Burton

Burton

Burton (spr. bört'n), 1) John Hill, schott. Historiker und Jurist, geb. 22. Aug. 1809, gest. 10. Aug. 1881, studierte in Aberdeen, ward 1831 Advokat in Edinburg und beschäftigte sich mit literarischen Arbeiten. 1854 wurde er zum Sekretär bei der Gefängnisbehörde für Schottland und 1877 zum Kommissar dieser Behörde und zum königlichen Historiographen für Schottland ernannt. Seine ersten schriftstellerischen Arbeiten waren Aufsätze für die »Westminster Review«; später lieferte er auch Beiträge für die »Edinburgh Review« u. »Blackwood's Magazine«. Außerdem veröffentlichte er: »Manual of the law of Scotland« (1839, zahlreiche Auflagen); »The law of bankruptcy« (1845); »Life and correspondence of David Hume« (1846, 2 Tle.); »Lives of Simon Lord Lovat and Duncan Forbes of Culloden« (1847); »Manual of political and social economy« (1849) und »Emigration« (1851); »Narratives from criminal trials in Scotland« (1852, 2 Bde.); »History of Scotland from the revolution to the extinction of the last Jacobite insurrection« (1853, 2 Tle.); »The book-hunter« (1862; neue Ausg., mit Biographie von Burtons Witwe, 1882; 1900) und »The Scot abroad« (1864, 2 Bde.; neue Ausg. 1900), zwei Sammlungen literarischer Skizzen; »The history of Scotland from Agricola's invasion to the revolution of 1688« (1867–70, 7 Bde.; 2. Aufl. 1873, 8 Bde.), sein Hauptwerk, und endlich »History of the reign of Queen Anne« (1880, 3 Bde.).

2) Sir Richard Francis, brit. Reisender, geb. 19. März 1821 zu Barhamhouse in Hertfordshire, gest. 20. Okt. 1890 in Triest, trat 1842 als Leutnant in die englisch-ostindische Armee, in der er mit Auszeichnung unter Napier diente, verließ sie aber bald wieder, um sich ganz der Erforschung unbekannter Länder zu widmen. Nach verschiedenen Reisen in Ostindien und der Herausgabe mehrerer Werke, welche die Aufmerksamkeit der Londoner Geographischen Gesellschaft auf ihn lenkten, faßte er den Plan, mit Unterstützung der letztern als Muslim verkleidet die heiligen Stätten von Mekka und Medina sowie das Innere Arabiens zu besuchen, was seit Burckhardt keinem Nichtmohammedaner gelungen war. Nachdem er sich mit den religiösen Gebräuchen der Mohammedaner vertraut gemacht hatte, ging er 1853 unter dem Namen Scheich Abdallah von Suez in einem Pilgerschiff nach Janbo, von da zu Fuß nach Medina und Mekka, wo er der Feierlichkeit des Hadsch beiwohnen und an der Kaaba beten konnte. Mit dem Rang eines wirklichen Hadschi (Pilgers) bekleidet, kehrte B. im Februar 1854 über Dschidda nach Ägypten zurück. Seine nächste Reise galt der Untersuchung des Somallandes und der Handelsstadt Harar. Wegen der Feindseligkeit der Eingebornen ging er 1854 ohne Begleiter in der Tracht eines muslimischen Kaufmanns nach Harar, das er auch glücklich als erster Europäer erreichte, und von wo er nach zehntägigem Aufenthalt nach Berbera zurückkehrte. Von hier wollte er 1855 mit den Leutnants Herne, Stroyan und Speke ins Innere aufbrechen; aber in der Nacht vom 19. April 1855 ward das Lager von Räubern überfallen, wobei Leutnant Stroyan den Tod fand und die übrigen verwundet wurden. Nach seiner Genesung ward B. auf dem Kriegsschauplatz in der Krim verwendet. Um die von den deutschen Missionaren Krapf, Erhardt und Rebmann erkundete Existenz von hohen Schneebergen und einem großen Binnensee in Ostafrika zu bestätigen, gingen B. und Speke, beide mittlerweile zu Kapitänen ausgerückt, 1856 mit Unterstützung ihrer Regierung von Bombay nach Sansibar, von wo aus sie im Februar 1858 als die ersten Europäer das östliche Gestade des Tanganjika erreichten. Die Folgen der Reisebeschwerden nötigten B., auf dem Rückwege in Unjanjembe zu bleiben, während Speke (s.d.) den Victoriasee entdeckte. Im Mai 1859 langten die Reisenden wieder in England an. Das nächste Ziel waren die Vereinigten Staaten von Nordamerika, wo B. namentlich den Mormonen seine Aufmerksamkeit zuwandte. Darauf begab er sich als britischer Konsul nach der Insel Fernando Po, von wo aus er Abbeokuta besuchte, mit dem deutschen Botaniker Mann das Kamerungebirge erstieg und dann in diplomatischer Mission zum König Gelele von Dahomé ging. 1864 zum Konsul zu Santos in Brasilien ernannt, besuchte B. die Provinz Minas Geraës und den San Francisco-Strom und ging 1869 den Paraná und Paraguay aufwärts, gerade als der Vernichtungskampf Brasiliens, Argentiniens und Uruguays gegen Paraguay geführt wurde. 1869 wurde er nach Damaskus als Konsul versetzt, von wo er während eines zweijährigen Aufenthalts mit Thyrwitt Drake Palmyra besuchte, machte dann 1872 eine Reise in das Innere Islands und wurde darauf zum britischen Konsul in Triest ernannt. 1876 und 1877 untersuchte er im Auftrage des Chedive von Ägypten die alten Goldminen im Lande Midian und entdeckte die Ruinen vieler alten Städte. Mit Cameron besuchte er 1881–82 die Goldküste. Er schrieb: »Sindh and the races that inhabit the valley of the Indus« (Lond. 1850); »Goa and the Blue Mountains« (1851); »Personal narrative of a pilgrimage to El Medinah and Meccah« (1855; 3. Aufl. 1879, 3 Bde.); »First footsteps in Eastern Africa, or an exploration of Harar« (1856); »The lake regions of Central Africa« (1860, 2 Bde.; in deutscher Bearbeitung von Karl Andree »Forschungsreisen in Arabien und Ostafrika«, Leipz. 1861, 2 Bde.); »The city of the Saints and across the Rocky Mountains to California« (1861); »Abeokuta and the Cameroon Mountains« (1863, 2 Bde.); »A mission to Gelele, King ot Dahomey« (1864, 2 Bde.); »Wit and wisdom from Westafrica« (1865); »The highlands of Brazil« (1868, 2 Bde.); »Letters from the battlefields of Paraguay« (1870); »Zanzibar« (1872, 2 Bde.); »Unexplored Syria« (mit Charles Drake, 1872, 2 Bde.); »Proverbia communia syriaca« (1872); »Ultima Thule« (1875, 2 Bde.); »Two trips to Gorilla Land and the cataracts of the Congo« (1875, 2 Bde.); »Etruscan Bologna« (1876); »Sind revisited, notices of the Anglo-indian army« (1877); »The gold mines of Midian and the ruined Midianite cities« (1878, 2 Bde.); »The land of Midian revisited« (1879, 2 Bde.); »To the Goldcoast for gold« (mit Cameron, 1882, 2 Bde.); »Book of the sword« (1884), eine Geschichte des Schwertes in allen Ländern; »The Jew, the Gypsy, and El Islam« (hrsg. von Wilkins, 1898) u. a. Auch übersetzte er Camoens' »Lusiaden« (1881) und dessen lyrische Dichtungen (1884) und schrieb eine Biographie des Dichters (1884) mit Kommentar zu den »Lusiaden«, gab eine Übersetzung von »Tausendundeine Nacht« nach den arabischen Originaltexten und als Fortsetzung »Supplemental nights to the book of the Thousand nights and a night« (1886–88, 6 Bde.). Eine Gesamtausgabe seiner Werke (»Memorial edition«) erscheint seit 1893. Vgl. Hitchman, R. F. B., his early, private and public life (Lond. 1887), die von seiner Gattin Isabel verfaßte Biographie: »Life of captain Sir R. F. B.« (1893, 2 Bde.) und Georgiana M. Sisted, »The true life of Captain Sir R. F. B.« (1896). Seine Gattin Isabel, geborne Arundel de Wardour, gest. 22. März 1896, die Gefährt in seiner spätern Wanderungen, veröffentlichte außerdem: »AEI. Arabia, Egypt, India; narrative of trave I« (1879) und »The inner life of Syria, Palestine and the Holy Land« (neue Aufl. 1884). Vgl. Wilkins, The romance of Isabel Lady B., story of her life (5. Aufl. 1899).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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