Malabar

Malabar

Malabar, Küstenstrich im SW. der vorderind. Halbinsel (s. Karte »Ostindien«), zwischen den Westghats und dem Meer und den Kaps Dilli (12°8' nördl. Br.) und Komorin, 540 km lang, umfaßt die Tributärstaaten Kotschin, Travankor und den zur Präsidentschaft Madras gehörigen, 35,886 qkm großen Distrikt M. Andre rechnen zu M. auch den Distrikt Südkanara, nehmen also als Nordgrenze 14.° nördl. Br. Die Küste ist niedrig; parallel mit ihr ziehen sich, durch schmale Kanäle verbunden, Lagunen hin, die der Binnenschiffahrt dienen. Die Häfen (Kotschin, Beipur, Kananor) sind schlecht, und die nicht schiffbaren Flüsse richten zur Zeit der Hochfluten große Verheerungen an. Das durch die Ghats (s. d.) meist gebirgige Land hat üppigen Pflanzenwuchs, angenehmes Klima und erzeugt namentlich Kokosnüsse, Pfeffer, Getreide, Kaffee, Tee, aus den Lagunen gewinnt man Salz und aus den großen Wäldern Tiekholz. Die Bevölkerung gehört dem Drawidastamm an, herrschend sind die aristokratischen Nair, am interessantesten aber die teils mohammedanischen, teils christlichen Mopla (s. d.). Das Christentum, zu dem sich ein Zehntel der Bevölkerung bekennt, fand angeblich bereits durch den Apostel Thomas Eingang; jetzt sind hier syrische und katholische Christen (Jesuiten) und die protestantische Baseler Mission tätig. Auch zählt M. einige Judengemeinden (weiße und schwarze Juden). Außer 500,000 Tschanar in Travankor sprechen sämtliche Einwohner das Malayalam, in welcher Sprache die Missionare bereits eine belehrende Literatur geliefert haben; sie wurde nach dem Zensus von 1901 von insgesamt 6,029,304 Personen gesprochen. Der Distrikt M., die nördlichste Strecke des Küstenstrichs, 24,570 qkm mit (1901) 3,922,667 Einw. (meist Hindu), wird der Garten Indiens genannt; Kaffee (jährlich etwa 3 Mill. Pfd.), Pfeffer (jährliche Ausfuhr 5 Mill. Mk.), Kokosnüsse (2,5 Mill. Mk.), Ingwer, Arrowroot, Arekanüsse, Zimt etc. werden in Fülle erzeugt. Die Industrie wird fast nur durch Fabrikate der Baseler Mission (Stoffe, Ziegel u. a.) in Kalikut und Kananor vertreten. Einige Bedeutung hat aber die Fischerei. Die jährliche Einfuhr zur See beträgt 1,4, die Ausfuhr 2,7 Mill. Pfd. Sterl. Eine Eisenbahn von Beipur nach Madras durchschneidet den südlichen Teil des Distrikts. Hauptstadt ist Kalikut (s. d.). – Als Vasco da Gama 1498 hier zuerst landete, fand er M. in eine Menge kleiner Staaten zersplittert; doch konnten infolge der Eifersucht der arabischen Händler die Portugiesen erst von 1505 ab festen Fuß in M. fassen. Sie legten Faktoreien in Kalikut, Kananor und Kotschin an, verloren indes die beid in letzten 1656–63 an Holland. An die Stelle dieses trat bald England, das 1664 hierher Handel zu treiben begann, 1708 die erste Niederlassung bei Talatscheri errichtete und im Kampf gegen die seit 1720 zu Mahé etablierten Franzosen, dann gegen Haider Ali und Tippu Sahib von Maisur den ganzen jetzigen Bezirk erwarb. Vgl. L. Moore, M. law and custom (3. Aufl., Lond. 1905).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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