Dann [3]

Dann [3]

Dann (Dhaun), 1) Wierich Philipp Lorenz, Graf D. von Tiano, Marchese von Rivoli, geb. 19. Okt. 1669, gest. 30. Juli 1741 in Wien, Sprößling eines alten gräflichen Geschlechts, dessen Stammschloß in der Nähe des Städtchens D. in der Eifel lag, und das im 17. Jahrh. nach Österreich übersiedelte, Sohn des Feldmarschalls Wilhelm D., zeichnete sich als österreichischer Feldmarschalleutnant 1706 durch die Verteidigung Turins aus. Hierauf zum Feldzeugmeister ernannt, verteidigte er Pavia und schützte Neapel, das er dann auf kurze Zeit als Vizekönig verwaltete, trieb Villars aus Italien zurück und nötigte Papst Clemens XI. 1709 zum Frieden. Im Feldzug von 1710 focht er weniger glücklich. Dennoch schenkte ihm Karl III. von Neapel das Fürstentum Tiano und ernannte ihn 1713 nochmals zum Vizekönig von Neapel. 1719 ward er Kommandant von Wien, dann Gouverneur der Niederlande und später (1728) von Mailand, das er jedoch vor den Franzosen räumen mußte, als der polnische Thronfolgekrieg ausbrach (1733). Er fiel deshalb in Ungnade, erlangte aber schließlich seine völlige Rehabilitation.

2) Leopold Joseph, Graf, k. k. österreich. Feldmarschall, Sohn des vorigen, geb. 24. Sept. 1705 in Wien, gest. daselbst 5. Febr. 1766, schlug, obwohl für den geistlichen Stand bestimmt, die militärische Laufbahn ein, machte den Krieg 1718 auf Sizilien gegen Spanien mit, dann (1734 und 1735) den in Italien und am Rhein und als Generalmajor den Türkenkrieg von 1737–39. Zum Feldmarschalleutnant befördert, focht er im Österreichischen Erbfolgekrieg anfangs gegen die Preußen in Schlesien, dann unter dem Prinzen Karl von Lothringen gegen die Franzosen. Im zweiten Schlesischen Kriege führte er in den Schlachten bei Hohenfriedeberg und bei Soor den linken Flügel und ward noch 1745 Feldzeugmeister. In dieser Eigenschaft kommandierte er nach Abschluß des Dresdener Friedens in den Niederlanden in den ohne sein Verschulden für die Alliierten unglücklichen Feldzügen von 1746 und 1747. Um dieselbe Zeit heiratete er die Gräfin Fux, verwitwete Gräfin Nostitz, und befestigte sich dadurch in der Gunst seiner Monarchin. Nach dem Aachener Frieden (1748) mit der Ausarbeitung einer neuen Heeresorganisation betraut, entwarf er das sogen. Daunsche Reglement von 1749. Auch ward durch ihn 1751 die Militärakademie zu Wiener-Neustadt errichtet. 1754 zum Feldmarschall ernannt, stand er beim Anfang des Siebenjährigen Krieges in Mähren, wandte sich sodann gegen Friedrich II. und lieferte ihm die siegreiche Schlacht von Kolin (18. Juni 1757), worauf Friedrich Böhmen räumen mußte. Nach dem Siege der Preußen bei Leuthen und dem Rücktritte des Prinzen Karl von Lothringen mit dem Oberbefehl über die Armee betraut, siegte D. bei Hochkirch (14. Okt. 1758), nutzte den Sieg aber wegen der ihm eignen Vorsicht und Bedächtigkeit nicht gehörig aus, gedachte vielmehr den Feldzug durch eine rasche Wegnahme Dresdens zu enden; doch scheiterte sein Projekt an der Wachsamkeit des dortigen Befehlshabers, Generals v. Schmettau. Den Feldzug von 1759 beschloß D. siegreich mit dem Gefecht von Maxen (das 11,000 Mann starke preußische Korps des Generals Finck gefangen). 1760 beobachtete er aus seinem festen Lager unweit Pirna den König, als dieser Dresden belagerte, und folgte ihm nach Schlesien, wo er jedoch durch sein Zögern die Niederlage Laudons bei Liegnitz veranlaßte. Auch bei Torgau (3. Nov. 1760) ward ihm der Sieg durch Zietens kühn erneuerten Angriff und seine eigne Verwundung entrissen. 1762 übernahm er wieder den Oberbefehl in Schlesien. So günstig auch die Lage des Königs von Preußen durch den russischen Thronwechsel geworden war, so konnte er doch D. nicht aus seiner festen Stellung am Zobtenberg vertreiben, dieser aber ebensowenig den Verlust von Schweidnitz hindern. Noch während des Krieges hatte D. das Präsidium des Hofkriegsrates angetreten, eifrig bemüht, alle Erfahrungen aus sieben Feldzügen auf seine schon früher in Angriff genommenen Reformen anzuwenden. An Popularität war dem österreichischen Fabius Cunctator, wie man D. nannte, sein Waffengenosse Laudon überlegen, dem D. nicht ohne Eifersucht Lacy vorzog. D. war ein tüchtiger General, besaß jedoch den Fehler allzu großer Bedächtigkeit. Vgl. »Der deutsche Fabius Cunctator, oder Leben und Taten Sr. Exz. des Herrn Leopold Grafen von D.« (Frankf. u. Leipz. 1759–60, 2 Tle.). Ihm zu Ehren erhielt 1888 das österreichische Infanterieregiment Nr. 56 seinen Namen.


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