- Hull
Hull (spr. höll), 1) (Kingston upon Hull) Stadt (municipal borough) und Grafschaft in Ostengland, liegt am nördlichen Ufer des Humber, der hier 3 km breit ist, an der Mündung des Flüßchens H. in denselben und 32 km vom offenen Meere. Die Lage der Stadt ist eben, teilweise sogar unter dem Meeresspiegel (während der Flut), so daß Schleusen sie vor Überschwemmungen schützen müssen. Der älteste Stadtteil, mit krummen, engen Straßen, wird von den Docks und dem Hull umschlossen. Unterhalb desselben liegt die Zitadelle, und namentlich nach N. und O. hin breiten sich die schön gebauten Vorstädte mit vielen Gärten aus. Unter den zahlreichen Kirchen ist die Dreieinigkeitskirche (1492 vollendet, 1860 von G. Scott restauriert) die bemerkenswerteste. Ihr Querschiff soll der älteste Backsteinbau Englands seit den Zeiten der Römer sein. Die gotische Marienkirche stammt gleichfalls aus dem Mittelalter, die übrigen sind modern (darunter eine deutsche evangelische). Die Stadt hat ferner ein stattlich es Rathaus (von 1866, im italienischen Stil), eine Börse und Kornbörse, ein Krankenhaus, ein Versorgungshaus für Seeleute (Trinity Hospital, 1369 gestiftet), Waisenhäuser, ein Taubstummeninstitut, eine Navigationsschule, ein Museum mit Bibliothek (Royal Institution), botanische u. zoologische Gärten, 3 große Parke, 2 Theater und (1901) 240,259 Einw. Öffentliche Denkmäler sind Wilhelm III., der Königin Viktoria und dem Prinz-Gemahl sowie dem Sklavenbefreier Wilberforce (seit 1835) errichtet worden. H. ist der Haupthafen des nordöstlichen England und vermittelt namentlich den Verkehr mit dem Norden Europas. Seine neun Docks (Victoria-, Queen's, Albert-, Alexandra-Dock u. a.) bedecken eine Wasserfläche von 54 Hektar; es besitzt (1903) 966 Seeschiffe von 234,162 Ton. Gehalt und 643 Fischerboote. 1903 liefen 6285 Schiffe von 3,276,301 T. Gehalt ein (davon 3123 Schiffe von 644,523 T. im Küstenhandel). Britische Produkte im Wert von 15,122,382 Pfd. Sterl. (namentlich Wolle, Woll- und Baumwollwaren, Metalle, Kohlen, Maschinen) und ausländische und Kolonialwaren im Wert von 4,932,532 Pfd. Sterl. wurden 1903 ausgeführt und Waren (besonders Getreide, Sämereien, Wolle, Baumwolle, Leder, Petroleum, Salpeter, Eisen- und Stahlwaren, Fleisch, Butter, Fische, Eier, Zucker) im Wert von 32,601,063 Pfd. Sterl. eingeführt. Dazu besitzt H. größere industrielle Anstalten. Wichtig sind namentlich der Maschinenbau, der Schiffbau, die Herstellung von Öl und Ölkuchen, die Baumwollfabriken und die Eisenwerke, ferner die Fischerei. H. ist Sitz eines anglikanischen Suffraganbischofs (seit 1883) und zahlreicher Konsulate (darunter eines deutschen). In früherer Zeit hieß die Stadt Wyke upon H.; ihren jetzigen Namen verdankt sie Eduard I., der ihr 1296 Stadtrechte verlieh.
Im 14. Jahrh. war sie nächst London und Bristol der besuchteste Hafen Englands. Karl I. belagerte 1642 die Zitadelle vergebens. Der Bau der Docks wurde erst 1778 begonnen. H. gehörte bis 1888 zu Yorkshire. Vgl. Sheahan, Town and port of Kingston upon Hull (Lond. 1864); Freeman, English towns and districts (das. 1883). – 2) Stadt in der Provinz Quebec (Kanada), Ottawa gegenüber, als dessen Fabrikvorstadt es gelten kann, am Ottawafluß, der hier durch zwei Brücken überspannt wird, hat große, durch die Fälle der Grande Chaudière getriebene Sägemühlen, Fabriken von Holzwaren, Papier, Wollenstoffen, starken Holzhandel und (1901) 13,993 Einw. In der Nähe bedeutende Lager von phosphorsaurem Kalk.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.