- Münster [5]
Münster, altes deutsches Adelsgeschlecht in Westfalen, das seinen Ursprung bis ins 9. Jahrh. zurückführt und sich gegenwärtig in die drei Äste M.-Langelage, M.-Meinhövel und M.-Ledenburg spaltet, die seit 1792 reichsgräflich sind. Zu erwähnen sind: 1) Ernst Friedrich Herbert, Reichsgraf zu M.-Ledenburg, hannoverscher Staatsmann, geb. 1. März 1766 in Osnabrück, gest. 20. Mai 1839, trat 1788 in den hannoverschen Staatsdienst und ward 1791 Hof- und Kanzleirat, 1798 Finanzkammerrat, war 1801–04 hannoverscher Gesandter am russischen Hof, ward Kabinettsminister des Königs in London, veranlaßte die britische Politik zu energischem Kampf gegen Napoleon, stand mit Stein, Stadion, dem Herzog von Braunschweig u.a. in lebhaftem Verkehr, beabsichtigte aber neben der Befreiung Deutschlands die Gründung eines Nordwestdeutschland und die Niederlande umfassenden Welfenreichs mit liberaler Verfassung. 1813 und 1814 im Hauptquartier der Verbündeten, wohnte er dann dem Wiener Kongreß bei, wo er sich vergeblich für Herstellung des Kaisertums und die Einführung freiheitlicher Landesverfassungen bemühte. Die gegen Preußen gerichtete Schaffung des hannoverschen Königreichs inmitten dieses Staates war wesentlich sein Werk, ebenso dessen ständische Verfassung. M. richtete nun, 1814 Erblandmarschall von Hannover und Eigentümer der Domäne Derenburg geworden, die Verwaltung des neuen Staates ein, blieb aber Kabinettsminister in London. Gleichzeitig führte er die Vormundschaft über den Herzog Karl von Braunschweig. Als dieser, zur Regierung gekommen, 1827 gegen Münsters vormundschaftliche Verwaltung öffentlich Klage erhob, rechtfertigte sich dieser in einer besondern Schrift (»Wiederlegung der ehrenrührigen Beschuldigungen etc.«, Hannov. 1827). Infolge der Bewegungen in Hannover 1831 erhielt M. 12. Febr. seine Entlassung.
2) Georg Herbert, Fürst von Derneburg, Reichsgraf zu M.-Ledenburg, Freiherr von Grotthaus, deutscher Staatsmann, einziger Sohn des vorigen, geb. 23. Dez. 1820 in London, gest. 28. März 1902, war 1857–65 hannoverscher Gesandter in Petersburg, bemühte sich 1866 vergeblich, den König Georg V. zu einer preußenfreundlichen Politik zu bewegen, schloß sich nach der Annexion Preußen an, wurde 1867 erbliches Mitglied des Herrenhauses und Landtagsmarschall der Provinz Hannover und gehörte als Mitglied des Reichstags zur freikonservativen Partei. Seit 1873 Botschafter des Deutschen Reiches in London und seit 1885 in Paris, vertrat er das Deutsche Reich 1899 auf der Friedenskonferenz im Haag und wurde im August d. J. zum Fürsten von Derneburg ernannt. Im November 1900 nahm er den Abschied als Botschafter. Er schrieb: »Politische Skizzen über die Lage Europas vom Wiener Kongreß bis zur Gegenwart« (Leipz. 1867), worin er wichtige Depeschen seines Vaters veröffentlichte; »Mein Anteil an den Ereignissen des Jahres 1866 in Hannover« (2. Aufl., Hannov. 1868); »Der Norddeutsche Bund und dessen Übergang zu einem deutschen Reich« (Leipz. 1868): »Deutschlands Zukunft, das Deutsche Reich« (Berl. 1870).
3) Georg, Graf zu, Paläontolog, s. Mstr.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.