Klee [1]

Klee [1]

Klee (Kopfklee, Trifolium L.), Gattung der Leguminosen, aufrechte, niederliegende, kriechende oder an den Stengelknoten wurzelnde, ein- oder mehrjährige Kräuter, oft mit holzigem Rhizom, meist gefingerten, selten gefiederten Blättern, mit drei, selten fünf fast stets gezähnelten Blättchen, ganzrandigen, bisweilen zerschlitzten, öfter zu einer langen Scheide verwachsenen Nebenblättern, in Ähren, Köpfchen oder Dolden, seltener einzeln stehenden Blüten, achselständigen oder durch Fehlschlagen der Gipfelknospe scheinbar endständigen Blütenständen, bisweilen zu einer ansehnlichen Hülle verwachsenen Hochblättern und linealischen, länglichen oder verkehrt-eiförmigen, ein- bis zwei-, selten zwei- bis sechssamigen, nicht oder kaum aufspringenden Hülsen. Etwa 250 Arten vorzüglich in den gemäßigten und subtropischen Klimaten der Alten Welt, auch im nördlichen Amerika, wenige auf den Gebirgen des tropischen Afrika, im Kapland und auf den Anden. Mehrere Kleearten werden als wichtige Futterpflanzen angebaut. Der gemeine rote Kopfklee (T. pratense L., s. Tafel »Futterpflanzen I«, Fig. 1) hat am Grunde rundliche, oben längliche, beiderseits feinhaarige Blättchen mit einem hellern Fleck in der Mitte und eiförmige Nebenblättchen. Man unterscheidet zwei Spielarten: den Wiesenklee (Bullenklee), mit weniger umfangreicher Wurzel als der folgende, der in England für Weide benutzt, bei uns nicht kultiviert wird, aber, wild auf Wiesen wachsend, zu den besten Futterkräutern zählt, und den Saatklee (Spanischer, Brabanter, Burgunder, Steirischer, großer, welscher K.), die wichtigste Kleeart. Der Inkarnatklee (Blutklee, Rosenklee, Trifolium incarnatum L., s. Tafel »Futterpflanzen I«, Fig. 3), mit weichem, zottelhaarigem Stengel, dem gemeinen K. ähnlichen, fleckenlosen, an beiden Flächen flaumhaarigen Blättern, ährenförmigen, hoch purpurroten, durch rostbraune Haare zottigen Blütenköpfen, stammt aus Italien und wird als Winter- oder Sommerfrucht gebaut.

Der weiße, kriechende K. (Lämmer-, Schaf-, Weide-, Steinklee, T. repens L., s. Tafel »Futterpflanzen I«, Fig. 2), mit liegendem, verästeltem Stengel, verkehrt-eirunden, fein- und stachelspitzig gesägten Blättchen, länglichen, weißlichen, geäderten Nebenblättchen und weißen, nach der Blüte sich herabschlagenden Blüten, gilt auf Wiesen, auf denen er erscheint, immer als ein Zeichen der Güte. Der Bastardklee (schwedische K., T. hybridum L., s. Tafel »Futterpflanzen I«, Fig. 4), mit aufrechtem Stengel, verkehrt-eirunden Blättchen, hellgrünen, eiförmigen Nebenblättern und langgestielten, rundlichen Blütenköpfen mit am Rande leicht rosenroten Blümchen, die sich nach der Blüte herabschlagen, wächst überall wild auf leichtem, frischem Boden. Von mehreren Kleearten, wie T. virescens Greene, T. obtusiflorum Hook., T. variegatum Nutt. und T. Wormskjoldii Lehm. in Kalifornien, werden die Blätter als Gemüse gegessen. Andre Arten, wie der rote Geißklee (Fuchs-, Ährenklee, T. rubens L.), der Bergklee (Spitzklee, T. montanum L.) etc., werden nicht im großen kultiviert. T. alpinum L. gehört zu den besten Alpenfutterkräutern. Vgl. Futter und Fütterung, Futterbau, Kleegras. Ackerklee (Hafen-, Mäuse-, Katzenklee, Hasenpfötchen, T. arvense L.), mit sehr zottigen und äußerst kleinen Blüten, Ackerunkraut, liefert nach der Ernte dem Weidevieh noch Futter und eignet sich als Weidepflanze auf schlechtem Boden zum Anbau. Über T. subterraneum L. s. Tafel »Erdfrüchtler«, Fig. 2, mit Text, über T. nidificum L. s. Tafel »Natürliche Aussaat« [Band 2], Fig. 11, mit Text, über T. stellatum L. ebenda, Fig. 14.

Die Kultur der Kleegewächse hat ihren Ursprung in Medien, wo die Luzerne sehr früh gebaut wurde. Sie gelangte von dort nach Griechenland um 150–50 v. Chr., dann nach Italien und später nach Spanien. Nach den Verwüstungen der folgenden Zeit kam die Luzerne erst um 1550 von Spanien wieder nach Italien, wo man um diese Zeit auch den roten Kopfklee auf den Acker brachte. Nicht viel später verbreitete sich die Luzerne nach Frankreich und Belgien, wo um 1566 die Kopfkleekultur gleichfalls schon bekannt war. Wenige Jahre darauf finden wir Luzerne- und Kleebau in Deutschland und zwar durch Wallonen nach der Rheinpfalz gebracht. Im 17. Jahrh. konnte in Deutschland kaum von Fortschritten die Rede sein; in den beiden ersten Dritteln des 18. Jahrh. baute man K. in Thüringen, Sachsen, Franken und in der Pfalz. Nach dem roten K. erschien die Esparsette in Süddeutschland und noch später die Luzerne und der weiße K., letzterer von Mainz aus, im Innern Deutschlands. In den 60er Jahren des 18. Jahrh. begann man in Süddeutschland die Kleekultur zu verbessern, und nach Abstellung der Triftservituten der Äcker gelangte sie zu allgemeiner Ausnahme. Man gewann bedeutend gesteigerte Futtermassen, vergrößerte daraufhin den Viehstand und führte Stallfütterung der Rinder ein. Durch die günstigen Erfolge angeregt, führte Schubart 1775 das neue Feldsystem bei Zeitz ein, und seit 1781 wirkte er auch schriftstellerisch für weitere Verbreitung des Kleebaues, der schnell in Thüringen und Sachsen festen Fuß faßte. In Norddeutschland kam der Kleebau dagegen durch unrichtige Anwendung der Lehre Schubarts in großen Mißkredit, und erst durch Thaer, der auf die inzwischen in England gewonnenen günstigen Resultate hinwies, wurde ein weiterer Fortschritt erzielt. Nach 1848 fand der Kleebau schnell allgemeinere Verbreitung, und indem man sich für solche Gegenden, wo Luzerne und Kopfklee versagten, nach Surrogaten umsah, ermöglichte man seine Anwendung auf allen Bodenarten. Der Kleehandel wird am stärksten in Deutschland und zwar in Schlesien, dann in Steiermark und Südfrankreich betrieben, welche Länder alle übrigen mit Samen versorgen. Amerika vermag wegen der geringen Widerstandsfähigkeit seiner Kleeart keinen Markt zu gewinnen. Die Verfälschung des Klees wird vermittelst künstlich gefärbter Steinchen schwunghaft betrieben, weshalb die größte Vorsicht bei Bezug von Kleesamen nötig ist. K. leidet durch Kleeseide (s. Cuscuta) und Orobanche minor (Kleeteufel), durch Aaltierchen (Tylenchus devastatrix und T. Havensteinii) sowie durch Pilze (Peziza ciborioides, Kleekrebs) und Phyllachora (Polythrincium) trifolii (Schwärze des Klees). Über Kleemüdigkeit des Bodens s. Bodenmüdigkeit. Kleeblätter mit vier und mehr Blättern (Vierklee etc.) bringen nach dem Volksglauben dem Finder Glück, in Griechenland glaubt man, daß derartige Blätter Schätze heben und die gefährlichsten Krankheiten heilen. Das Dreiblatt des weißen Klees ist Nationalzeichen (Shamrock) der Irländer und wird zu Ehren ihres Schutzheiligen St. Patrick getragen. Vgl. Wittmack, Gras- und Kleesamen (Berl. 1873); Nobbe, Handbuch der Samenkunde (das. 1876); Harz, Landwirtschaftliche Samenkunde (das. 1885, 2 Bde.).

Baumartiger K., soviel wie Melilotus arborea; wohlriechender K., Melilotus coerulea; ewiger K., s. Galega; blauer oder ewiger K., Monats- oder Luzerner K., Medicago sativa; gelber K., Genista pilosa oder Medicago lupulina; spanischer oder türkischer K., soviel wie Esparsette, Onobrychis sativa; welscher K., s. Medicago.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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