Potter

Potter

Potter, 1) Dirk (Dirc), Herr von Loo (in der Nähe vom Haag), niederländ. Dichter, geb. um 1370, gest. 30. April 1428, war von 1403 bis zu seinem Tode Kanzleischreiber von Holland (bis 1412 auch Baljuw [Amtmann] vom Haag) und wurde in dieser Stelle oft mit wichtigen Sendungen beauftragt, unter anderm 1411–12 nach Rom. Daselbst schrieb er seine gereimte Liebeslehre »Der Minnenloep« (hrsg. von P. Leendertz, Leiden 1845–47), eine Philosophie der Liebe und zugleich eine praktische Einleitung in dieselbe, geschmückt mit 57 kurzen Geschichten, die er zur Hälfte dem Ovid und sonst der Bibel, den mittelalterlichen Ritterromanen und der Volksliteratur entnahm. Diese Geschichtchen machen seine Dichtung zu einer der besten in der mittelniederländischen Literatur.

2) Paul, holländ. Maler und Radierer, Sohn des Genre-, Landschafts- und Stillebenmalers Pieter P., geb. im November 1625 in Enkhuizen, gest. im Januar 1654 in Amsterdam, kam mit seinem Vater 1631 nach Amsterdam, war anfangs dessen Schüler, dann des Jacob de Wet in Haarlem, wurde 1646 in die Malergilde zu Delft und 1649 in die im Haag aufgenommen und siedelte 1653 nach Amsterdam über. P. war ein frühreifes, unablässig schaffendes Talent, das in nur elfjähriger Tätigkeit weit über 100 Bilder hervorgebracht hat. Er gilt für den größten Tiermaler der holländischen Schule. Doch wird dieser Ruhm weniger durch seine Gemälde mit Figuren in naturgroßem Maßstab, unter denen der junge Stier (im Museum des Haag) und die Bärenjagd (Reichsmuseum in Amsterdam) besonders bekannt sind, als durch seine kleinen Tierstücke gerechtfertigt, die Rinder, Schafe, Pferde und Schweine auf der Weide, vor Gehöften und in Bauernhöfen darstellen und sich durch pastosen Farbenauftrag, sorgsame Zeichnung und ein sonniges, klares Kolorit auszeichnen. Seine Hauptwerke sind: die pissende Kuh und das Gericht der Tiere über den Jäger (Petersburg, Eremitage), Pferde vor einer Hütte und die Wiese (Paris, Louvre), die sich spiegelnde Kuh und die Wiese mit Vieh (Museum des Haag), die Hütte des Hirten, Orpheus und die Tiere und Hirten mit ihrer Herde (Amsterdam, Reichsmuseum) und Ausbruch zur Jagd im Bosch beim Haag (Kaiser Friedrich-Museum in Berlin). Zwei gute Bilder besitzt die Kasseler, zwei späte mit Rindvieh und andern Tieren die Dresdener Galerie. Die Mehrzahl seiner Werke befindet sich in England. Er hat auch 18 vortreffliche Radierungen hinterlassen. Vgl. T. van Westrheene, Paulus P., sa vie et ses œuvres (Haag 1867).

3) Louis de, belg. Politiker, geb. 26. April 1786 in Brügge, gest. daselbst 22. Juli 1859, führte einen heftigen Federkrieg gegen die katholische Geistlichkeit, später auch gegen die niederländische Regierung, die ihn 1828 verhaften und zu längerer Gefängnis-, bez. Geldstrafe verurteilen ließ und, da er aus dem Gefängnis seine aufreizende Tätigkeit durch revolutionäre Pamphlete fortsetzte, Ende April 1830 seine Verbannung auf acht Jahre verfügte. Nach Ausbruch der belgischen Revolution kehrte er jedoch sofort zurück, wurde Mitglied der provisorischen Regierung, in deren Auftrag er den Entwurf zum neuen Staatsgrundgesetz ausarbeitete, und erklärte sich auf dem (10. Nov.) durch ihn eröffneten Nationalkongreß offen für die republikanische Staatsform, ohne jedoch Gehör zu finden. Infolgedessen zog er sich ins Privatleben zurück und lebte bis 1838 in Paris. Von seinen zahlreichen Schriften etc. seien genannt: »Considérations sur l'histoire des principaux conciles« (Brüss. 1816, 2 Bde.; 2. Aufl., Par. 1818); »L'esprit de l'Eglise« (Par. 1821, 8 Bde.); »Vie de Scipion de Ricci« (Brüss. 1825, 3 Bde.; 3. Aufl. 1857; deutsch, Stuttg. 1826, 4 Bde.); »Histoire philosophique, politique et critique du christianisme et des Eglises chrétiennes« (Par. 1836–37, 8 Bde.); »La révolution belge 1828–1839. Souvenirs personnels« (Brüss. 1839, 2 Bde.; 2. vermehrte Aufl. 1840; holländisch, Dordrecht 1839, 2 Bde.); »Études sociales« (1841–1843, 2 Bde.); »Les catholiques, les libéraux et les moderés à l'œuvre« (1843, 4 Bde.); »La justice et sa sanction religieuse. Questions d'ordre social« (1846); »L'Abc de la science sociale« (1848); »Catéchisme social« (1850); »Examen critique de la doctrine chrétienne« (1853); »Catéchisme rationnel á l'usage de la jeunesse« (1854); »Résumé de l'histoire du christianisme« (1856, 2 Bde.; italienisch, Turin 1856–58); »Coup d'œil rétrospectif sur les idées qui ont triomphé en 1830« (1857). Vgl. Juste, Louis de P. (Brüss. 1874).

4) Thomas Bayley, engl. Politiker, geb. 29. Nov. 1817 in Manchester, gest. 6. Nov. 1898, Sohn eines angesehenen Kaufmanns, Sir Thomas P., eines der Führer der Freihandelspartei, übernahm 1858 nach dem Tode seines Bruders Sir John P. das väterliche Geschäft und ward ein eifriger Vertreter des Freihandels und der allgemeinen Friedenspolitik. An der Spitze der Peace and Emancipation League trat er während des amerikanischen Bürgerkrieges für die Sache der Nordstaaten ein, wurde 1865 in das Unterhaus gewählt und gründete 1866 den Cobdenklub, der durch öffentliche Reden und Schriften in England und im Ausland eine Zeitlang großen Einfluß ausübte. P. war mehrere Jahre Leiter, dann Ehrensekretär des Klubs. 1895 zog er sich vom politischen Leben zurück.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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