Mahmud

Mahmud

Mahmud, türk. Name. Merkwürdig: 1) M. I. Sultan der Osmanen, Sohn Mustafas II., ward nach der Absetzung seines Oheims Ahmed III. 1730 auf den Thron erhoben, schloß mit Persien Frieden, führte 1737–39 Krieg mit Österreich und Rußland und starb 1754. Vgl. Marsigli, L'état militaire de l'empire Ottoman (Haag 1732).

2) M. II., Sultan der Osmanen, geb. 25. Juli 1785, gest. 1. Juli 1839, zweiter Sohn des 1789 gestorbenen Sultans Abd ul Hamid I. und der zu Nantes erzogenen, auf der Heimkehr 1784 von algerischen Seeräubern geraubten Aimée Dubuc de Rivery aus Martinique. Sein älterer Bruder, Mustafa IV., gab bei seiner Thronbesteigung 1807 den Befehl zu Mahmuds Ermordung; aber dieser wurde durch Mustafa Bairaktar gerettet und nach Mustafas Sturz selbst auf den Thron erhoben (1. Aug. 1808). Um sicher zu sein, ließ er Mustafa IV., dessen Sohn und dessen Mutter erdrosseln. Sein Unternehmen, das Heer nach europäischer Weise zu organisieren, scheiterte an dem Widerstande der Janitscharen. Die Russen, von den Serben unterstützt, eroberten die Türkei bis an die Donau, bis endlich Napoleons I. Zug nach Rußland 28. Mai 1812 den Frieden von Bukarest herbeiführte. Mahmuds Vertraute waren sein Barbier Berber Baschi und dessen gleichfalls ungebildeter Freund Chalet Efendi. Den europäischen Kabinetten gegenüber bewies M. Festigkeit; dagegen hatte er im Innern fortwährend Aufstände zu bekämpfen und wurde dadurch von mächtigen Statthaltern immer abhängiger. Die Serben entzogen sich der türkischen Herrschaft; Mehemed Ali machte sich zum Herrn Ägyptens, Ali Pascha von Janina zum Herrn von Epirus; andre Provinzen setzten mit Gewalt den Wechsel ihrer Statthalter durch, und Griechenland erhob sich. Indes M. blieb ungebeugt und wurde nur noch grausamer. Nach blutiger Vernichtung der reformfeindlichen Janitscharen im Juni 1826 begann er die Reorganisation des türkischen Heeres auf europäischem Fuß. In Strömen Blutes erstickte er jeden Widerstand. In einem Hattischerif vom 20. Dez. 1827 lehnte M. jedes Einschreiten der christlichen Mächte in der griechischen Frage entschieden ab. Daraufhin erklärte Rußland 1828 den Krieg, der am 14. Sept 1829 durch den Frieden von Adrianopel beendigt wurde. Nachdem durch Abtretung Griechenlands die Ruhe erkauft war, schritt M. von neuem zur Umgestaltung des veralteten türkischen Staatswesens. Et öffnete europäischer Sitte und Kleidertracht Zugang durch Beispiel und Befehl, unternahm 1831 und 1837 Reisen in die Provinzen, was seit Jahrhunderten kein Sultan getan, ließ sogar seit 5. Nov. 1831 eine von einem Franzosen redigierte türkische Staatszeitung, »Le Moniteur Ottoman«, in türkischer und französischer Sprache erscheinen und führte am Bosporus einen ziemlich zwanglosen Hofhalt. Mehr noch als diese Neuerungen erbitterte das Volk, daß sich M. des Alleinhandels mit den asiatischen Waren bemächtigte, die Zölle erhöhte und den Kaffeeschank für sein Monopol erklärte. Mehrere Aufstände mußten blutig unterdrückt werden. 1831 brach der Krieg mit Ägypten aus, und die Niederlage des türkischen Heeres bei Konia (21. Dez. 1832) zwang M., russische Hilfe anzurufen, 4. Mai 1833 mit Mehemed Ali den demütigenden Frieden von Kjutahia und 8. Juli mit Rußland das Bündnis von Hunkjar-Skelessi zu schließen. Um so eifriger bemühte sich M., durch Einführung der europäischen Zivilisation und Reorganisation des Heerwesens, für die er sich preußische Offiziere (unter andern Moltke) erbat, sein Reich wieder zu Kraft und Tüchtigkeit zu erheben; auch knüpfte er engere Beziehungen mit den europäischen Mächten an, indem er an den Höfen der Großmächte ständige Gesandtschaften errichtete. Sein Versuch, 1839 Rache an Mehemed Ali zu nehmen, endete mit der Niederlage des großherrlichen Heeres 24. Juni bei Nisib; M. erfuhr diesen Ausgang nicht mehr. Ihm folgte sein Sohn Abd ul Medschid. Vgl. Valentini, Précis des dernières guerres des Russes contre les Turcs (Par. 1828) und Traité sur la guerre contre les Turcs en 1809/10 et 1828/29 (Berl. 1830); Marmont, The present state of the Turkish empire (Lond. 1839); Jucherau de Saint-Denys, Histoire de l'Empire ottoman depuis 1792 jusqu'en 1844 (Par. 1844); d'Aubignose, La Turquie nouvelle jugée an point ou l'ont amenée les réformes du sultan Mahmoud (das. 1839); v. Moltke, Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei 1835–1839 (Berl. 1841, 6. Aufl. 1893) und Der russisch-türkische Feldzug in der europäischen Türkei 1828 und 1829 (das. 1845, 2. Aufl. 1877); Bastelberger, Die militärischen Reformen unter M. (Gotha 1874).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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