- Same [1]
Same (Samen, Sperma), beiden Tieren mit geschlechtlicher Zeugung der dem Männchen eigne Zeugungsstoff, dem beim Weibchen die Eier entsprechen. Er besteht aus der Samenflüssigkeit und den darin verteilten, meist sehr kleinen Samenkörpern (Samenfäden, Spermatosomen, Spermien), die den Wert einer Zelle haben. Wegen ihrer eigenartigen Form und ihrer Eigenbewegung hielt man die um 1677 von Leeuwenhoeck entdeckten Spermatozoen zunächst für selbständige Organismen, daher der Name Spermatozoen (Samentierchen, Zoospermia). Gegen über den weiblichen Geschlechtszellen, den Eiern, erscheinen die männlichen außerordentlich klein, was, wie auch ihre Gestalt, damit zusammenhängt, daß sie die Eier mittels ihrer aktiven Beweglichkeit aufsuchen müssen, wobei unzählige Samenfäden verloren gehen. Die gewöhnliche Form der Spermatozoen ist die einer Fl immer- oder Geißelzelle, an der man als Körper den Kopf und den Schwanz oder die Geißel unterscheidet (Fig. 1–9). Letztere bringt die Bewegung der Spermatozoen hervor (0,05 bis 0,16 sum in der Sekunde), indem sie schlagende, drehende und wellenförmige Bewegungen ausführt. Je nach der Art dieser Bewegungen erfolgt auch diejenige der Spermatozoen mit dem Kopf voran zumeist wohl in Schraubenlinien. Zwischen Kopf und Schwanz liegt ein Mittelstück (Verbindungsstück), und häufig ist auch ein Spitzenstück (Acrosoma, Spieß, Fig. 1–5) vorhanden. Ihre Bildung (Spermatogenese) erfolgt im Hoden aus runden Zellen, den Ursamenzellen (Spermatogonien), die sich wiederholt teilen und dadurch die Samenmutterzellen oder Spermatocyten erster und zweiter Ordnung aus sich hervorgehen lassen. Diese liefern, indem sie wie die Eier bei der Bildung der Richtungskörper einen sogen. Reifungs- oder Reduktionsprozeß durchmachen, die Spermatiden, zunächst noch runde Zellen, die sich bald strecken, wobei sich das Cytoplasma zunächst nach der einen Seite des ebenfalls länglich gewordenen Zellkerns hinzieht (Fig. 14 A-G) und der Kern selbst nur noch von einer ganz dünnen Protoplasmalage umgeben ist. Der Kern liefert durch allmähliche Kondensation seines Inhalts den Kopf des Spermatozoons, der Zellkörper (Cytoplasma) die Geißel; aus dem Zentralkörper (Centrosoma der Zelle) geht das Mittelstück und aus seinet Sphäre das Spitzenstück hervor. Dementsprechend entstehen dann später bei der Befruchtung im Ei wieder die betreffenden Teile aus dem in dieses eingedrungenen Spermatozoon.
Fig. 1. Samenfäden von Triton marmoratus; a Spitzenstück, b Kopf, c Mittelstück, d Hauptfaden, e Randfaden, f Endstück. 2a u. b. Strombus lentiginosus, verschiedene Samenfäden bei derselben Art. 3. Sida cristallina. 4. Stier. 5. Ratte. 6. Edelfink. 7. Stör. a Mittelstück, b Endstück. 8. Hecht. 9. Mensch, Flächenansicht und Profilansicht; a Perforatorium, b Kopf, c Verbindungsstück, d Schwanz. 10 Pferdespulwurm. 11. Zwei Milben (Gamasiden); a Kern. 12. Flußkrebs. 13. Maja squinado. 14. Ausbildung der Spermatozoen beim Hai; Abis Gdie aufeinander folgenden Entwickelungsstadien von der runden bis zur langgestreckten Samenzelle; a Achsenfaden, b Zentralkörper (Centrosoma), c Cytoplasma, d Kern, e Mittelstück, f Spitzenstück. 15 Julus sabulosus.Auch die Gestalt der geschwänzten, einer Geißelzelle entsprechenden Spermatozoen ist bei den einzelnen Tieren verschiedenartig, so kann der Kopf kugelrund, oval, langgestreckt, schraubenförmig gedreht und auch sonst abweichend geformt sein (Fig. 1–9); ebenso kann die Geißel kürzer oder länger, mit undulierendem Saum versehen oder ohne einen solchen sein (Fig. 1, 6 u. 7). Bei manchen Tieren kommen ganz abweichende Samenkörper vor, so bei manchen Krebsen kugelige, wie gewöhnliche Zellen erscheinende Spermatosome oder sonnenförmig mit Fortsätzen versehene, handförmige oder sonstwie abweichend gestaltete Samenkörper (Fig. 3, 12 u. 13). Auch Spinnentiere, besonders Milben und Tausendfüßer, Fadenwürmer und Strudelwürmer besitzen ganz abweichende Spermatozoen (Fig. 10, 11 u. 15). Bei manchen Tieren, z. B. Schnecken, finden sich zweierlei ganz verschieden geformte Spermatozoen (Fig. 2). Die Bewegungsfähigkeit dieser abweichend gestalteten Samenkörper dürfte zumeist eine ziemlich geringe sein, sie gelangen auf mehr passivem Weg in die Nähe der zu befruchtenden Eier.
Der S. wird gewöhnlich durch besondere Kanäle, die Samenleiter, aus den männlichen Geschlechtsorganen und aus dem Körper entfernt, um entweder in das Wasser abgegeben zu werden und die hier befindlichen Eier zu befruchten, oder er wird in die weiblichen Geschlechtsorgane ein geführt, wo die Samenfäden lange weiter leben und zu den Eiern gelangen; auch kann er in sogen. Spermatophoren (s. d.) eingeschlossen und mit diesen zunächst am weiblichen Körper befestigt werden. Mit Hilfe ihres Spitzenstücks und schlagender Bewegungen des Schwanzes dringen die Spermatozoen außerhalb oder innerhalb des mütterlichen Körpers in das Ei ein (s. Befruchtung). Der menschliche S. ist eine weißliche, zähe, fadenziehende Flüssigkeit von neutraler oder alkalischer Reaktion und eigentümlichem Geruch. (Der aus der Harnröhre ausgespritzte S. ist mit dem Sekret der Vorsteherdrüse und der Cowperschen Drüsen vermischt.) Die Bildung des Samens geschieht erst nach der Geschlechtsreife und zwar nicht kontinuierlich, sondern nur zu. gewissen Zeiten. Gewöhnlich erfolgt seine Absonderung und Ausstoßung (Ejakulation) nur nach Reizung der sensibeln Nervenfasern in der Eichel bei der Begattung. Bis zur Harnröhre wird er durch die Zusammenschnürungen der glatten Muskulatur in den Wandungen der Samenleiter und Samenbläschen befördert und dann durch plötzliche und mehrmalige Kontraktion der an die Schwellkörper sich ansetzenden Muskeln nach außen geschleudert.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.