- Piper [1]
Piper L., Gattung der Piperazeen, Kräuter oder Bäume, meist Sträucher, häufig kletternd, mit einfachen, gestielten Blättern, ährigen, selten doldigen, endständigen Blütenständen, sitzenden oder in die verdickte Blütenstandsachse eingesenkten, meist eingeschlechtigen Blüten und sitzenden oder gestielten Beeren. Etwa 600 Arten in den Tropen der Alten und der Neuen Welt, besonders in Amerika und im indischen Monsungebiet, verhältnismäßig wenige in Afrika. P. angustifolium Ruiz. et Pav. (Artanthe elongata Miq.), ein Strauch in den feuchten Wäldern der Kordilleren von Peru, Brasilien, Panama, mit kurzgestielten, länglich-lanzettlichen, lang zugespitzten, fast lederigen, stumpf gekerbten, unterseits behaarten Blättern und dicht gedrängten, grünlichen Blüten, wird hier und da kultiviert und liefert, wie P. aduncum L., ein Strauch in Brasilien, Guayana, Neugranada, Panama, Mexiko und Westindien, mit größern, länglich elliptischen, sehr lang zugespitzten, ganzrandigen, unterseits fast kahlen Blättern, die Matikoblätter, die schwach aromatisch nach Kubeben oder Minze riechen, angenehm oder wenig scharf bitterlich und aromatisch schmecken und Harz und ätherisches Öl neben Gerbstoff enthalten. Sie wirken blutstillend und werden in Brasilien seit langer Zeit arzneilich benutzt; 1827 wurden sie in Amerika, 1839 durch Jeffreys in Europa bekannt, fanden aber erst in neuerer Zeit größere Verwendung gegen Schleimflüsse, Gonorrhöe. Man benutzt auch ein aus den Blättern gewonnenes gelbbraunes, ätherisches Öl, das Asaron und Methyleugenol enthält. Wurzeln und Blätter von P. aduncum werden in Brasilien als stimulierendes Mittel, die Früchte wie Kubeben (Thoho-Thoho) benutzt. Von P. heterophyllum Ruiz. et Pav., in Peru, werden die Blätter wie Betel gekaut und als magenstärkender Tee benutzt. P. Cubeba L. fil. (Cubeba officinalis Miq., Kubebenpfeffer), s. Tafel »Arzneipflanzen II«, Fig. 1, mit Text. P. guineense Schum., kletternd, mit langgestielten, eiförmigen, kahlen Blättern, kurzen Blütenähren und kugeligen, ziemlich langgestielten Beeren (Aschantipfeffer), in Westafrika. P. nigrum L. (schwarzer Pfeffer), s. Tafel »Gewürzpflanzen«, Fig. 10, mit Text. Die dünne Fruchthaut des Pfeffers schließt einen einzigen Samen ein, dessen Embryo wegen der frühzeitigen Ernte nicht entwickelt ist. Der Same selbst enthält in der dünnen, braunroten Samenschale ein glänzendes, außen grünlichgraues, hornartiges, im Innern weißes, mehliges Eiweiß. Der beißend scharfe Geschmack ist durch Harz bedingt; ein ätherisches Öl (1–2,3 Proz.), wesentlich aus Phellandren bestehend, besitzt mehr den Geruch als den Geschmack des Pfeffers, der außerdem 5 Proz. Mineralstoffe und etwa 2–8 Proz. Piperin enthält. Weißer Pfeffer wird von derselben Pflanze gewonnen, aber aus reisen Beeren bereitet, indem man diese nach mehrtägigem Liegen in Wasser zwischen den Händen reibt, bis die fleischige Schicht völlig entfernt ist. Die Straits Settlements liefern jährlich 1–1,25 Mill. kg weißen Pfeffer, der größtenteils nach China geht, während man in Europa den schärfern schwarzen Pfeffer vorzieht. Der beste Pfeffer ist der von Malabar, Mittelsorten sind die von Singapur, Pinang; die holländische Sorte, der Bataviapfeffer, hat den geringsten Wert. Die Produktion schätzt Scherzer auf 26 Mill. kg (davon Sumatra 14, die Inseln der Malakkastraße 1,8, die Malaiische Halbinsel 1,9. Borneo 1,8, Siam 4, Malabar 2,5 Mill.); Deutschland führte 1904: 35,040 dz schwarzen und 22,622 dz weißen Pfeffer ein. – Der Pfeffer ist eins der ältesten Gewürze der indischen Welt und hat sich von da aus bei allen Völkern unentbehrlich gemacht, zumal in den Reisländern. Der Sanskritname des langen Pfeffers (Pippali) geht, auf den schwarzen Pfeffer übertragen, durch fast alle Sprachen, nachdem die Perser das ihnen fehlende l durch r ersetzt haben. Theophrastos kannte schwarzen und langen, Dioskorides auch weißen Pfeffer, und die Römer besteuerten schwarzen und langen Pfeffer in Alexandria. Cosmas Indopleustes beschrieb 540 die Pflanze. Damals und noch viel später war Pfeffer als begehrtestes Gewürz das Symbol des ganzen Gewürzhandels, dem Genua und Venedig sowie die süddeutschen Handelsstädte einen großen Teil ihrer Reichtümer verdanken. Im Mittelalter wurden Zölle in Pfeffer entrichtet, und im 14. und 15. Jahrh. wurde er bei Geldnot als Zahlungsmittel gebraucht. Erst nach der Entdeckung des Seewegs nach Indien fiel der hohe Preis des Pfeffers sehr stark, indem sich zugleich seine Kultur nach den westlichen Inseln des Archipels verbreitete. Portugal machte den so höchst einträglichen Pfefferhandel bis zum 18. Jahrh. zum Kronmonopol. Auch jetzt noch nimmt der Pfeffer in der Handelswelt unter den Gewürzen unbedingt die erste Stelle ein. P. longum L., mit rundlich eiförmigen, am Grunde breit herzförmigen, oben zugespitzten Blättern und verkehrt-pyramidenförmigen, untereinander vereinigten Beeren, im ganzen indisch-malaiischen Gebiet, liefert den aus unreifen Fruchtständen bestehenden langen Pfeffer (P. longum), der aber auch von P. officinarum DC. auf den Sundainseln stammt. Dieses Gewürz scheint als Peperi makron schon den alten Griechen bekannt gewesen zu sein und behielt seinen Wert auch im Mittelalter neben dem schwarzen Pfeffer, obwohl es viel weniger scharf schmeckt; gegenwärtig wird es in Europa nur noch selten benutzt. P. Betle L. (Chavica Betle Miq., Betelpfeffer, Kaupfeffer), ein kletternder Strauch mit starren, rundlich-eiförmigen Blättern und kurzen Ähren, im ganzen indisch-malaiischen Gebiet, kultiviert auch auf Madagaskar, Bourbon und in Westindien, liefert in seinen brennend gewürzhaft schmeckenden Blättern das Material, das mit der Arekanuß gekaut wird. P. methysticum Forst. (Macropiper methysticum Miq., Rauschpfeffer, Kawa-, Awapfeffer), ein 2 m hoher Strauch mit langgestielten, rundlich-eiförmigen Blättern, auf den Gesellschafts-, Freundschafts-, Sandwich- und Fidschiinseln, wird wegen seiner Wurzel kultiviert, die medizinisch, namentlich aber zur Bereitung eines für das soziale und religiöse Leben der Südseeinsulaner sehr wichtigen Getränks, der Kawa (s. d.), benutzt wird. P. germanicum, s. Daphne.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.