Nitzsch

Nitzsch

Nitzsch, 1) Karl Ludwig, prot. Theolog, geb. 6. Aug. 1751 in Wittenberg, gest. daselbst 5. Dez. 1831, wurde 1781 Prediger in Beucha, 1785 Superintendent in Borna, 1787 Stiftssuperintendent und Professor in Wittenberg, seit 1813 Direktor des Predigerseminars daselbst. Er schrieb: »De revelatione religionis externa eademque publica« (Leipz. 1808); »De discrimine revelationis imperatoriae et didacticae« (Wittenb. 1830, 2 Tle.). Vgl. Hoppe, Denkmal des verewigten Dr. Karl L. N. (Halle 1832).

2) Karl Immanuel, prot. Theolog, Sohn des vorigen, geb. 21. Sept. 1787 in Borna, gest. 21. Aug. 1868 in Berlin, habilitierte sich 1810 in Wittenberg, ward 1811 Diakonus an der Schloßkirche und wirkte seit 1817 auch an dem von seinem Vater geleiteten Predigerseminar. 1820 ward er Propst in Kemberg und folgte 1822 einem Ruf als Professor und Universitätsprediger nach Bonn. 1843 zum Oberkonsistorialrat ernannt, wirkte er auf der preußischen Generalsynode von 1846 und ging 1847 als Professor, Universitätsprediger und Mitglied des Oberkirchenrats nach Berlin, wo er 1855 auch Propst an St. Nikolai wurde. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: »System der christlichen Lehre« (Bonn 1829, 6. Aufl. 1851), worin er zuerst wieder die Dogmatik in Verbindung mit der Moral behandelt; »Praktische Theologie« (das. 1847–67, 3 Bde.; 2. Aufl. 1859–68; Register 1872); »Akademische Vorträge über die christliche Glaubenslehre« (Berl. 1858); »Predigten aus der Amtsführung in Bonn und Berlin« (Gesamtausgabe, Bonn 1867); »Gesammelte Abhandlungen« (Gotha 1870, 2 Bde.). N. war der persönlich bedeutendste Vertreter der sogen. positiven evangelischen Union und hat auch ein »Urkundenbuch« (Bonn 1853) derselben herausgegeben. Vgl. Beyschlag, Karl Immanuel N., eine Lichtgestalt der neuern deutsch evangelischen Kirchengeschichte (2. Ausg., Halle 1882); Hermens, Karl Immanuel N. (Barm. 1886).

3) Gregor Wilhelm, Philolog, Bruder des vorigen, geb. 22. Nov. 1790 in Wittenberg, gest. 22. Juli 1861 in Leipzig, studierte seit 1810 in Wittenberg und wurde 1814 Lehrer am Lyzeum daselbst, 1817 Konrektor in Zerbst, 1820 Konrektor in Wittenberg, 1827 Professor der alten Literatur in Kiel, und ging, 1852 seines Amtes entsetzt, als Professor nach Leipzig. Zu den Homerischen Gedichten, deren Kern er als das einheitliche Erzeugnis Eines Sängers verteidigte, veröffentlichte er: »Erklärende Anmerkungen zu Homers Odyssee« (Hannov. 1826–40, 3 Bde., zu Buch 1–12); »Meletemata de historia Homeri etc.« (das. 1830–37, 2 Bde.); »Die Sagenpoesie der Griechen« (Braunschw. 1852); »Beiträge zur Geschichte der epischen Poesie der Griechen« (Leipz. 1862). Vgl. Lübker, Gregor Wilh. N. in seinem Leben und Wirken dargestellt (Jena 1864); Rieck, Pädagogische Briefe. Aus der Erinnerung an Gregor Wilh. N. (Bielef. 1867).

4) Karl Wilhelm, Historiker, Sohn des vorigen, geb. 22. Dez. 1818 in Zerbst, gest. 20. Juni 1880 in Berlin, studierte in Kiel und Berlin, wurde 1844 außerordentlicher, 1858 ordentlicher Professor der Geschichte in Kiel, 1862 in Königsberg und 1872 in Berlin. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: »Polybius, zur Geschichte antiker Politik und Historiographie« (Kiel 1842); »Die Gracchen und ihre nächsten Vorgänger« (Berl. 1847); »Ministerialität und Bürgertum«, als erster Band der »Vorarbeiten zur Geschichte der staufischen Periode« (Leipz. 1859); »Die römische Annalistik« (Berl. 1873); »Deutsche Studien«, gesammelte Aufsätze und Vorträge (das. 1879). Aus seinem Nachlaß erschienen: »Geschichte des deutschen Volkes bis zum Augsburger Religionsfrieden« (hrsg. von Matthäi, Leipz. 1883–85, 3 Bde.; 2. Aufl. 1892) und »Geschichte der römischen Republik« (hrsg. von Thouret, das. 1884–85, 2 Bde.).

5) Friedrich August Bertold, prot. Theolog, Sohn von N. 2), geb. 19. Febr. 1832 in Bonn, gest. 21. Dez. 1898 in Kiel, ward 1857 Kollaborator am Grauen Kloster in Berlin, 1859 Privatdozent daselbst, 1868 ordentlicher Professor der Theologie in Gießen und 1872 in Kiel. N. schrieb: »Das System des Boethius« (Berl. 1860); »Grundriß der christlichen Dogmengeschichte« (nur Bd. 1: Die patristische Periode, das. 1870); »Luther und Aristoteles« (Kiel 1883); »Lehrbuch der evangelischen Dogmatik« (Freiburg 1889–92, 2 Tle.; 2. Aufl. 1896).

6) Ludwig, Zoolog, s. Nitz.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Nitzsch — Nitzsch, 1) Karl Ludwig, geb. 1751; war früher Pfarrer in Beucha bei Leipzig, dann Superintendent in Borna, hierauf in Zeitz, wurde 1790 Generalsuperintendent u. Professor der Theologie in Wittenberg, 1817 erster Director des Predigerseminars u.… …   Pierer's Universal-Lexikon

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  • Nitzsch [1] — Nitzsch, Karl Ludw., prot. Theolog, geb. 1751 zu Wittenberg, lehrte daselbst Theologie bis zur Aufhebung der Universität 1813, st. 1831; er war Rationalist und seiner Zeit als Urheber einer neuen Theorie der Offenbarung gefeiert …   Herders Conversations-Lexikon

  • Nitzsch [2] — Nitzsch, Karl Immanuel, prot. Theolog, geb. 1787 zu Borna, Professor u. Oberkirchenrath in Berlin, gab unter anderm ein Urkundenbuch der Union (Bonn 1853) heraus …   Herders Conversations-Lexikon

  • Nitzsch [3] — Nitzsch, Gregor Wilh., Bruder des Vorigen, ein tüchtiger Philolog, geb. 1790 zu Wittenberg, lehrte 1827–52 zu Kiel, seitdem an der Universität Leipzig, hat sich besonders Studien über Homer gewidmet und über »die Sagenpoesie der Griechen«… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Nitzsch — Nịtzsch,   Karl Immanuel, evangelischer Theologe, * Borna 21. 9. 1787, ✝ Berlin 21. 8. 1868; 1822 47 Professor in Bonn, 1847 68 Professor und Universitätsprediger in Berlin. Nitzsch gilt als bedeutender Vertreter der Vermittlungstheologie und… …   Universal-Lexikon

  • NITZSCH, KARL LUDWIG —    German theologian, born at Borna; became professor at Bonn, Saxony, in 1822, whence in 1847 he was removed to succeed Marheineke at Berlin; was of the Schleiermacher school of theologians, and author, among other works, of a System der… …   The Nuttall Encyclopaedia

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