Vereinigte Provinzen

Vereinigte Provinzen (United Provinces of Agra and Oudh, früher und auch jetzt noch häufig Northwestern Provinces genannt), Provinz des britisch-ind. Kaiserreichs an dessen Nordgrenze, unter einem Lieutenant-Governor, seit 1877 mit Audh (s. d.) vereinigt, zwischen 23°52'-31°7' nördl. Br. und 77°5' bis 84°40' östl. L., begrenzt von Tibet, Nepal, Bengalen, Zentralindien, Radschputana und Pandschab, 291,653 qkm groß, wozu noch die Tributärstaaten Rampur und Garhwal mit 13,232 qkm und 802,097 Einw. kommen. Der nördlichste Teil der Provinz an der Grenze gegen Tibet wird erfüllt von hohen und wilden Ketten des Himalaja, der hier im Dschamuotri 6326, im Badrinath 6980, im Karnat 7132, im Nanda Dewi 7810 m erreicht. Südlich davon ziehen sich die Siwalikhügel hin, dann folgt die Ebene, durchzogen von den Flüssen Dschamna, die anfangs die Westgrenze bildet, Ganges, Ramganga und Gogra, die alle hier entspringen und zahlreiche Bewässerungskanäle hergeben, die große, sonst unproduktive Gebiete fruchtbar gemacht haben. An der Ostgrenze gegen Nepal fällt das sumpfige, ungesunde Tarai in die Provinz hinein. Das Klima der Ebene ist ungesund (Fieber, Cholera, Pocken). Gesundheitsstationen haben die Engländer zu Masuri, Naini Tal und Landaur errichtet. Von der Bevölkerung, die für V. P. mit Audh 1901: 47,691,782 Seelen (24,616,942 männlich, 23,074,840 weiblich) betrug, d. h. 163 auf 1 qkm, waren der Religion nach: Hindu 40,757,137, Mohammedaner 6,731,034, Dschaina 84,401, Christen 102,469 (10,725 Katholiken, 51,547 Methodisten, 28,118 Anglikaner); 33,628 waren Europäer (zum großen Teil Militär). Die Volksbildung steht auf sehr niedriger Stufe; 1901 konnten nur 1,422,924 der männlichen und 55,941 der weiblichen Bevölkerung lesen und schreiben. Es bestehen 19 von Indern gebildete wissenschaftliche Gesellschaften und 163 Zeitungen. Auf 35,905,391 Acres wurden 1901 gebaut: Weizen, dann Hirse, Reis, Baumwolle, Indigo, Zuckerrohr, Mohn zur Opiumgewinnung (Monopol der Regierung), Ölsaaten, Tee in den Berglandschaften, Tabak. Die Wälder bedeckten 9,076,775 Acres; 8,613,033 Acres sind unkultivierbar. Der Viehstand (ohne Audh) betrug 1893: 325,669 Pferde, 263,133 Maulesel und Esel, 15,003,709 Rinder, 2,809,838 Büffel, 4,177,137 Schafe und Ziegen und 8687 Kamele. Die Schnitzereien, Messing-, Silber-, Töpfer-, Lederwaren und Stickereien des Landes sind berühmt; die Europäer haben mehrere Großbetriebe eingeführt zur Fabrikation von Indigo, Baumwollenstoffen, Wollenzeug, Lack; die Regierung besitzt zwei große Werkstätten für Maschinen. Der Handel, meist in den Händen der Banjanen (s. d.), richtet sich größtenteils nach Kalkutta, Tibet und Nepal und hat als Hauptsitze Khanpur, Allahabad, Mirzapur, Benares, Mirat, Mattrah, Agra, deren Gesamthandel auf weit über 30 Mill. Pfd. Sterl. geschätzt wird. Diesem Handel dient außer Flüssen und Kanälen ein vielverzweigtes Eisenbahnnetz. Für Verwaltungszwecke ist die Provinz (ohne Audh) in 9 Divisionen (Lucknow, Faisabad, Mirat, Agra, Rohilkand, Allahabad, Benares, Dschansi, Kumaon) geteilt; sie brachte 1901: 112,716,019 Rupien Einnahme und erforderte 56,683,842 Rupien Ausgabe. Hauptstadt ist Allahabad. Vgl. W. Crooke, The tribes and castes of the Northwestern Provinces and Oudh (Kalkutta 1896, 4 Bde.) und The Northwestern Provinces of India, their history, ethnology and administration (Lond. 1897).