Fabĭus

Fabĭus

Fabĭus, eins der ältesten und zur Zeit der Gründung der Republik durch die bedeutende Zahl seiner Mitglieder und deren Klienten eins der mächtigsten Patriziergeschlechter Roms, mit den Beinamen Vibulanus, Ambustus, Maximus, Pictor u. a. Vgl. Du Rieu, De gente Fabia (Leiden 1856). Die namhaftesten unter den Fabiern sind folgende:

1) Quintus F. Vibulanus, Konsul 485 und 482 v. Chr.; fiel 480 gegen die mit den übrigen Etruskern verbündeten Vejenter; 2) Käso F. Vibulanus, Konsul 484, 481 und 479; 3) Marcus F. Vibulanus, Konsul 483 und 480, drei Brüder, die sieben Jahre lang die eine Stelle des Konsulats nacheinander bekleideten. Sie waren bis 481 die heftigsten Gegner der Plebejer und standen namentlich in erster Reihe in dem Kampf gegen die Versuche, den Plebejern durch ein Ackergesetz Anteil an dem Gemeinland zu verschaffen. So war Quintus Konsul und Käso einer der Blutrichter (quaestores parricidii), als 485 Spurius Cassius, der im vorigen Jahr ein Ackergesetz gegeben hatte, deshalb zum Tode verurteilt wurde. Der damaligen Blüte des Geschlechts machte die Niederlage an dem Flüßchen Cremera (477) ein Ende; es hatte 479 den Krieg gegen Veji allein übernommen, war, 306 Mann stark, mit seinen Klienten ausgerückt und hatte von einem dort aufgeschlagenen festen Lager aus bis 477 glücklich die Vejenter zu beschäftigen gewußt, so daß die Römer ihre Kräfte ungeteilt gegen ihre übrigen Feinde wenden konnten; endlich aber ließen sich die Fabier in einen Hinterhalt locken, wurden von der Übermacht umzingelt und fanden nach tapferster Gegenwehr sämtlich den Tod. Der Tag ihrer Niederlage zählte fortan zu den Unglückstagen (dies atri). Nur ein einziger Sprößling soll von dem Geschlecht als Stammhalter übriggeblieben sein, der als noch nicht waffenfähig beim Auszug der übrigen in Rom zurückgelassen war.

4) Quintus F. Vibulanus, Sohn von F. 3), Konsul 467 und 465; er war 450 einer der Dezemvirn, die auf Appius' Antrieb die Zeit ihrer Amtsführung widerrechtlich verlängerten, und ging nach dem Sturz des Dezemvirats freiwillig ins Exil.

5) Quintus F. Maximus Rullianus, einer der größten Helden seiner Zeit, besonders durch seine Kriegstaten gegen Etrusker und Samniter ausgezeichnet, war 325 Magister equitum des Diktators L. Papirius Cursor im (zweiten) Kriege wider die Samniter und wurde von diesem, weil er gegen dessen Verbot in des Diktators Abwesenheit dem Feind ein Treffen geliefert, zum Tode verurteilt, wiewohl er siegreich gewesen war; nur den vereinten Bitten des greifen Vaters, des Senats und des gesamten Volkes gelang es, Papirius zur Zurücknahme des Urteils zu bewegen. 322 mit L. Fulvius Curvus Konsul, triumphierte er über die Samniter, unternahm in seinem zweiten Konsulat (310) einen kühnen und erfolgreichen Zug in das obere Etrurien, indem er den als unwegsam geschilderten ciminischen Bergwald (jetzt Gebirge von Viterbo) überstieg, besiegte 308 (zum drittenmal Konsul) bei Mevania die Umbrer, die sich darauf den Römern unterwarfen, im dritten Samniterkrieg mit P. Decius als Kollegen in seinem 4. und 5. Konsulat 297 am Tifernus die Samniter und 295 bei Sentinum sie und die mit ihnen verbündeten Gallier. Auch eine Niederlage, die sein Sohn Q. F. Gurges in Kampanien erlitt, machte er dadurch wieder gut, daß er als sein Unterfeldherr eintrat und ihm zu einem glänzenden Sieg über den berühmten Feldherrn der Samniter Gajus Pontius verhalf (292). Doch verdankte er seinen Beinamen Maximus (»der Größte«) nicht diesen Waffentaten, sondern seiner Zensur 304; denn nachdem Appius Claudius Cäcus als Zensor 312 durch Aufnahme der Freigelassenen in alle Tribus die Komitien in die Gewalt des Pöbels gebracht hatte, beschränkte er jene im Verein mit seinem Kollegen P. Decius auf die vier städtischen Tribus und machte sie dadurch unschädlich. F. soll ein Alter von 100 Jahren erreicht haben.

6) Quintus F. Maximus Verrucosus Cunctator, neben seinem Großvater, dem F. Maximus Rullianus, der berühmteste seines Geschlechts. Er war fünfmal Konsul, zweimal Diktator und lange Zeit Princeps Senatus und wurde später wegen seiner Kriegführung gegen Hannibal der Schild Roms genannt, wie Marcellus sein Schwert. Schon in seinem ersten Konsulat (233) triumphierte er über die Ligurier, bekleidete 230 die Zensur und 228 sein zweites Konsulat. Im zweiten Punischen Kriege wurde er nach den Niederlagen der Römer an der Trebia und am Trasimenischen See 217 zum Diktator gewählt und führte den Krieg in der damals durch die Lage der Dinge gebotenen Weise so, daß er eine Schlacht aufs sorgfältigste vermied und Hannibal nur durch Abschneiden der Zufuhr und durch kleine Gefechte mit einzelnen Abteilungen Abbruch zu tun suchte, weshalb er den Beinamen Cunctator (»der Zauderer«) erhielt. Das Volk verkannte jedoch die Weisheit dieser Kriegführung und ging endlich in seiner Ungeduld so weit, daß es ihm seinen Magister equitum, M. Minucius Rufus, der in Abwesenheit des Diktators über Hannibal einen Vorteil gewonnen hatte, mit gleicher Vollmacht an die Seite setzte. Wie F. erwartet, ließ sich jener kurz darauf von Hannibal zu einem Kampfe verlocken und würde mit seinem ganzen Heere zugrunde gegangen sein, wenn F. nicht edelmütig Hilfe geleistet hätte. Nachdem er seine Diktatur niedergelegt hatte, gab man seine Art der Kriegführung auf; die Folge davon aber war die Niederlage bei Cannä. Im weitern Verlauf des Krieges wurde er, jetzt nach Verdienst gewürdigt, noch dreimal zum Konsul gewählt, 215,214 und 209, und erwarb sich noch im letzten Konsulat durch die Einnahme von Tarent einen Triumph. Als indes Scipio den Krieg nach Afrika hinüberspielen wollte, vermochte er diesem kühnen Plan nicht zu folgen und bot, freilich vergeblich, alles auf, um seine Ausführung zu verhindern. Er starb, noch vor Beendigung des Krieges, 203.

7) Quintus F. Pictor, der älteste römische Annalist, nach der Schlacht bei Cannä (216) zur Befragung des delphischen Orakels gesandt, verfaßte eine später viel benutzte römische Geschichte in griechischer Sprache bis auf seine Zeit, die als beste Quelle für altrömische Geschichte gilt. Die wenigen Fragmente sind abgedruckt bei H. Peter, »Historicorum romanorum fragmenta« (Leipz. 1883).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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