Pfyffer

Pfyffer

Pfyffer, schweizer. Patriziergeschlecht, das, seit 1483 in Luzern eingebürgert, im luzernischen Staatsdienst wie in französischen Kriegsdiensten eine hervorragende Stellung einnahm. Hervorzuheben sind:

1) Ludwig, genannt der »Schweizerkönig«, geb. 1524, gest. 17. März 1594, trat, nachdem er seit 1548 verschiedene hohe Ämter in der Heimat bekleidet, 1553 in französische Kriegsdienste, wurde nach der Schlacht von Dreux (1562), in der er sich als Hauptmann der Luzerner ausgezeichnet, zum Obersten des Schweizerregiments ernannt, das den Kern der Heere Karls IX. in den Hugenottenkriegen bildete, führte 1567 den König unter den Angriffen der Hugenotten glücklich von Meaux nach Paris, nahm Anteil an den Schlachten von St.-Denis (1567), Jarnac (März 1569) und entschied den Ausgang der von Moncontour (Oktober 1569), wofür er zum Ritter des St. Michaelordens erhoben wurde. Noch vor dem Frieden von St.-Germain kehrte P. nach Luzern zurück, wo er bis an sein Ende die Würde eines Schultheißen bekleidete. Er führte 1576 und 1585 wieder schweizerische Truppen nach Frankreich gegen die Hugenotten, betrieb zu Hause die Berufung der Jesuiten, das Borromeische Sonderbündnis (1586) und die Allianz der katholischen Kantone mit Spanien (1587) und warb für die katholische Liga in Frankreich Schweizerregimenter gegen Heinrich IV. Vgl. v. Segesser, Ludwig P. und seine Zeit (Bern 1880–82, 4 Bde.).

2) Kasimir P. (von Altishofen), geb. 10. Okt. 1794 in Rom, wo sein Vater als Hauptmann in der Schweizergarde diente, gest. 11. Nov. 1875 in Luzern, studierte in Tübingen und Heidelberg die Rechte und bekleidete 1821–24 eine juristische Professur in Luzern. Seit 1826 Mitglied des Großen Rates und seit 1828 wiederholt Tagsatzungsgesandter seines Kantons, war er bei der Umwälzung von 1830 als Verfassungsrat tätig und erwarb sich von 1831–41 als Präsident des Appellationsgerichts sowie als Urheber einer systematischen Rechtsgesetzgebung große Verdienste um das luzernische Justizwesen. Trotzdem wurde er nach dem Siege der jesuitischen Partei 1841 aus dem Amt entfernt und als anerkanntes Haupt der liberalen Minderheit 1845 in den durch die Ermordung Leus entstandenen Prozeß verwickelt (vgl. darüber seine Schrift »Meine Beteiligung an der Leuschen Mordgeschichte«, Zürich 1846; Nachtrag 1848). 1848 wurde er in den schweizerischen Nationalrat, dessen Präsident er 1854 war, und in das Bundesgericht gewählt, dem er ebenfalls wiederholt präsidierte. 1857–71 gehörte er wieder dem luzernischen Obergericht an; von seinen übrigen Ämtern zog er sich 1863 zurück. Außer vielen kleinern Abhandlungen und Flugschriften schrieb er. »Geschichte der Stadt und des Kantons Luzern« (Zürich 1850–52, 2 Bde.); »Der Kanton Luzern«. historisch-geographisch-statistisch (St. Gallen 1858–1859, 2 Tle.). Eine »Sammlung einiger kleiner Schriften, nebst Erinnerungen aus seinem Leben« erschien 1866 in Zürich.

3) Alfons P. (von Altishofen), schweizer. Generalstabschef, geb. 1834 in Luzern, gest. 12. Jan. 1890, studierte auf deutschen Akademien Architektur, trat aber 1852, angeborner Neigung wie der Tradition seiner Familie folgend, als Offizier in das zweite neapolitanische Schweizerregiment ein. Bei der Auflösung desselben 1859 blieb er als Adjutant und Generalstabsoffizier des Generals v. Mechel im Dienste des Königs Franz und zeichnete sich im Kriege gegen Garibaldi und die Piemontesen aus. Nach dem Sturze der Bourbonen kehrte er in seine Vaterstadt zurück und widmete sich seinem Beruf als Architekt (er baute unter anderm das Hôtel National in Luzern), dann aber auch dem Schweizer Militärwesen. Im Winter 1871 nahm er als Oberstleutnant im Stabe des Generals Herzog hervorragenden Anteil an jener raschen Vorschiebung der Schweizer Heereskräfte aus dem Berner Jura nach dem Traverstal, die dem Übertritt der Franzosen bei Verrières voranging. 1875 zum Obersten der Infanterie befördert, erhielt er bald darauf das Kommando der 8. Division und übernahm 1882 die Leitung der eidgenössischen Generalstabbureaus, in welcher Stellung er sich um die Ausbildung des schweizerischen Militärwesens große Verdienste erwarb und sich in der Gotthardbefestigung ein Denkmal schuf.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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