Calciumkarbīd

Calciumkarbīd

Calciumkarbīd CaC2 entsteht beim Erhitzen von Kalk mit Kohle durch den elektrischen Flammenbogen. Die dazu benutzten Ofen sind sehr verschieden konstruiert, im allgemeinen demjenigen ähnlich, in dem Aluminium nach dem Héroultschen Verfahren gewonnen wird. Man baut auch hochofenähnliche Öfen für kontinuierlichen Betrieb. Ein Ofen, der sich in Bitterfeld, Neuhausen und Rheinfelden bewährt hat, besitzt einen mit sehr feuerfestem Material ausgekleideten und unten durch eine Kohlenplatte, die als Elektrode funktioniert, abgeschlossenen Trichter. In letzterm sitzt in mäßigem Abstand ein zweiter Trichter, und durch dessen untere Öffnung geht die zweite Elektrode, die aus einem mächtigen Kohlenblock besteht und vom Schmelzgut umgeben ist. Durch den Raum zwischen beiden Trichtern schlägt die Kohlenoxydflamme hinaus, während der weißglühende Teil der Elektroden von der Luft abgeschossen ist. Pictet erhitzt das Gemenge von Kalk und Kohle durch Gebläseflammen auf 2400° und dann weiter durch Elektrizität. Auch hat man Briketts aus einer innigen Mischung von Kalk und Kohle in einen von Feuerungszügen umgebenen, bis zur Weißglut erhitzten Schamottekanal geführt und dann zwischen Kohlenelektroden zusammengeschmolzen. Das entwickelte Kohlenoxyd wird abgeleitet und zur Heizung benutzt. Ob Gleichstrom oder Wechselstrom zur Verwendung kommt, ist gleichgültig, da es sich nicht um Elektrolyse, sondern lediglich um Erzeugung sehr hoher Temperatur handelt. C. bildet farblose Kristalle, das technische Produkt ist kristallinisch, hart, braunrot, undurchsichtig, vom spez. Gew. 2,3, unlöslich in allen gewöhnlichen Lösungsmitteln und verbrennt beim Erhitzen in Sauerstoff unter starker Lichtentwickelung zu kohlensaurem Kalk. Mit Chlor gibt C. bei 245° Kohle und Calciumchlorid; in trocknem Cholwasserstoff verbrennt es unter Entwickelung von Wasserstoff, mit Schwefel bildet es bei 500° unter Erglühen Schwefelcalcium und Schwefelkohlenstoff und mit Phosphor Phosphorcalcium. Bei höherer Temperatur als Rotglut verbindet sich C. mit Eisen, während die meisten übrigen Metalle ohne Einwirkung sind. An feuchter Luft zersetzt sich C. unter Veränderung der Farbe und Entwickelung penetranten Knoblauchgeruches. Beim Übergießen mit Wasser entwickelt es stürmisch Acetylen nach der Gleichung CaC2 + 2H2O = C2H2 + Ca(OH)2. Bei nicht zu hoher Temperatur und bei Gegenwart von Wasserdampf bildet es mit Stickstoff Cyanmetall. C. reduziert die meisten Metalloxyde unter Bildung von Calciumlegierungen. Beim Erhitzen von C. mit Magnesium an der Luft entstehen Calciumoxyd, Kohlensäure und Stickstoffmagnesium; der Rückstand entwickelt beim Übergießen mit Wasser Ammoniak. Ähnlich verhalten sich Zink, Eisen, Kupfer. C. dient hauptsächlich zur Darstellung von Acetylen, auch ist es zur Reduktion von Metallverbindungen und zur Metallraffination empfohlen worden. Es wurde zuerst 1862 von Wöhler dargestellt, Böhm meldete 1891 das erste Patent auf Herstellung von C. durch Elektrizität an. Vgl. Ahrens, Die Metallkarbide und ihre Verwendung (Stuttg. 1896); Panaotovié, Das C. und Acetylen (Leipz. 1897); Pellissier, Praktisches Handbuch der Acetylenbeleuchtung und Calciumkarbidfabrikation (Berl. 1897); de Perródit, Le carbure de calcium et l'acétylène (Par. 1897); Liebetanz, C. und Acetylen, ihr Wesen etc. (Leipz. 1897); »Zeitschrift für Calciumkarbidfabrikation und Acetylenbeleuchtung« (Berl. seit 1897).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Calciumkarbid [1] — Calciumkarbid CaC2, Mol. Gew. 64, spez. Gew. 2,22; harter kristallinischer schwarzgrauer Körper, abgesonderte Kristalle sind braunrot und undurchsichtig; unlöslich in allen bekannten Lösungsmitteln. Seine elektrische Leitfähigkeit kommt… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Calciumkarbid [2] — Calciumkarbid, CaC2, Mol. Gew. 64, ist, ganz rein, ein weißes Pulver. Dissoziiert bei ungefähr 800° [1]. Soll nach D.R.P. Nr. 300102 der Deutsch Luxemburgischen Bergwerk und Hütten A. G. zur Desoxydation bei der Herstellung von Flußeisen und… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Calciumkarbid — Kristallstruktur Keine Kristallstruktur vorhanden Allgemeines Name Calciumcarbid Andere Namen Kalziumkarbid Calciumacetylid Verhältnisformel CaC2 …   Deutsch Wikipedia

  • Acetylen [1] — Acetylen (Aethin, Klumegas), ein gasförmiger Kohlenwasserstoff von der Zusammensetzung C2H2 und der Konstitution CH ≡ CH. Molekulargewicht 26. (In 100 Teilen C: 92,31, H: 7,69.) Von Davy im Jahre 1830 entdeckt, von Berthelot 1860 näher… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Acetylēn — (Äthin, Klumegas) C2H2 findet sich in geringer Menge im Leuchtgas, besonders im Olgas, entsteht aus den Elementen, wenn man den elektrischen Flammenbogen zwischen Kohlenspitzen in Wasserstoff erzeugt, beim Erhitzen von Chloroform mit Natrium,… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Ofen [2] — Ofen (hierzu Tafel »Metallurgische Öfen« mit Text), von mehr oder weniger feuerfesten Materialien eingeschlossener Raum, in dem meist durch Verbrennung Wärme entwickelt wird, die entweder in dem Raum selbst zu verschiedenartigen Zwecken benutzt,… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Karbide — Karbide, Metallkarbide, Metallkarburete, Metallkarbüre, sind Verbindungen der Metalle mit Kohlenstoff. Das Verbindungsverhältnis wechselt bei einzelnen Metallen je nach den Bedingungen, unter welchen die Reaktion vor sich geht. Ahrens [1] zählt… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Leuchtgas — (hierzu Tafel »Leuchtgasbereitung«), ein mit leuchtender Flamme brennendes Gasgemisch, das aus Steinkohlen, seltener aus Holz, Torf, Braunkohlen, bituminösen Schiefern, Öl, Harz, Fettabfällen, Pech, Schieferöl, Petroleum und Petroleumrückständen …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Naturwissenschaft — 1100 v. Chr. Tschu Kong (China) bestimmt die Schiefe der Ekliptik. 1100 Älteste Nachricht vom Gnomon in der chinesischen Schrift Tschiu pi. 585 Thales von Milet erkennt die Ursache der Sonnen und Mondfinsternisse und betrachtet die Erde als… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Düngemittel [2] — Düngemittel. Durch die Anwendung der Düngemittel soll die physikalische Beschaffenheit des Bodens beeinflußt, sodann der Boden mit den für die Ernährung der Pflanzen nötigen Nährstoffen versorgt werden. Erstere Wirkung wird hauptsächlich durch… …   Lexikon der gesamten Technik

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”