Todes, der Ruhe und Ertötung aller Begierden. Gelb (mit Ausnahme des Goldenen) erscheint den meisten Völkern (mit Ausnahme der Mongolen und Malaien) als Farbe des Neides, der Streitsüchtigkeit und des Hasses, wohl wegen der gelben Hautfarbe bei Gallensüchtigen, und merkwürdig genug ist Gelb und Orange in der Natur die bevorzugte »Trutz- oder Ekelfarbe« der gefürchteten und gemiedenen Tiere (Wespen, gelbe und gelbrote Raupen und Schmetterlinge); ein reines Goldgelb jedoch gilt auch als Symbol der Sonne, des Reichtums, der Freude, wie beim Chrysanthemum-Fest der Japaner. Grün war schon den Ägyptern die Farbe der Hoffnung, des Sprießens und Gedeihens, der Frühlingsfreude, später aber auch der Unreife (»grüner Junge«) und des Giftigen (»grüngeäugtes Scheusal«), wohl weil Grün im Gewande der Eidechsen (Drachen) und Schlangen häufig auftritt. Blau war seit ältester Zeit die verehrteste Farbe, der Lapislazuli im Altertum der geschätzteste Edelstein, und der Indigo, mit dem man bei Pelusium die (nach Brugsch) danach benannten Arbeiterkleider oder Blusen färbte, hieß Dar-neken, der vor »Schaden bewahrende« Farbstoff. Den Alten galt Blau, wie Eusebios sagt, als Götterfarbe (in der Kleidung), besonders der Himmelsgöttin (Juno), nach dem blauen Himmel. Schon im germanischen Altertum erscheint Blau als Symbol der Treue und Beständigkeit, daher blaue Blumen (Männertreu, Vergißmeinnicht, Gedenke mein, Pensee) als Beständigkeitssymbole. Violett gilt in der Tracht, z. B. der Kardinäle und ältern Frauen, als Farbe des Alters und als Zeichen, daß man nicht jünger scheinen wolle, als man ist, ferner als Ausdruck stiller Freude und des Behagens an Gelagen und am Weingenuß ohne Trunkenheit, ja der violette Amethyst wurde, wie der Name ausdrückt, als Amulett gegen Berauschung betrachtet. Blaugrün (Marineblau) war Farbe der Meergötter (Glaukos) und aller nautischen Bestrebungen. Schwarz endlich gilt außer der Farbe der Trauer hauptsächlich noch als die der Unterwelt und des Bösen sowie aller nächtlichen Taten und Gelüste (schwarzes Herz, schwarze Gedanken, schwarze Opfertiere für die Unterirdischen). Auch mit Feuerrot oder Gelb gepaart, diente Schwarz zur Symbolisierung des Teufels und seiner Heerscharen. Diese Zusammenstellungen und Beziehungen sind fast international, obwohl freilich im einzelnen bei allen solchen Ideenverbindungen viel Konventionelles und Überliefertes steckt, weshalb man eigentlich nur von einer übereinstimmenden Symbolik der geistig zusammenhängenden Kulturvölker reden kann. So gehört beispielsweise Gelb, die Farbe der Abgunst bei den arischen Stämmen, bei allen mongolischen und malaiischen, namentlich den Chinesen, zu den allergeschätztesten, wozu freilich die alte Verwendung der Seidenzeuge, die dieser Farbe und ihren Nuancen ein herrliches Lüster geben, beigetragen haben mag. Bei den alten Assyrern bestand auch eine F. in bezug auf Planeten und Wochentage, wobei Goldfarbe die Sonne, Silber den Mond, Orange den Mars, Blau den Merkur, Weiß den Saturn, Rot den Jupiter und Schwarz (als Abendstern) die Venus bezeichnete; ähnlich ist auf den ägyptischen Wandmalereien Blau stets die Farbe des Eisens etc. In solchen Fällen war die Farbe völlig zum Begriffszeichen geworden, ähnlich wie bei der mittelalterlichen Wappenmalerei.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Farbensymbolik — Fạr|ben|sym|bo|lik …   Die deutsche Rechtschreibung

  • grün — umweltschonend; umweltfreundlich; umweltverträglich; umweltbewusst; unwissend; unreif; unqualifiziert; unerfahren * * * grün [gry:n] <Adj.>: 1. von der Farbe der meisten Pflanzen …   Universal-Lexikon

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