- Gotenburg
Gotenburg (Göteborg), Hauptstadt des schwed. Gotenburg- und Bohusläns (s. d.), liegt in wilder, malerischer Felsumgebung halbkreisförmig an der östlichen Mündung des Götaelf, der hier einen vortrefflichen, fast immer eisfreien Hafen bildet, am Endpunkt der Staatsbahnlinie Stockholm-G. und der Linien G.-Borås und Falun-G. und ist nächst Stockholm die größte und volkreichste Stadt Schwedens. Nach den letzten großen Feuersbrünsten ist das Aussehen der Stadt jetzt sehr neu, regelmäßig und fast niederländisch reinlich. Die Straßen sind gerade und breit, haben fast durchaus steinerne, 2–3 Stockwerk hohe Häuser und werden von mehreren schiffbaren Kanälen durchschnitten. Bemerkenswert ist die große eiserne Drehbrücke über den Götaelf, die G. mit der Insel Hisingen in Verbindung setzt (seit 1874). Unter den acht Kirchen zeichnen sich der 1802–15 erbaute Dom und die gotische deutsche Christinakirche mit hohem Turm aus; unter den übrigen Gebäuden verdienen die Residenz (Wohnsitz des Gouverneurs), das Zeughaus, Rathaus, die Börse, das Theater und der Bahnhof Erwähnung. Den großen Markt (Gustav Adolfs-Torg) ziert seit 1854 die von Fogelberg modellierte Statue des Königs Gustav Adolf. Von den ehemaligen Festungswerken, die 1806 geschleift wurden, stehen nur noch zwei Türme. Die Einfahrt in den Hafen war ehemals verteidigt durch die auf einer Felseninsel gelegene Festung Nya Elfsborg, die aber jetzt ohne Bedeutung ist. Seit einigen Jahren werden neue Befestigungen an der Mündung des Flusses angelegt. Die weitläufigen Vorstädte Masthugget (fast nur von Seeleuten bewohnt), Haga, Nya Varfvet, Majorna, Stampen etc. werden jetzt sämtlich zur Stadt gerechnet. Die Zahl der Bewohner betrug Ende 1903: 135,314, darunter über 1000 Deutsche. G. ist der Sitz eines Bischofs und eines deutschen Konsuls, hat eine (private) Hochschule, ein Gymnasium, eine höhere technische Schule, eine Navigationsschule und ein Museum mit guten zoologischen Sammlungen. Ein Vergnügungsplatz ist Göteborgs Trädgårds-Förening (Gartenverein), ein prächtiger großer Park mit Restauration, Musikpavillon, Gewächshäusern, Teich etc. Eine großartige Wasserleitung geht von dem 4 km von der Stadt gelegenen Delsjön (Delsee) aus, dessen Wasser große Filtrierbassins passiert. Die bedeutende Industrie erstreckt sich auf Zuckerraffinerie, Fabrikation von Tabak, Porter, Segeltuch, Tauwerk, Leder, Branntwein und Likör, auf Baumwollspinnerei, Schiffbau und mechanische Werkstätten. Im J. 1900 bestanden 251 Fabriken mit 9598 Arbeitern und einer Produktion von 49,4 Mill. Kronen. G. besitzt (1901) 247 eigne Schiffe von 120,488 Ton., bedeutende Magazine und den ergiebigsten Herings- und Seehundsfang und bringt namentlich Eisen, Zinkblende, Holz, Papier, Hafer, Heringe (1901: 4,9 Mill. kg) und Butter (8,5 Mill. kg) zur Ausfuhr, die sich 1901 auf 115 Mill. Kr. belief. Die Einfuhr umfaßt Baumwolle, Garn, Gewebe (meist Baumwolle), Maschinen, Dungstoffe, Weizen, Kolonialwaren, Wein, Schweinefleisch (aus Amerika), Rohzucker, Steinkohlen.
Im J. 1902 liefen vom Auslande 3003 Schiffe von 1,238,512 T. ein, 2799 Schiffe von 1,233,407 T. aus. G. steht mit vielen Handelsplätzen an der Ost- und Nordsee (z. B. London, Hull, Edinburg, Stettin, Lübeck, Kopenhagen, Christiania) in regelmäßiger Dampferverbindung. In der Umgegend sind zahlreiche Landhäuser und Parkanlagen. Die von Karl IX. gegenüber der Festung Elfsborg 1603 auf der Insel Hisingen angelegte, 1612 von den Norwegern zerstörte, 1619 von Gustav Adolf an der jetzigen Stelle wieder aufgebaute Stadt, in der sich zahlreiche Schotten, Holländer und Deutsche ansiedelten, war 1731–1809 Sitz einer ostindischen Kompanie. Seinen heutigen Aufschwung verdankt G. der Kontinentalsperre (s. d.), die es zu einem wichtigen Stapelplatz englischer Waren machte. Vgl. W. Berg, Samlingar till Göteborgs historia (Gotenb. 1882–93, 3 Tle.), E. Wolff, Studier rörande Göteborgs äldsta författning (das. 1894); Åkerblom, Tidsbilder från Göteborg på 1820 talet (das. 1899); Lagerberg, Göteborg i äldre och nyare tid (das. 1901–02); Fröding, Det forna Göteborg (Stockh. 1903).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.