Bell

Bell

Bell, 1) Andrew, Erfinder der Methode des wechselseitigen Unterrichts, geb. 1753 zu St. Andrews in Schottland, gest. 28. Jan. 1832 in Cheltenham, studierte in seiner Vaterstadt, war bischöflicher Pfarrer in Leith und ging von dort als Lehrer der Physik nach Madras in Ostindien, wo er bald wieder ein geistliches Amt und 1789 zugleich die Leitung des zu Egmore bei Madras begründeten Militärwaisenhauses übernahm. Die Notlage der Anstalt veranlaßte ihn, den gesamten Unterricht mit Hilfe von »Monitoren«, die er aus den ältern Knaben heranbildete, selbst zu übernehmen (monitorial system of tuition). 1797 heimgekehrt, gab er heraus: »An experiment in education made in the Male Asylum of Madras« (Lond. 1797). Er erhielt eine Pfründe an der Westminsterabtei und die Leitung des Sherburne-Hospitals (Grafschaft Durham), fand aber erst mehr Gehör, als der Quäker Joseph Lancaster (s. d.) mit seinem ähnlichen Unterrichtssystem unter den Dissentern Aufsehen erregte. Die anglikanische Geistlichkeit nahm nun (1807) für B. Partei und begründete die »National society for promoting the education of the poor in the principles of the Established Church throughout England and Wales«, die über tausend Schulen unter seiner Mitwirkung errichtete. Sein Vermögen von 120,000 Pfd. Sterl. vermachte er zu wohltätigen Zwecken. Er schrieb ferner: »Elements of tuition« (3 Bde., 1812 u. ö.), »The wrongs of children« (1819) u. a. Vgl. Robert und C. Southey, Life of A. B. (Lond. 1844, 3 Bde.); A. Bell, An old educational reformer, Dr. A. B. (das. 1881). S. Wechselseitiger Unterricht.

2) John, Wundarzt und Anatom, Bruder des vorigen, geb. 12. Mai 1763 in Edinburg, gest. 15. April 1820 in Rom, studierte in Edinburg und eröffnete 1790 ein anatomisches Privattheater und stark besuchte Vorlesungen. Er schrieb: »System of the anatomy of the human body« (1793–98, 7. Aufl. 1831; deutsch von Heinroth und Rosenmüller, Leipz. 1806–1807, 2 Bde., mit Kupfern; neue Ausg. 1817), welchem Werk sein Bruder Charles zwei weitere Bände (1823) hinzufügte; »Discourses on the nature and cure of wounds« (1793–95, 2 Bde.; deutsch von Leune, Leipz. 1798); »Principles of surgery« (1804, 3 Bde.; neue Ausg. 1826); »Observations on Italy« (1825). Seine wertvollen anatomischen Kupferwerke erschienen unter dem Gesamttitel: »Illustrating of the anatomy of the human body«.

3) Charles, Wundarzt und Anatom, Bruder des vorigen, geb. 1774 in Edinburg, gest. 28. April 1842 in Worcestershire, studierte in Edinburg, lehrte seit 1806 zu London an Hunters medizinischer Schule, ward 1812 Mitglied des Royal College of Surgeons in London, dann Wundarzt am Middlesexhospital und Professor an der klinischen Schule desselben. Seit 1828 war er Professor der Chirurgie an der Universität zu London und seit 1836 an der Universität zu Edinburg. 1832 erhielt er die Ritterwürde. Er entdeckte (Bellsches Gesetz), daß von den mit zwei Wurzeln aus dem Rückenmark entspringenden Spinalnerven die vordere Wurzel aus motorischen, die hintere aus sensibeln Nerven besteht. Er schrieb: »Idea of a new anatomy of the brain« (1811); »Surgical observations« (1816–18, 2 Bde.); »A system of operative surgery founded on anatomy« (1814, 2 Bde.; deutsch von Kosmaly, Berl. 1815, 2 Bde.); »The diseases ofthe urethra« (2. Aufl. 1822); »The nervous system of the human body« (1830;.3. Aufl. 1844; deutsch von Romberg, Berl. 1832); »The human hand, its mechanism and vital endowments« (1834, 7. Aufl. 1865; deutsch, neue Ausg., Stuttg. 1851); »Institutes of surgery« (1838, 2 Bde.; deutsch von Mörer, Berl. 1838); »Practical essays« (1841–42, 2 Bde.; deutsch von Bengel, Tübin g. 1842); »The anatomy and philosophy of expression as connected with the fine arts« (1847). Vgl. Pichot, Vie et travaux de Sir Ch. B. (Par. 1859).

4) Thomas, Zoolog, geb. 11. Okt. 1792 zu Poole in Dorsetshire, gest. 13. März 1880, studierte zu London Medizin, hielt von 1816–60 Vorlesungen in Guy's Hospital, ward 1832 Professor der Zoologie am King's College zu London, war 1848–53 Sekretär der Royal Society, dann bis 1861 Präsident der Linnean Society und lebte zuletzt in Selborne. Er schrieb: »Natural history of the British quadrupeds« (Lond. 1837–39, 2. Aufl. 1874); »Natural history of the British reptiles« (1849); »A monograph on the Testudinata« (1833, unvollendet) und »Natural history of the British Crustacea« (1853). Auch gab er Whites »Natural history and antiquities of Selborne« neu heraus (1862).

5) John, nordamerikan. Politiker, geb. 15. Febr. 1797 bei Nashville (Tennessee), gest. 10. Sept. 1869, betrat 1817 die politische Laufbahn, war 1834 Sprecher des Repräsentantenhauses, trennte sich unter dem Präsidenten Jackson von der demokratischen Partei und ging zu den Whigs über. Vom Präsidenten Harrison zum Kriegsminister berufen, wurde er 1860 als Gegenkandidat gegen Lincoln aufgestellt. Obwohl er während des Sezessionskriegs mit dem Süden sympathisierte, nahm er keinen Anteil am Kampf.

6) Robert, engl. Schriftsteller, geb. 10. Jan. 1800 zu Cork in Irland als der Sohn eines hohen Beamten in der irischen Magistratur, gest. 19. April 1867 in London, studierte zu Dublin, übernahm die Redaktion eines politischen Blattes und schrieb Schauspiele, von denen »The double disguise« und »Comic lectures« ausgeführt wurden. 1837 ging er nach London, wo er im »New Monthly Magazine« eine Reihe von »Reminiscences« bekannt machte und mit glücklichem Erfolg die Redaktion des ersten politisch-belletristischen Wochenblattes »Atlas« übernahm. Dies Journal trug ihm einen politischen Prozeß mit Lord Lyndhurst ein, in dem er durch Selbstverteidigung gegen seinen einflußreichen Gegner sich Freisprechung erwirkte. Hierauf verfaßte er für Lardners »Cabinet Cyclopaedia« eine »History of Russia« (neue Ausg. 1853), die »Lives of English dramatists« (mit Dunham u. a., 1837, 2 Bde.) und »Lives of the English poets« (1839, 2 Bde.) und bearbeitete für dasselbe Sammelwerk den letzten Band von Southeys »Naval history of England« (1837) und den 10. Band von Mackintoshs »History of England«. Nach seinem Rücktritt von der Redaktion des »Atlas« gründete er 1840 mit Bulwer und Lardner »The Monthly Chronicle«, das nachher sein Eigentum wurde; zuletzt redigierte er die »Home News«. Seine während dieser Periode verfaßten Schauspiele: »Marriage« (1842), »Mothers and daughters« (1843) und »Temper« (1847) kamen mit Beifall zur Ausführung. Daneben schrieb er mehrere selbständige historische Werke: »Outlines of China« (1845); »Life of George Canning« (1846); »Memorials of the civil war« (1847, 2 Bde.) u. a.; ferner die »Wayside pictures through France, Belgium and Holland« (neue Ausg. 1858) und den Roman »The ladder of gold« (neue Aufl. 1857). Endlich gab er noch heraus: »Fairfax correspondence« (1849); »Annotated edition of the British poets« (neue Ausg. 1870, 29 Bde.); »Songs from the dramatists« (2. Ausg. 1855); »Early ballads, illustrative of history« (neue Ausg. 1877); »Golden leaves«, eine Anthologie englischer Dichtungen (neue Ausg. 1872), und die »Poetical works of Butler« (1867).

7) Alexan der Graham, Physiolog, geb. 3. März 1847 in Edinburg, studierte daselbst und in London, ging 1870 nach Kanada, ward 1872 Professor der Physiologie der Sprachwerkzeuge in Boston und lebt gegenwärtig in Washington. Er konstruierte 1875 das erste Telephon, das keiner Batterie bedarf, und erfand 1880 mit Sumner Tainter das Photophon.

8) Acton, Currer und Ellis, s. Bronté.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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