Bertold [1]

Bertold [1]

Bertold (Berthold, eigentlich Berchtold, mittelhochd. Berhtold, d. h. Berhtwaldt, »der glänzend Waltende«), deutscher Mannesname. Merkwürdige Träger dieses Namens sind:

1) B., der zweite Apostel des Christentums in Livland, Abt des Cistercienserklosters Lokkum in Niedersachsen, wurde 1196 vom Erzbischof Hartwig von Bremen als Bischof zu den Letten geschickt. Von ihnen vertrieben, kehrte er bald mit Kreuzfahrern aus Niedersachsen nach Livland zurück, um das Christentum mit Gewalt zu verbreiten, wurde aber 1198 in einem Treffen erschlagen. Erst unter Bertolds Nachfolger Albrecht gelang es, die Letten zu bekehren.

2) Graf von Henneberg, Kurfürst von Mainz, geb. 1442 als Sohn des Grafen Georg von der Römhilder Linie, gest. 21. Dez. 1504, ward 1451 Domherr in Mainz, Köln und Straßburg, 1474 Domdechant von Mainz und 1484 Erzbischof und Kurfürst. Als gewandter und einsichtiger Politiker nahm er an den Reichsangelegenheiten lebhalten Anteil, setzte 1486 die Wahl Maximilians I. durch und war der geistige Leiter der 1495 ins Werk gesetzten Reichsreform, die freilich trotz Bertolds Versuche, sie auf dem Reichstage in Lindau 1496 neu zu beleben, bald ins Stocken geriet. Vgl. Weckerle, De Bertholdi Hennebergensis archiepiscopi Moguntini studiis politicis (Münster 1868); Weiß, B. von Henneberg, Erzbischof von Mainz (Freiburg 1889).

3) Bischof von Chiemsee, geb. 1465 in Salzburg, gest. 1543 in Saalfelden, seit 1508 Bischof von Chiemsee und Weihbischof von Salzburg, resignierte 1525. In der 1524 anonym erschienenen Flugschrift »Onus ecclesiae« forderte er unter scharfer Kritik der verderbten Zustände in der Kirche eine von den berufenen Organen derselben ausgehende Reformation. Sein bedeutendstes Werk ist die »Tewtsche Theologey« (1528; hrsg. von Reithmeier, Münch. 1852; auch lateinisch als »Germanica theologia«, 1531), in der er einen Teil der gegen die Kirche erhobenen Vorwürfe zurücknahm. Vgl. Werner, Die Flugschrift »Onus ecclesiae« (Gieß. 1901).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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