- Festung
Festung (hierzu Tafel »Festungsbau I-III«), eine Ortsbefestigung, die ringsum solche Stärke besitzt, daß sie ohne äußere Hilfe von außen gegen Überlegenheit behauptet werden kann. Der Besitz des Ortes ist Hauptsache, man will aber an Besatzung sparen, deshalb muß die F. Hilfe bieten. Diese besteht in der Sturmfreiheit, durch welche die Möglichkeit jeden Angriffs über das Feuerfeld sicher abgewiesen wird. Dazu gehört: tüchtige Feuerwirkung nach allen Seiten, Unzugänglichkeit gegen Anlauf, Sicherung gegen Überraschtwerden wie gegen Vernichtung aus der Ferne und Haltbarkeit der noch besetzten Teile, wenn es dem Feinde gelingt, an einer Stelle einzudringen, um ihn schnell wieder hinaus zu werfen. Die Aufgaben der Festungen haben sich mit der Zeit geändert, ein Hauptzweck besteht jetzt darin, wichtige Heeresstraßen und Landesgrenzen beim Übergang über Ströme oder Gebirge zu sichern oder zu sperren. Diesen Grenzfestungen, bez. Sperrplätzen, zu denen auch die Sperrforts der Defensivplätze gehören, stehen gegenüber die Fortfestungen (Metz, Verdun, Thorn, Warschau etc.), die man auch als Offensiv-, Armee-, Lagerfestung oder verschanzte Lager bezeichnet, weil Armeen unter ihrem Schutz lagern können. Zur Sicherung ganzer Landesteile, eines Kriegsschauplatzes bedient man sich auch der Festungsgruppen (s.d.), die dem ganzen Kriege dann den Charakter der Defensive geben. Hier wird noch mehr als bei großen oder zahlreichen Plätzen das Bedenken geltend gemacht, daß der Feldarmee zu viel Kämpfer entzogen werden. Die Ansichten über die für die Verteidigung eines Landes erforderliche Anzahl Festungen sind verschieden. Während Deutschland sich für die Anlage weniger, aber großer Festungen, deren strategische Bedeutung durch ihre Grenzlage gegen Frankreich und Rußland augenfällig ist, und die für die Offensivbewegungen der Feldarmee sichernde und fördernde Ausgangs- und Stützpunkte bilden, entschied, hat Frankreich ein vollständiges Absperrungssystem durch die Anlage zahlreicher Sperrforts und großer Festungen längs seiner Ostgrenze und durch eine zweite Reihe großer Festungen in dem Raum zwischen der Grenze und Paris mit dem Kostenaufwand von etwa einer halben Milliarde zur Ausführung gebracht, in dem Paris, das Zentrum des Systems, für sich ein Komplex von Festungen ist. Abgesehen von den ungeheuern Bau- und Unterhaltungskosten eines solchen Landesverteidigungssystems erfordert die kräftige Verteidigung so vieler Festungen auch entsprechend große Streitkräfte (in Frankreich gegen 500,000 Mann), die den Feldarmeen zum großen Teil verloren gehen. Dieses System zwingt also zur Führung eines Defensivkrieges. Ein Volk, in dem offensiver Geist lebt, wird in der Ausdehnung der Befestigungsanlagen, die immer einem gewissen Gefühl der Schwäche entspringen, Maß halten. Der frühere Grundsatz, daß die Landeshauptstadt jedenfalls befestigt sein müsse, hat nicht mehr allgemeine Geltung. Dies sind die politisch-strategischen Gesichtspunkte, die auch zum Bau neuer und zum Eingehen kleiner Festungen geführt haben. Die technische Seite, der Festungsbau (Land- und Küstenfestungen), tritt in dem Geschichtlichen zutage. Das Recht des Festungsbaues steht dem Souverän zu, in Deutschland, abgesehen von Bayern, dem Kaiser, der auch die Kommandanten ernennt.
Geschichtliches.
Aus der Wechselwirkung der jeweiligen Art der Verteidigungs- und Angriffswaffen gingen nach und nach die vielen Befestigungs- oder Festungssysteme hervor. Den einfachen Pfahlwerken, den Erd- und Steinwällen folgten die Mauern, die an Dicke und Höhe mit der Zerstörungskraft der Angriffsmaschinen zunahmen. Die Krone der Mauer diente als Aufstellungsraum für die Verteidiger, auf Pfeilschußweite vorspringende Türme zu ihrer Flankierung. Eine Brüstungsmauer am vordern Rande, später mit Schießschlitzen, Zinnen, versehen, deckte die Verteidiger. Um auch die äußere Mauerfläche bestreichen, den an ihr aufklimmenden Feind bekämpfen zu können, ließ man auf der Krone große Hausteine vorkragen und setzte auf diese die Brüstung, so daß man zwischen ihr und den Kragsteinen hindurch die Mauerflucht bestreichen konnte; so entstanden die Senkscharten oder Maschikulis. Örtliche Hindernisse und der Graben waren die natürliche Ergänzung gegen Annäherung an beliebiger Stelle. Der Bewachung der Zugänge und der Flankierung des Umzugs dienten vorspringende und überragende Türme, die zugleich Abschnitte bildeten. Abschnittsweise Verteidigung wurde durch mehrere Umfassungen (Zingel) hintereinander oder durch Burgen (Zitadellen) ermöglicht. Die Tore waren durch besondere Bauten gesichert. Die Burgen außerhalb der Städte waren gewöhnlich für eine sehr geringe Besatzung bemessen, nur auf einem schmalen, mehrfach gesperrten Wege zugänglich und zur hartnäckigsten, abschnittsweisen Verteidigung eingerichtet. Aus den großartigen, dem Gelände klug angepaßten Befestigungen der Römer entwickelten sich in Deutschland die Städtebefestigung und die Ritterburg (s. Burg). Hatte schon früher die Erfindung des Widders zur Verstärkung der Mauer durch Strebepfeiler (Tafel I, Fig. 1) und mit deren Überwölbung zu Kasematten geführt, so forderte das erste Auftreten von Geschützen erhebliche Umgestaltung der F. Hinter der Mauer wurde eine Brustwehr, hinter dieser ein Wallgang für Geschütze angeschüttet. Die erweiterten Türme nannte man Basteien (Rondelle), aus denen später die Bastione wurden. In der italienischen Städtebefestigung baute man nach der altitalienischen Manier (Fig. 2) und darauf nach der neuitalienischen Manier (Fig. 3); dort war die senkrecht zum Mittelwall (Kurtine) stehende Flanke c des Bastions a zur niedern Grabenbestreichung halb zurückgezogen; das kleine Mittelbastion b deckt die lange Kurtine, diese flankierend. Durch die Nachfolger wurde diese Manier dadurch wesentlich verbessert, daß sie die Bastione erheblich vergrößerten, zur Hauptgeschützaufstellung in dieselben einen überhöhenden Kavalier c (Fig. 3), vor die Kurtine das diese deckende Ravelin b und vor die Kontereskarpe den gedeckten Weg g mit den Waffenplätzen w legten, vor denen das 2 m hohe Glacis sich gleichmäßig abböschte.
Hiermit war das Bastionärsystem hergestellt, aber auch in Deutschland legte schon Albrecht Dürer (s.d., S. 305) 1527 die Grundsätze fest, nach denen sich die deutsche Befestigung in langem Zeitraum entwickelte. Sein Hauptwall von polygonalem Grundriß wurde durch kasemattierte Bastione flankiert, wie er denn auch bombensichere Geschütz- und Wohnkasematten in ausgedehntester Weise, sogar kasemattierte Turmforts (Fig. 4 u. 5) anwendet, deren Gräben durch Galerien a und Kaponnieren b bestrichen werden.
Die niederländische Befestigungsmanier mußte von den bisherigen abweichen, weil die Kriegslage eine schnelle Herstellung von Wassergräben und die Natur des Landes die Benutzung vorhandener Wasserläufe zum Schutz statt der Mauern geboten. Man baute Erdwälle und breite Wassergräben, die durch einen vor dem Hauptgraben gelegenen Niederwall (Faussebraye) bestrichen wurden; im Hauptgraben lagen zahlreiche Außenwerke. Eine solche F. wurde von Freitag 1630 beschrieben und von Coehorn wesentlich verbessert (Fig. 6). In Frankreich erhielt sich die italienische Befestigungsart während des 16. Jahrh., entwickelte sich aber im 17. Jahrh., beeinflußt durch die niederländische, während der Kriege Ludwigs XIV. zu einer besondern französischen. Neben der Benutzung des Wasserspiegels zog man aus der Minenwirkung Vorteil. Vauban machte mehrere Vorschläge, mit bastionierten Fronten (Fig. 7), beseitigte aber durch sein noch bis 1870 übliches Angriffsschema die Überlegenheit der F. über den Angriff. Cormontaigne und die Schule von Mézières (1750) verbesserten das Bastionärtracé durch Schaffen von Reduits, Hohlbauten etc. Montalembert aber wandte sich der Polygonalbefestigung aus dem Tenaillensystem zu. Er empfahl schon Defensionskasernen, detachierte Forts zur Verstärkung der F., Vereinigung großer Geschützmassen etc. Carnot bezweckte, zahlreiche Ausfälle durch Anlage eines rampenartig aufsteigenden Glacis en contrepente zu erleichtern, auch baute er kasemattierte Mörserbatterien. Die Franzosen hielten am Bastionärsystem (bastionierte Befestigungsmanier) noch bis 1870 fest und blieben entschiedene Gegner des neupreußischen Systems, das sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrh. entwickelt hatte.
In Preußen wurden schon 1748 durch Wallrawe tenaillierte Werke mit flankierten Gräben, Reversgalerien, Wohnkasematten etc. angewendet. Nach dessen Tode gab Friedrich d. Gr. selbst die Anweisungen zur Befestigung von Neiße, Glatz, Graudenz etc., bei denen schon detachierte Forts, kasemattierte Batterien im Vorfeld, ebensolche Grabenflankierungen, Unterkunftsräume in den Werken etc. vorkommen. Mitunter sind selbständige Forts (Fig. 8 u. 9), bei Schweidnitz ca. 1300 m voneinander, in die Hauptumfassung gelegt, zwischen jenen bei langen Linien in die Mitte kleine Redouten zur Bestreichung. Im ausspringenden Winkel des Glacis, in dem der gedeckte Weg zur aktiven Verteidigung eingerichtet war, diente ein Minensystem (Fig. 10) zur Abwehr. Diese Ideen sowie die Vorschläge der vorgenannten Kriegsbaumeister führten zur Entwickelung der neupreußischen Befestigung (Tafel III, Fig. 11 u. 12) durch die Generale v. After, v. Brese und v. Prittwitz. Grundgedanke dieses Systems, nach dem zu dieser Zeit alle Neu-, bez. Umbauten erfolgten, war: Möglichkeit der Verteidigung durch geringe Besatzung und Begünstigung der Offensive zur Verwendung größerer Truppenmassen auf vorbereitetem Kampffeld. Hierzu diente ein Gürtel von 500–800 m vorgeschobenen Forts, hinter diesem die sturmfreie Umwallung nach Polygonal- oder bastioniertem Tracé. Der Grundriß der Forts bildet eine stumpfe Lünette (Tafel III, Fig. 12) mit Grabenkaponnieren und Reduits. Im Profil war bei allen Werken völlige Deckung des Mauerwerkes gegen Sicht, aber nicht gegen indirekten Schuß erreicht, auch war die Eskarpe sturmfrei. Die Kaponnieren gestatteten die Grabenverteidigung durch Geschütze und Gewehrfeuer. Diese Grundsätze wurden durch Brialmont der niederländischen Manier angepaßt und, wieder unter Anwendung des Erdbaues, breiter Wassergräben, Benutzung der Inundationen etc. auf die F. Antwerpen übertragen. Mauerwerk fand nur bei Kaponnieren und Kasematten Anwendung, dagegen findet sich hier zuerst Eisenbau in Panzerdrehtürmen bei der Landbefestigung. Die in diesen aufgestellten Geschütze beherrschen das Vorfeld der detachierten Forts (Fig. 13).
Neuere Entwickelung. Die Erfolge der deutschen Belagerungsartillerie 1870/71 bahnten eine neue Epoche für den Festungsbau an. Hatten hier schon die größere Wirkungssphäre, Treffsicherheit, Durchschlagskraft und Geschoßwirkung gezogener Geschütze die Unzulänglichkeit der besteh enden Befestigungen gezeigt, so entstand nun ein Wettstreit zwischen der fortgesetzt steigenden Artilleriewirkung und den passiven Verteidigungsmitteln. Als nach dem Krieg überall Festungsbauten unternommen wurden, welche die Sicherung der Landesgrenzen oder den Neu-, bez. Umbau großer Plätze bezweckten, verfuhr man überall nach denselben Grundsätzen: Man hielt an einer meist polygonalen Haupt- oder Kernumwallung (Tafel II, Fig. 14 u. 15; Enceinte) fest, schob aber die Forts auf 4–7 km hinaus, um ein Bombardement der Stadt möglichst zu verhindern. Mehrfach ließ man die Umwallung fallen, z. B. in Rom, Dijon, Warschau etc. Den Schwerpunkt der Verteidigung legte man in die Fort-(Gürtel-)linie, deren Zwischenräume erst bei der Verteidigung durch Zwischen- und Armierungsbatterien geschlossen werden, soweit sich dort nicht schon Zwischenwerke befinden. Für die Forts wurde die Lünettenform (Tafel III, Fig. 16) beibehalten, mit einem Kehlkasernement fand der verteidigungsfähige Abschluß der Kehle statt, so daß ringsum Sturmfreiheit besteht. Besatzung und Verteidigungsmaterial müssen geschoßsichere Unterkunft finden und das Mauerwerk unter einem Winkel von mindestens 20° gegen Geschosse gedeckt sein (Fig. 17). Die Pulvermagazine liegen meist unter der Kapitaltraverse (Tafel II, Fig. 18), Laboratorium, Artilleriematerial etc. im Saillantkasemattenkorps. Bis zu diesem führt eine Poterne, in die man vom Kehltor aus, dessen doppelter Verschluß durch einen Zwinger flankiert wird, eintritt. Durch die Poterne, die durch die Kapitaltraverse führt, gelangt man zur Saillantkaponniere. Diese wie die Flankenbatterien der Kehle erhielten behufs Grabenbestreichung leichte Geschütze, Revolverkanonen etc., die Schulterkaponnieren Infanterieverteidigung; da sie leicht aus der Ferne durch Geschützfeuer zerstört werden konnten, traten später Reverskaponnieren in der Kontereskarpe an ihre Stelle. Das Werk selbst rüstete man mit 24–36 Fortgeschützen aus, für die auf dem Wall Hohltraversen mit darunterliegendem Geschoßmagazin erbaut wurden; Panzertürme stehen meist in den Schulterpunkten des Werkes. Die Absicht, die Geschütze auf offenem Wall als Kampfgeschütze zu brauchen, mußte man aber aufgeben, sie erhielten ihren Platz in den Anschlußbatterien, die man mit den nötigen Munitionsräumen versah. Ihre Munitionsversorgung geschieht auf einem von der Kehlkaserne ausgehenden Fördergleise. Diese Batterien liegen in dem Anschlußglacis, das sich vor den Flanken in der Richtung der Kehle befindet. Die Zwischenwerke sind kleine, abgestumpfte Fleschen (Fig. 19), sturmfrei als Stützpunkte der Infanterie eingerichtet; man gibt ihnen 2–4 leichte Geschütze, Maschinengewehre etc.
Die französischen Sperrforts (Fig. 20–22) sollen verhindern, daß deutsche Heere wieder Mobilmachung und Aufmarsch der französischen stören, und zeigen dementsprechend eigentümlichen Charakter. Die Forts liegen längs der Grenze in Abständen von 7–9 km und sind auf sich selbst angewiesen, deshalb geschlossene Schanzen von sechseckiger Form. Die Gräben sind schmal und tief, um das Mauerwerk möglichst gegen indirekten Schuß zu sichern, der Hof ist eng und von bombensichern Unterkunftsräumen umgeben; auf gefährdeten Schulterpunkten findet sich ein Panzerdrehturm. Die kleinern Forts sind für 400 Mann bestimmt und erhalten außer Mitrailleusen etc. 30–40 Kampfgeschütze, die an wichtigen Punkten angelegten größern haben 1000 Mann Besatzung und 60 Geschütze, die auch Annex- (Anschluß-) Batterien erhalten. Dies sind also Militärfestungen ohne Einwohner.
Gegenwart. Die nach dem Krieg entstandenen Befestigungen zeigten sich bald den Angriffsmitteln nicht mehr gewachsen. Die minenartige Geschoßwirkung schwerer Steilbahngeschütze, deren Beweglichkeit überdies wesentlich erhöht wurde, die hohe Ausbildung des Steilfeuers, die Einführung von Schnellfeuerkanonen verschiedener Kaliber etc. kamen dem Angriff außerordentlich zu statten. Das Mauerwerk hatte man schon längst den Geschoßtreffern entziehen müssen, aber auch Erddeckungen schützten nicht ohne eine 3 m starke Betonschicht, welche die Geschosse an Punkten zum Springen brachte, wo sie ihre zerstörende Kraft nicht voll ausüben können. Während man teilweise noch die frühern Einrichtungen (Tafel II, Fig. 20–24) des Walles (Fig. 21) beibehielt, entschied man sich bei Neuanlagen für ausgedehntesten Panzerschutz, z. B. in Belgien (Maasbefestigung) und Rumänien (Bukarest). Da außerdem die Ausstellung von Kampfgeschützen jetzt nur noch in Anschluß- und den im Zwischengelände liegenden Batterien stattfindet, so mußten hier Munitionszwischendepots und Artillerie-, bez. Infanterieunterstände schon im Frieden oder in flüchtiger Kriegsarbeit oder als verstärkte Behelfsbauten bei der Armierung hergestellt werden. Für Bestreichung der Gräben kommen vielfach Reverskaponnieren (Fig. 25) in Anwendung, für Erhöhung der Sturmfreiheit bringt man Eisengitter auf der Mauerkrone der Dechargenkontereskarpe und auf der Grabensohle (Fig. 23 u. 24) am Fuße der Eskarpe an. Bei den Behelfswerken werden zu diesem Zweck Hindernisse angebracht. Durch die Kernumwallung führen Wege durch Kriegstore, Friedens- (Landes-) tore und Nebenkriegs- oder Ausfalltore. Die Friedenstore werden im Kriege geschlossen, die andern, wie bei den Forts verschlossen, münden auf der Grabensohle, bez. dicht über dem Wasserspiegel und führen nach dem gedeckten Wege, der hier zu vergitterten Waffenplätzen erweitert ist. Gute Radial- und Ringstraßen, oft mit Feldbahnen versehen, Förderbahnen für Munition, Geschütz etc., auf kurze Strecken mitunter unterirdisch, erleichtern den Verkehr, gestatten auch zwischen den Forts den Gebrauch von Geschützen in fahrbarer Panzerlafette. Der Umstand, daß die Forts ihrem Hauptzweck, der Geschützaufstellung, nicht mehr entsprachen, daß ihr hoher Auszug ein günstiges Zielobjekt bot und das feindliche Feuer gerade hierher lenkte, wo die kampffähige Erhaltung der Werke von höchster Wichtigkeit ist, führten in Frankreich (Mougin, Sandier u. a.) und Rußland (Welitschko) dahin, die Forts in Zukunft nur als Stützpunkte für die Gürtellinie anzusehen (Infanteriewerke) und zur Erzielung einer doppelten Feuerlinie mit einem Niederwall zu versehen. Ebenso kam man zu der Ansicht, daß die eiligst erbauten französischen Sperrforts an Wert verloren haben und nur größere Plätze an der Landesgrenze als Hauptstützpunkte der Verteidigung der Grenze angesehen werden können. Waren somit große Summen auf Zwecke verwendet, die nicht erreicht wurden, so stellte der nunmehrige Bau von Panzerfestungen wiederum einen enormen Kostenaufwand in Aussicht. Hierzu kamen andre Bedenken von Fachmännern, die schließlich zu einem energischen Angriff auf das bestehende Landesverteidigungs- und Festungssystem führten. Die nur geringen Leistungen der französischen Festungen im Kriege 1870/71, ihre Einflußlosigkeit auf den siegreichen Fortgang des Krieges, das Bedenkliche, was in der Fesselung starker Kräfte der Feldarmee in den Besatzungen großer Plätze liegt, die Anziehungskraft, die letztere auf die im Felde geschlagene Armee zu deren Verderben ausübten, wurden geltend gemacht. Hierzu gesellten sich noch volkswirtschaftliche Nachteile; die großen Festungsstädte, meist an Strömen und Kreuzungspunkten von Hauptverkehrswegen gelegen, wurden in ihrer Entwickelung durch die alten Werke gehindert und drängten auf deren Niederlegung, zumal davor große, einer Verteidigung hinderliche Vorstädte entstanden waren. Kein Wunder also, daß, da die kleinen Festungen, abgesehen von Paßsperren, allgemein schon als wertlos angesehen wurden, die Gegner der für große Plätze in Ausführung begriffenen Neubauten in ihren äußersten Konsequenzen, welche die sogen. neue Schule vertrat, alle permanenten Befestigungen verwarfen. Nach dieser Meinung sollten die Festungen da improvisiert werden, wo die Kriegslage sie erforderte und sie den Zwecken des Feldkrieges dienen konnten, und einem solchen Unternehmen kam allerdings zu statten, daß derartige Behelfsbefestigungen (s.d.) heutzutage wegen der durch die fortgeschrittene Technik gebotenen Hilfsmittel bedeutend leichter und schneller herzustellen sind wie in früherer Zeit. Derartige Strömungen erfuhren indessen mit der Zeit energischen Widerspruch, und nachdem ihnen schon anfangs Ingenieure und Artilleristen in großer Zahl entgegengetreten waren, haben besonders Wagner und Meyer (vgl. Literatur, S. 480) gründliche Besprechungen dieser Frage veröffentlicht. Aber auch das Ausland hat schon dadurch, daß es in dem Aus- und Neubau seiner Festungen nach den Grundsätzen, wie sie sich geschichtlich entwickelt haben, fortfuhr, den Beweis geliefert, daß es an diesen festhalten will. Ebenso gingen auch die ausländischen Autoritäten, wie Brialmont, Welitschko, Baumer, Leithner, Sandier, Mougin etc., in der Theorie andre Wege als die neue Schule. Auch sie kommen zu den Hauptgrundsätzen, daß 1) eine rationelle Landesverteidigung immer an das Vorhandene anknüpfen und nicht mit großen Befestigungsumwälzungen experimentieren muß, und daß 2) gegenüber dem Werte, den die Kriegskunst aller Zeiten den Festungen beigelegt hat, man trotz einiger dagegen anzuführenden Beispiele noch nicht berechtigt sei, eine neue Ära provisorischer Befestigungen einzuführen. Der Wert der Fortfestungen liegt auch hauptsächlich in der Abwehr nicht belagerungsmäßiger Angriffe und Erschwerung von Belagerungsvorbereitungen. Für den Neubau von Festungen hält Brialmont an seinen im Abstand von 3–3,5 km gelegenen Forts mit panzergeschützten Kampfgeschützen fest. In der Geschützausrüstung hat er sich der allgemeinen, den Steilfeuergeschützen günstigen Strömung angeschlossen und will die schwersten in den Hofraum des Werkes verweisen. Überwiegen die Panzer für Steilfeuer, so verlegt er den Kern 1 m unter, bei Flachbahngeschützen in größerer Zahl 1 m über die Feuerlinie der mit niedrigem Auszug hergestellten Enveloppe. Nur die 15 cm-Kanonen will er hinter der Brustwehr der Infanteriestellung haben, damit sie das Vorgelände mit direktem Schuß beherrschen können. Für die leichtern zur Abwehr des Sturmes bestimmten Schnellfeuergeschütze hält er, wo es nicht angängig ist, sie in Hohltraversen des offenen Walles bereit zu haben, den Senkpanzer für zweckmäßig, während andre den Drehpanzer vorziehen. In dieser Gürtellinie hält man dann allgemein das Vorhandensein von permanent hergestellten Stützpunkten in den Intervallen für notwendig, die andernfalls der Behelfsbefestigung zur Aufgabe gestellt werden müssen. Leithner empfiehlt, da man nicht die ganze Gürtellinie sichern kann, Gruppen in den Intervallen zu bilden, die sich an die etwa vorhandenen Stützpunkte anschließen würden. Bei dem jetzt zu erwartenden schnellen Verlauf der kriegerischen Handlungen muß daher jede F. über einen großen Vorrat an Material für Behelfsbefestigungen verfügen. Bei diesen wie auch zur Verstärkung der Ausrüstung permanenter Werke werden die Fahrpanzer vorzügliche Dienste leisten. Während Rehm an der Ausstellung schwerer gepanzerter Geschütze in der Sicherheitsarmierung festhält, aber sich nur für Gürtelstützpunkte entscheidet, traten Brunner und Deguise mit Vorschlägen für Gruppenbildung hervor, wie sie mit der Voraussetzung eines sturmfreien Kernwerkes z. T. schon bei Verdun, Toul und Paris zur Ausführung kamen. Allgemein erkennt man an, daß die bisherige F. der befestigten Landschaft weichen, also in gruppenweise angeordneten Artilleriestellungen bestehen muß, und daß es darauf ankommt, Nah- und Fernwirkung möglichst zu vereinigen. Die Anordnung ist so zu treffen, daß mit Rücksicht auf gute Schrapnellwirkung die Gruppen nicht weiter als 4–6000 m auseinander liegen dürfen. Die Nahkampfanlagen der vordern Linie in den Gruppen, für die gute Übersicht gewährende, mäßige Höhen zu wählen sind, werden von der Infanterie besetzt, die aber durch leichte Kanonen- und Steilfeuerbatterien unterstützt wird. Bei den gepanzerten Fernkampfbatterien der Gruppe sind ebenfalls Nahkampfanlagen, Schützengräben mit Bereitschaftsräumen, sturmfreie Infanteriewerke etc. zu schaffen. In den Panzerbatterien zu 2–6 Geschützen sollen Flachbahn- und Steilfeuergeschütze (10 cm-Kanonen, 15 cm-Haubitzen) Verwendung finden. Hierzu kommen Hindernisanlagen um die ganze Gruppe und die einzelnen Glieder, endlich bombensichere Kasernen, getrennt von der Kampfstellung. Daß jede F. heute über die vollkommensten Einrichtungen, bez. des Nachrichten- und Befehlsverkehrs, Telegraphen, Fernsprecher, Signalvorrichtungen, Radfahrer, Luftballons und Brieftauben verfügen muß, ist selbstverständlich. Endlich ist auch anerkannt, daß eine F. durch ein wohlvorbereitetes, allen technischen Fortschritten Rechnung tragendes Minensystem auf den letzten Kampf vorbereitet sein muß.
Küstenbefestigungen.
Eine besondere Art beständiger Befestigung bilden die Küstenbefestigungen, die gegen die See wirken und von Kriegsschiffen mit den schwersten Geschützen angegriffen werden, daher sich nicht gegen Belagerungen mit allmählich näher rückendem Angriff, wie Landfestungen, zu verteidigen haben (s. Küstenkrieg). Als befestigte Küstenpunkte sollen sie feindlichen Schiffen die Benutzung von Häfen, Reeden, das Einlaufen in Flußmündungen, Meerengen etc. verwehren; da sie nur eine Beschießung von Schiffen, keine Belagerung zu erwarten haben, so werden sie als offene Werke, Strand- oder Küstenbatterien oder als geschlossene Küstenforts, aber grundsätzlich nur für schwere Geschütze, Küstengeschütze, deren kleinstes Kaliber die 15 cm-Kanonen sind, derart erbaut, daß jedes Geschütz zwischen zwei Traversen steht (Fig. 26). Wo aber ein enges Fahrwasser mit geringster Geschützzahl und Besatzung beherrscht werden soll und nur ein beschränkter Bauplatz zur Verfügung steht, kommen Panzerwerke (Panzerbatterien) zur Verwendung. Die auf Mauerbauten ruhenden Panzerungen (in England aus Walzeisen, in Deutschland aus Hartguß) sind entweder Batteriepanzer (Fig 27 u. 28) oder Panzerdrehtürme (Fig. 29). Die Geschütze hinter Panzerungen liegen in Minimalschartenlafetten. Die Werke müssen so angelegt sein, daß sie gegen Hochflut, Seiten- und Rückenfeuer gesichert sind. Als Kriegshäfen sollen die Küstenbefestigungen mit einer vor der Hafeneinfahrt liegenden feindlichen Flotte den Kampf aufnehmen, um entweder das Auslaufen der eignen Schiffe zu begünstigen, oder eine Annäherung des Gegners behufs Beschießung des Hafens und der Marineanlagen, wie Arsenale, Werften, Docks, Magazine etc., zu verhindern. Diese Hafenbefestigungen werden, da sie auch gegen einen Angriff vom Lande gesichert sein müssen, geschlossen, als Küstenforts, erbaut. Zahl und Lage derselben richten sich nach der Örtlichkeit, die es auch, wenn in der Nähe des Hafens größere Landungen ausführbar sind, erfordern kann, an die Küstenbefestigungen eine Landfestung, z. B. Kopenhagen (s. Tafel »Festungskrieg II«), Kiel sind Land- und Seefestungen, anzuschließen. Nach der Seeseite bedürfen sie einer Absperrung des Fahrwassers durch Seeminen, Stoß- oder Beobachtungsminen zur Zerstörung oder tote Sperren (feste oder schwimmende Barrikaden), z. B. versenkte Schiffe, schwimmende Balken, Netzwerk, Ketten etc., die innerhalb des Wirkungsbereiches der Geschütze liegen müssen, zum Aushalten der feindlichen Schiffe. Seefront wie die neue Landfront sind nach neuesten Grundsätzen der Befestigungskunst umgewandelt, bez. hergestellt. Beton und Panzerung sowie Schnellfeuerkanonen haben ausgedehnte Verwendung gefunden; Beton für bombensichere Hohlräume und Geschützstände (Geschützplattformen), Panzerung als heb- und senkbare Panzerkuppeln, Panzertürme, -Schilde, -Lafetten sowie gepanzerte Beobachtungs- und Beleuchtungsstände.
Künstliche Überschwemmung (Inundation) dient der Absperrung der Landfront, die mit den oben für die F. angegebenen Einrichtungen für Verkehr etc. in moderner Weise versehen ist. Die ins Meer gebauten Werke der Seefront sollen das Fahrwasser unter Feuer nehmen und die Beschießung der Stadt verhindern, auch im Verein mit den Küsten- und Hafenbefestigungen den Schutz des Kriegshafens übernehmen, elektrische Licht- oder Scheinwerfer (Projektoren) feindliche Annäherung zu Wasser oder zu Lande auch bei Nachtzeit erkennen lassen.
Eine ähnliche Rolle wie bei der F. spielt jetzt der Panzerschutz, wenn es sich um befestigte Linien handelt, die einen ganzen Geländeabschnitt sichern sollen. Ein Beispiel solcher Panzerfront ist z. B. die Serethlinie, deren Mitte etwa Focşani (Textfig. 1 u. 1a) bildet. Sie besteht aus Batteriegruppen, die normal auf drei hintereinander liegenden Linien erbaut sind. Die vorderste Linie enthält mehrere Batterien a in Abständen von höchstens 500 m. Die Batterien zu je 3–5 Fahrpanzern sind in niedrige Erdbrustwehren mit Unterständen eingebaut. Einige hundert Meter dahinter findet sich eine zweite Linie mit ähnlichen Batterien b auf den Intervallen der ersten, ausgerüstet mit je 3–6 Senk- oder Fahrpanzern. Endlich ist etwa 1000 m hinter der ersten die dritte Linie c erbaut, die für 12 cm-Schnellfeuerkanonen und 15 cm-Kanonen, alle in Panzerlafette, eingerichtet ist. In dieser Linie können auf der Front, gegen die sich ein Angriff richtet, auch gewöhnliche Batterien für Festungsgeschütze hergerichtet werden.
Die Zukunft des Festungsbaues.
Die Herrschaft der Fortfestungen im Festungsbau auf Grund der Brialmontschen Ideen schien vollständig gesichert, denn nachdem schon vor 1870 mächtige Forts bei Metz, Paris, Antwerpen etc. entstanden waren, baute man in den 1870er Jahren Straßburg, Köln, Posen, Königsberg, Thorn, Ingolstadt, Toul, Verdun, Epinal, Belfort, das neue Paris u. a., in den 1880er Jahren die russischen Plätze Warschau, Novo-Georgiewsk, Ivangorod, Brest-Litewsk nach diesem System. Doch schon forderte man, nachdem die Angriffe auf die beständige Befestigung zurückgeschlagen waren, von dieser um so mehr; man tadelte an der F. die großen Zwischenräume der Forts und ihre nicht genügende Wirkung ins Vor- und Zwischengelände, wenn sie selbst auch gegen planmäßige Beschießung widerstandsfähig genug waren. Dazu kamen die überraschenden Fortschritte, die man namentlich in den 1880er Jahren in der Artillerie machte, und die Entscheidung, die in allen Heeren dahin getroffen wurde, daß für die Landbefestigung Geschützpanzer unentbehrlich sind. Aber ob man die gepanzerten Fernpanzergeschütze in den Forts selbst oder in besondern Zwischen- oder auf etwas zurückgezogenen Linien aufstellt, ob man nur Batteriegruppen mit Nahpanzergeschützen den Vorzug gibt, gehen die Meinungen noch weit auseinander, auch darüber, ob die Zukunftsfestung eine Kernumwallung erhalten soll, oder wie man deren unbedingte Vorteile auszugleichen gedenkt; deshalb bringt schon heute der Bau einer F. verschiedene Bilder, die in Zukunft noch mehr voneinander abweichen werden. Die zuletzt erbauten oder umgebauten Plätze werden, abgesehen von Focşani, folgendes Bild geben:
1) Die Landbefestigung von Kopenhagen (s. Tafel »Festungskrieg II«) ist kreisförmig mit dem Radius von 11,5 km und nimmt vom Kreisumfang ein Drittel in der Länge von 25,5 km in Anspruch. Auf der ersten Linie liegen mit 2 km Zwischenraum fünf Panzerforts, mit Fern- und Nahkampfpanzern verschiedenster Art ausgestattet. Die zweite Linie liegt 0,5–2 km dahinter und besteht aus sechs Fernkampfpanzerbatterien, von denen nur die östlichste als sturmfreies Panzerwerk wie die Forts der ersten Linie konstruiert ist. Diese Werke der zweiten Linie bilden für die Artilleriekampfstellung die Stützpunkte, während die Werke der ersten Linie sie zu sichern sowie zur artilleristischen Fernverteidigung zu dienen bestimmt sind.
2) Die Maasfestung Lüttich (Textfig. 2) ist nach den von Brialmont noch in seinem 1895 erschienenen Werk festgehaltenen Grundsätzen, doch unter einigen Abweichungen, erbaut, der Verteidigungsumzug, 7 km von der Mitte der Stadt, 4–6 km von den Vorstädten, mißt 48 km. Die Zwischenräume der zwölf Gürtelwerke, der sechs großen (Forts) und sechs kleinen (Fortins, Textfig. 3), sind dem Gelände angepaßt und betragen 2–6 km. Die Forts unterscheiden sich von den Fortins nur durch ihre Größe und stärkere Ausrüstung mit Panzerartillerie; charakterist isch ist die Infanteriebrustwehr mit hebbaren Panzertürmchen.
3) Verdun wurde als linker Flügelstützpunkt der Sperrfortkette und alte französische Grenzfeste modernisiert, indem man auf beiden Maasufern zwischen die ältern Befestigungen Forts einschob, wodurch ein innerer Gürtel entstand, besonders aber durch Herstellung eines äußern Gürtels von 48 km Umzug (innerer 23 km) bei größtem Radius von 10 km. Die bei den Bauten nach dem Kriege sowohl in Frankreich als in Deutschland etc. zum Ausdruck kommenden Grundsätze: gute Bestreichung der Anmarschstraßen, des weitern und nähern Vorgeländes etc., treten bei dieser F. deutlich hervor.
4) Straßburg mußte als völlig veraltete F. sofort nach dem Friedensschluß mit nach damaligem Gebrauch weit vorgeschobenen Forts nach der französischen Seite umgeben werden und wurde erst im Laufe der Zeit vollständig modernisiert. Es gibt das Bild der größten deutschen F., kann aber nicht mehr als Muster wie vor einer Reihe von Jahren, sondern nur noch zum Vergleich mit den nach neuern Grundsätzen entstandenen großen Festungen dienen.
Die Lage der Forts, Zwischenwerke etc., ist in Textfig. 4 nach ausländischer Quelle bestimmt, und der weitere Umbau der Forts, Ausbau des Zwischengeländes, Bau kleinerer Stützpunkte etc. erfolgte nach den mit der Zeit fortschreitenden Grundsätzen. Danach erhielt die F. einen Umfang von einigen 40 km bei einem Radius von 7–8 km; der Zwischenraum der großen Forts schwankt zwischen 1,5–6 km.
5) Die ausgedehnteste moderne F., Paris, zeigt einen Umfang von 120 km, der in erster Linie drei Befestigungsgruppen (verschanzte Lager) zeigt, die, abgesehen von kleinern Anlagen, einige 30 selbständige Werke enthalten; der innere Gürtel, den die alten Forts bilden, mißt 55 km, die Stadtumwallung 32 km.
6) Ähnlich wie Paris soll Antwerpen durch einen vorgeschobenen Gürtel, einschließlich der Inundation, auf einen Umfang von 90 km bei einem Radius von 17 km erweitert werden. Er soll zur Hauptkampfstellung dienen. Der alte Fortgürtel beträgt einschließlich der Inundation 45, der Umfang der Stadtumwallung 45 km. Ersterer soll durch Verbindungslinien geschlossen werden und dafür die Kernumwallung fallen. Brialmont meinte, daß für die erste Linie die personellen Mittel nicht ausreichen werden, und trat deshalb dem neuen Entwurf (van der Peereboom) scharf entgegen.
Aus diesen Ausführungen geht hervor, daß auch die modernen Festungen noch nicht allen Ansprüchen genügen, daß man sich erst noch über das System zu entscheiden hat, ob man ganze Abschnitte, bez. Linien durch Panzerfronten sichern oder die Grundzüge der bisherigen Befestigungen beibehalten soll. Ebenso darüber, ob man eine größere Zahl von Forts oder von Fortins anlegen oder aber massenhafte, dem Feinde so ungünstige Ziele bietende Panzerbatterien aufstellen soll. So wird die Zukunft, wie es jetzt schon in der Gegenwart geschieht, ohne feste Systeme bauen; jede F. wird, dem Gelände, ihrer Lage, den Verteidigungsmitteln etc. angepaßt, ein andres Bild erhalten.
[Festungspersonal.] Den militärischen Dienst in jeder F. leitet im Krieg und Frieden ein Kommandant, dem in größern Festungen ein Gouverneur übergeordnet ist. Dem Befehlsführer im Kriege beigegeben ist ein Festungsstab, bestehend aus einem Artillerie- und einem Ingenieuroffizier vom Platz, die alsdann Chef des Stab es beim Kommandeur der Artillerie und der Ingenieure werden. Dem Kommandanturbureau steht ein Platzmajor vor. Die Gouverneure von Straßburg, Metz, Königsberg, Thorn, Mainz und Posen haben einen Generalstabsoffizier; ihnen sind alle Kommando- und Verwaltungsbehörden (s. Garnison) unterstellt.
[Literatur.] Aster, Unterricht in der Festungsbaukunst (Dresd. 1787–93, 2 Bde.); Hoyer, Lehrbuch der Kriegsbaukunst (Berl. 1816–18); Blesson, Geschichte der großen Befestigungskunst (das. 1830); Mangin, Abhandlung über Polygonalbefestigungskunst in Deutschland (deutsch, Leipz. 1855), dazu die Widerlegung Mangins von H. Müller (Berl. 1856); Brialmont, Études sur la défense des États et sur la fortification (Brüssel 1863, 3 Bde. mit Atlas) und Les régions fortifiées (das. 1890, mit Atlas); v. Prittwitz und Gaffron, Lehrbuch der Befestigungskunst (Berl. 1865); Scheibert, Die Befestigungskunst (das. 1880–88, 4 Bde.); Henning, Unsre Festungen (das. 1890); Stavenhagen, Grundriß der Befestigungslehre (3. Aufl., das. 1900); Deguise, Cours de la fortification permanente (Brüssel 1896); Wagner, Über provisorische Befestigungen etc. (Berl. 1897); Schroeter, Die F. in der heutigen Kriegführung (2. Aufl., das. 1903); Meyer, Zur Frage der Landesbefestigung (das. 1898); v. Rehm, Gesichtspunkte für die weitere Entwickelung der Fortifikation (Wien 1899); v. Brunner, Die beständige Befestigung (6. Aufl., das. 1901); die »Jahresberichte über die Veränderungen und Fortschritte im Militärwesen« (Berl., seit 1874). Vgl. auch Artikel »Festungskrieg«.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.