- Abel [2]
Abel, 1) Karl Friedrich, der letzte Gambenvirtuos, geb. 1725, gest. 20. Juni 1787 in London, war 1748–58 Mitglied der Hofkapelle in Dresden, seit 1759 in London, wo er mit Joh. Christian Bach bis zu dessen Tode (1782) Abonnementkonzerte (die Bach-Abel-Konzerte) leitete. A. war selbst ein angesehener Komponist (36 Ouvertüren [Symphonien], 18 Streichquartette u.a.).
2) Jakob Friedrich von, philosoph. Schriftsteller, geb. 9. Mai 1751 zu Vaihingen an der Enz in Württemberg, gest. 7. Juli 1829 in Schorndorf. Seit dem 21. Jahr Professor der Philosophie an der »militärischen Pflanzschule« auf der Solitüde (spätern »Hohen Karlsschule« in Stuttgart), wo er Schillers Lehrer war, wurde er 1790 Professor der praktischen Philosophie an der Universität Tübingen, 1793 Pädagogiarch der württembergischen Gymnasien u. Schulen, 1825 Generalsuperintendent in Urach, später in Stuttgart. Seine frühern, eklektisch gehaltenen Schriften bezogen sich auf Psychologie, Metaphysik, Moral, die spätern sind mehr religionsphilosophischen Inhalts: »Philosophische Untersuchungen über die letzten Gründe des Glaubens an Gott« (2. Aufl., Stuttg. 1820); »Ausführliche Darstellung des Grundes unsers Glaubens an Unsterblichkeit« (Frankf. a. M. 1826). Vgl. Aders, Jakob Friedr. A. als Philosoph (Berl. 1893).
3) Karl von, bayr. Staatsmann, geb. 17. Sept. 1788 zu Wetzlar, gest. 3. Sept. 1859 in München, trat 1810 in den bayrischen Staatsdienst, wurde 1819 Regierungsrat in München, 1827 Rat im Ministerium des Innern und ging 1832 als Regentschaftsrat nach Griechenland. 1834 trat er wieder in das bayrische Ministerium des Innern ein, dessen Verwaltung ihm 1837 erst provisorisch, dann endgültig übertragen wurde. 1840 übernahm er auch die Leitung der Finanzen. Als Minister verleugnete er seine frühern freisinnigen Ansichten und schloß sich immer enger an die Absolutisten und Ultramontanen an. Der Erlaß, der die Kniebeugung beim katholischen Gottesdienst auch für die protestantischen Soldaten anordnete, machte den Anfang einer Reihe von Maßregeln, welche die Rechte der evangelischen Kirche und die religiöse Gleichstellung verletzten. Er war eifrig bemüht, die Bundesbeschlüsse vom 28. Juni 1832 gegenüber den »mit Übereilung gegebenen süddeutschen Verfassungen« streng durchzuführen und das Steuerbewilligungsrecht des Landtags fast wirkungslos zu machen. Seine Verwaltung rief endlich nicht nur in der Kammer, sondern auch im Reichsrate lebhafte Opposition hervor. König Ludwig zweigte 1846 ein besonderes Kultusministerium von seinem Ressort ab, und als A. seine Zustimmung zur Indigenatserteilung an die Tänzerin Lola Montez (s. d.) verweigerte, erhielt er 17. Febr. 1847 seine Entlassung, wurde bayrischer Gesandter zu Turin und 1850 in den Ruhestand versetzt. Auf Betrieb der Ultramontanen wurde er 1848 in die Zweite Kammer gewählt. Vgl. »A. und Wallerstein« (Stuttg. 1840).
4) Niels Henrik, Mathematiker, geb. 5. Aug. 1802 im Kirchspiel Findö im norwegischen Stift Christiansand, gest. 6. April 1829 auf dem Eisenwerk Froland bei Arendal; bezog 1821 die Universität Christiania, hielt sich 1825–27 im Ausland, besonders in Berlin und Paris, auf, wurde nach seiner Rückkehr Dozent an der Universität und Ingenieurschule in Christiania und 1828 Vertreter Hausteens. A. leistete sehr viel für die Theorie der algebraischen Gleichungen, er schuf, unabhängig von K. G. J. Jacobi und noch etwas früher als dieser, die Theorie der elliptischen Funktionen und begründete die allgemeine Theorie der Integrale algebraischer Funktionen, besonders durch sein berühmtes »Abelsches Theorem«. Seine gesammelten Werke sind in französischer Sprache zuerst 1839 erschienen (2 Bde.) und auf Staatskosten vollständiger von Sylow und Lie herausgegeben (Christ. 1881, 2 Bde.). Vgl. Bjerknes, N. H. A., sa vie et son action scientifique (Bordeaux u. Par. 1885).
5) Otto, Geschichtschreiber, geb. 22. Jan. 1824 in Kloster-Reichenbach auf dem württembergischen Schwarzwald, gest. 28. Okt. 1854 in Leonberg, widmete Dahlmann seine Erstlingsschrift: »Makedonien vor König Philipp« (Leipz. 1847), in der er den hellenischen Ursprung der Makedonier nachwies. Der nationalen Bewegung des Jahres 1848 entsprang seine Schrift: »Das neue Deutsche Reich und sein Kaiser« (Berl. 1848), und seine Enttäuschung über das Verhalten Friedrich Wilhelms IV. spiegelt sich in seiner posthumen Schrift »Theodat, König der Ostgoten« (Stuttg. 1855) mit ihren Anspielungen auf die Gegenwart wider. Nachdem er den preußischen diplomatischen Dienst, in den ihn der Minister Heinrich v. Arnim gezogen, 1850 verlassen hatte, lebte A. in Berlin als Mitarbeiter an den »Monumenta Germaniae historica«. 1851 habilitierte er sich für Geschichte in Bonn. Von einer von ihm beabsichtigten großen Geschichte Kaiser Friedrichs II. erschienen nur die einleitende Monographie »König Philipp der Hohenstaufe« (Berl. 1852) und das posthume Fragment »Kaiser Otto IV. und König Friedrich II.« (hrsg. von Wegele, das. 1856). Außerdem schrieb er: »Die deutschen Personennamen« (Berl. 1853, 2. Aufl. 1889); »Die deutschen Kaiserdynastien und ihre Bestrebungen für die Einheit und Erblichkeit des Reichs« (in »Germania«, Bd. 1, Leipz. 1851) und »Die Legende vom heil. Nepomuk« (Berl. 1855).
6) Sir Frederick Augustus, Chemiker, geb. 1827 in London, wurde Chemiker des englischen Kriegsdepartements und verbesserte das von dem Österreicher v. Lenk angegebene Verfahren der Fabrikation der Schießbaumwolle. Auch lieferte er Studien über Wesen und Verlauf der Explosionen und brachte die Sprenggelatine in eine handlichere Form. 1883 war er englischer Regierungskommissar bei der elektrischen Ausstellung in Wien, und bei seiner Heimkehr wurde er geadelt. Seit vielen Jahren ist A. allgemeiner chemischer Ratgeber der Regierung, Beisitzer der Artilleriekommission, Mitglied des Royal Engineers Committee und seit 1889 Präsident des Committee on Explosives. Er schrieb: »Gun-cotton« (1866); »On recent investigations and applications of explosive agents« (1871); »Researches on explosives« (1875); »The modern history of gun-powder« (1877); »Electricity as applied to explosive purposes« (1884). Mit Bloxam schrieb er ein Handbuch der Chemie (1858 u. öfter).
7) Sigurd, Historiker, Vetter von A. 4), geb. 4. Juni 1837 in Leonberg, gest. daselbst 9. Jan. 1873, schloß sich der Waitzschen Schule an, habilitierte sich 1861 in Göttingen, ward 1868 außerordentlicher Professor in Gießen, erkrankte aber schon 1869. Er schrieb: »Der Untergang des Langobardenreichs in Italien« (Götting. 1859) und »Jahrbücher des fränkischen Reiches unter Karl d. Gr.« (Leipz. 1866, Bd. 1, 768–788; 2. Aufl. von B. Simson, 1888).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.