Schott [4]

Schott [4]

Schott, 1) Andreas, gelehrter Jesuit, geb. 12. Sept. 1552 in Antwerpen, gest. daselbst 23. Jan. 1629, studierte in Löwen, Douai und Paris, wanderte 1579 nach Spanien, wurde 1581 Professor des Griechischen in Toledo, 1584 in Saragossa, trat 1586 in den Jesuitenorden, studierte in Valencia Theologie, wurde dann Lehrer am Kollegium in Gandia, 1594 Professor der Rhetorik in Rom und kehrte 1597 nach Antwerpen zurück, wo er am Kollegium seines Ordens Griechisch lehrte. S. war ein fleißiger Sammler (auch von Manuskripten), aber auch tüchtiger Übersetzer und Herausgeber. Wir nennen: die Ausgaben des Aurelius Victor (Douai 1577, Antwerp. 1579, Frankf. 1606; bereichert durch die neuentdeckte »Origo gentis romanae«), des Theophylakt (Heidelb. 1599) und des Rhetors Seneca (Par. 1607 u. 1613); »Adagia Graecorum« (Antwerp. 1612); »Observationum libri V« (1615); »Hispania illustrata« (Frankf. 1603–08, 4 Bde.). Auch besorgte er einen großen Teil der Kölnischen »Bibliotheca Patrum« von 1618.

2) Bernhard, Begründer eines der größten Musikverlagsgeschäfte, gest. 1817, eröffnete sein Geschäft 1770 in Mainz, wo noch heute der Hauptsitz ist, während sich bedeutende Filialen in Paris und London, Vertretungen in Brüssel, Amsterdam und Leipzig befinden. Das Geschäft vererbte sich auf seine Söhne J. J. und A. S. und 1840 auf seinen Enkel Franz Philipp S. (gest. 8. Mai 1874), dessen Gattin Betty (v. Brannrausch, gest. 5. April 1875) eine ausgezeichnete Pianistin war. Die jetzigen Inhaber der Firma »B. Schotts Söhne« sind ein Urenkel des Begründers: Franz v. Landwehr, und Dr. Ludwig Strecker. Der Verlag (der seinerzeit das Eigentumsrecht von Beethovens neunter Symphonie und »Missa solemnis« sowie von Richard Wagners »Meistersingern«, »Nibelungen« und »Parsifal« erwarb) umfaßt jetzt ca. 28,000 Nummern.

3) Wilhelm, hervorragender Orientalist und einer der bedeutendsten Sinologen, geb. 3. Sept. 1807 in Mainz, gest. 21. Jan. 1889 in Berlin, studierte in Gießen orientalische Sprachen, in Halle Theologie und wandte sich dann in Berlin dem Studium der ostasiatischen Sprachen zu, deren Lehrstuhl an der dortigen Universität er von 1838 an einnahm. Seit 1841 war er Mitglied der Akademie. Von seinen Arbeiten sind außer Aufsätzen für Zeitschriften und einem Katalog der chinesischen Werke der königlichen Bibliothek zu Berlin (Berl. 1840) hervorzuheben: »Versuch über die tatarischen Sprachen« (1836); »Älteste Nachrichten von Mongolen und Tataren« (1846); »Über den Buddhaismus in Hochasien und in China« (1844); »Über das altaische oder finnisch-tatarische Sprachengeschlecht« (1849); »Das Reich Karachatai oder Si-Liao« (1849); »Über die finnische Sage von Kullervo« (1852); »Entwurf einer Beschreibung der chinesischen Literatur« (1854); »Zur Beurteilung der anamitischen Schrift und Sprache« (1855); »Über die sogen. indochinesischen Sprachen, insonderheit das Siamische« (1856); »Chinesische Sprachlehre« (1857); »Über die chinesische Verskunst« (1857); »Über die Cassiasprache im nordöstlichen Indien« (1859); »Über die esthnischen Sagen vom Kalewi-Poëg« (1863); »Über finnische und esthnische Heldensagen« (1866), »Zur Literatur des chinesischen Buddhismus« (1874); »Zur Uigurenfrage« (1874–75, 2 Tle.); »Über die Sprache des Volkes Róng oder Leptscha in Sikkim« (1881). Eine Sammlung interessanter Essays ist in den »Altaischen Studien« (Berl. 1860–72, 5 Hefte) enthalten.

4) Joseph, deutscher Offizier und Militärschriftsteller, geb. 16. Juli 1835 in Wetzlar, gest. 2. Jan. 1907 in Großlichterfelde, trat 1852 bei der rheinischen Artilleriebrigade Nr. 8 ein, wurde 1856 Leutnant. 1861 Oberleutnant, führte 1866 eine Munitionskolonne und, nachdem er Lehrer an der Kriegsschule zu Erfurt geworden war, 1870 die schwere Reservebatterie rheinischen Feldartillerieregiments Nr. 8, wirkte bis 1873 nochmals als Lehrer in Erfurt, dann als Kompaniechef im niederschlesischen Fußartillerieregiment Nr. 5 und nahm 1874 den Abschied. Von 1875 bis 1883 war er Lehrer an der Selekta der Hauptkadettenanstalt. S. schrieb: »Grundriß der Waffenlehre« (Darmst. 1868, 3. Aufl. 1876); »Frankreichs Kriegsvorbereitung seit 1889« (Berl. 1894, Nachtrag 1895); über die Kaisermanöver in Württemberg 1899, in Pommern 1900, Westpreußen 1901, an der märkisch-posener Grenze 1902 (Berl.) und war auch als Schriftsteller für ZeitschriftenMilitär-Wochenblatt«, »Loebells Jahresberichte«, »Jahrbücher für die deutsche Armee und Marine«, »Revue militaire Suisse« u. v. a.) auf artilleristischem Gebiet äußerst tätig.

5) Otto, Chemiker, geb. 17. Dez. 1851 zu Witten in Westfalen, studierte seit 1870 in Aachen, Würzburg, Leipzig, arbeitete dann in chemischen Fabriken, erbaute 1878 eine chemische Fabrik zu Oviedo in Spanien und errichtete 1884 nach jahrelangen umfangreichen Vorstudien in Verbindung mit Professor Abbe (s. d.) in Jena und mit Unterstützung der preußischen Staatsregierung das auf wissenschaftlicher Grundlage arbeitende Glaswerk »Schott u. Genossen« in Jena, das sich vorwiegend mit der Darstellung von Glas für die Optik, für Thermometer und verbesserte Laboratoriumsgeräte beschäftigt (vgl. Glas, S. 889 u. 895). Er schrieb: »Beiträge zur Kenntnis der unorganischen Schmelzverbindungen« (Braunschw. 1878).

6) Walter, Bildhauer, geb. 18. Sept. 1861 in Ilsenburg am Harz, erhielt seine erste künstlerische Ausbildung bei Professor Dopmeyer in Hannover und studierte dann von 1880–83 auf der Kunstakademie in Berlin, wo er sich besonders der Richtung von R. Begas anschloß. Außer einer großen Zahl von Büsten (Kaiser Wilhelm II., Großherzog von Hessen, Peters) hat er eine Reihe von anmutigen mythologischen und Genrefiguren geschaffen und sich auch in der dekorativen und monumentalen Plastik bewährt. Seine Hauptwerke sind: die Marmorfigur Phryne, Diana, eine Gruppe der Wohltätigkeit, die Kugelspielerin (in zwei Fassungen: bekleidet und unbekleidet, s. Tafel »Bildhauerkunst XIX«, Fig. 4), eine Reihe von Kandelabern mit Gruppen von lebhaft bewegten männlichen und weiblichen Figuren für die Gartenrampe des Neuen Palais bei Potsdam, das in Kupfer getriebene Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I. für das Kaiserhaus in Goslar, die Statue König Friedrich Wilhelms I. für den Weißen Saal des königlichen Schlosses in Berlin und das Standbild Albrechts des Bären für die Siegesallee in Berlin. 1899 erhielt S. den Titel Professor.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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