Moore [2]

Moore [2]

Moore (spr. mūr), 1) Sir John, brit. General, geb. 13. Nov. 1761 in Glasgow, gest. 16. Jan. 1809, trat 1776 in die englische Armee, machte den amerikanischen Krieg und die Expeditionen gegen Gibraltar und Korsika mit, focht 1796 als Brigadegeneral in Westindien und ward im Mai d. J. Gouverneur von Santa Lucia, mußte aber 1797 aus Gesundheitsrücksichten nach England zurückkehren. Er kämpfte darauf 1798 als Generalmajor gegen die Rebellen in Irland, 1799 in Holland gegen die Franzosen, 1801 in Ägypten, wo er sich besonders bei der Belagerung von Kairo auszeichnete. 1806 erhielt er als Generalleutnant ein Kommando auf Sizilien und 1808 ein solches über ein Korps von 10,000 Mann, das Schweden gegen die Franzosen, Russen und Dänen unterstützen sollte. Da er sich aber wegen des Kriegsplanes mit Gustav IV. überwarf, kehrte er mit seinen Truppen nach England zurück. Darauf nach Portugal gesandt, vereinigte er sich mit General Baird und drang bis Salamanca vor, wo er von den spanischen Insurgenten Unterstützung zu finden hoffte, mußte sich aber, um nicht von der Küste abgeschnitten zu werden, nach Coruña zurückziehen. Als er hier die Einschiffung der Truppen anordnete, erreichte ihn 16. Jan. 1809 Soult. M. fiel im Kampfe, doch ward sein Korps gerettet. Sein Bruder James Carrick M. gab die Geschichte seines Feldzugs in Spanien (Lond. 1809) und seine Biographie (das. 1835, 2 Bde.) heraus. Vgl. »The diary of Sir John M.«, herausgegeben von Sir J. F. Maurice (Lond. 1904, 2 Bde.); J. H. Anderson, The spanish campaign of Sir John M. (das. 1905).

2) Thomas, berühmter engl. Dichter und Schriftsteller, geb. 28. Mai 1779 in Dublin, gest. 26. Febr. 1852 in Sloperton Cottage, war der Sohn eines Weinhändlers und bezog, 15 Jahre alt, die Universität Dublin, um die Rechte zu studieren. Sein Jugendfreund Robert Emmet, der sich für den irischen Aufstand von 1798 mit Begeisterung einsetzte (hingerichtet 1803), und die ganze revolutionäre Stimmung jener Zeit machten einen dauernden Eindruck auf den jungen Mann, den inzwischen sein musikalisches Talent in die ersten Kreise der Stadt eingeführt hatte. 1799 zum Bakkalaureus promoviert, ging M. nach London, um einen Verleger für seine Übersetzung des Anakreon zu suchen; das Buch erschien indes nach einigem Zögern im Selbstverlag (Lond. 1800) und befreite den Verfasser durch seinen Ertrag aus drückender finanzieller Lage. Anakreontisch waren auch seine ersten Originalgedichte: »Poetical works of the late Thomas Little« (Lond. 1801), die auf den jungen Byron großen Einfluß übten. Nachdem er die Hofpoetenstelle ausgeschlagen, verschafften ihm seine Gönner von der Whigpartei eine Verwaltungsstelle auf den Bermudas, die er dann auf drei Monate besuchte. Gleich darauf kamen die Whigs aus Ruder, und M. war schon im Begriff, eine ihm übertragene Stelle in Irland zu übernehmen, als eine persönlich beleidigende Kritik in der »Edinburgh Review« über die »Odes and epistles« erschien, die er (Lond. 1806, 2 Bde.) veröffentlicht hatte. Ein Duell zwischen M. und dem Redakteur Jeffrey wurde nur durch die Dazwischenkunft der Polizei verhindert. Ein ähnlicher Handel mit Lord Byron, der in einer Satire auf diese Begebenheit angespielt hatte, wurde friedlich beigelegt, und von der Ausgleichung des Zerwürfnisses datiert die dauernde Freundschaft beider Dichter. Sein Hauptwerk sind die »Irish melodies« (1807–34; deutsch zum Teil von Freiligrath; von Kißner, Hamb. 1875), lyrische Gedichte als Texte zu irischen, von John Stevenson arrangierten Nationalmelodien gedacht und wie diese eine »seltsame Mischung von Gram und Leichtsinn«. Irisches Wesen und anakreontische Motive liegen zugrunde, Anspielungen auf das unglückliche Geschick Irlands und Emmet sind eingeflochten, die Salomonische Lehre von der Eitelkeit der Eitelkeiten ist der Nachhall. Als Seitenstücke dazu folgten von M. selbst die »National melodies« (1815) und »Sacred songs« (1816), von Byron die »Hebrew melodies« (1815). Sein größtes Werk ist die im Morgenland spielende Dichtung »Lalla Rookh« (1817; deutsch von A. Schmidt; 2. Aufl., Berl. 1876). Sie besteht aus vier poetischen Erzählungen, die ein persischer Prinz unerkannt seiner Braut auf der Reise zu seiner Residenz erzählt, um ihre Liebe zu gewinnen (deutsch von H. Kurz, Stuttg. 1844, und von M. Witte, 3. Aufl., Darmst. 1878); die Schilderungen sind reich an orientalischer Pracht, die sich M. aus zahlreichen Büchern über Persien angelesen hatte. Zugleich schrieb er eine Reihe witziger Episteln, in denen er die konservative Partei, den Prinz-Regenten und die heilige Allianz mit Erfolg angriff. Ausschließlich der Literatur und Geselligkeit ergeben, lebte er, mit der reichen Miß Dyle seit 1811 verheiratet, teils auf seinem Landgut Sloperton Cottage in Wiltshire, teils in London, bis ihn sein Vertreter auf den Bermudas in schwere Geldverlegenheit brachte. Er mußte auf einige Zeit nach Paris flüchten, wo er seine »Loves of the angels« schrieb (1823), ein Seitenstück zu »Lalla Rookh«. Nachdem es ihm gelungen war, seine Angelegenheiten zu ordnen und mit Ehren zurückzukehren, schrieb er noch einen Roman: »The Epicurean« (1827), dann aber historische Studien über Irland, die in einer vierbändigen »History of Ireland« gipfelten (Lond. 1835 u.ö.; deutsch von Ackens, Baden 1846). Bei der Herausgabe der »Memoirs of the life of Lord Byron« (1833) gab er dem Ansturm der Sittenrichter nach und willigte in die Vernichtung der ihm anvertrauten Papiere. Nach seinem Tode wurden ihm alsbald zu Glasgow und Dublin Statuen errichtet. »Memoirs, journal and correspondence of Th. M.« (Lond. 1853–56, 8 Bde.; im Auszug 1860) veröffentlichte Lord John Russell; sie enttäuschten alle, die in ihm einen größern Denker oder Menschen geehrt hatten. Ein Nachtrag dazu ist: »Prose and verse by Th. M., with suppressed passages from the memoirs of Lord Byron« (hrsg. von Shepherd, Lond. 1878). Seine sämtlichen Werke erschienen London 1840–43 in 10 Bänden (neue Ausg. 1861), 1893 in 1 Band; die poetischen Werke übersetzte Th. Ölckers (2. Aufl., Leipz. 1843, 5 Bde.). Vgl. die kurze Lebensbeschreibung von Symington, Thomas M. (Lond. 1830); Vallat, Thomas M., sa vie et ses œuvres (Par. 1886); S. Gwynn, Thomas M. (Lond. 1905).

3) Frank Frankfurt, engl. Romanschriftsteller und Dramatiker, geb. 15. Mai 1855 in Limerick, irischer Abstammung, widmete sich nach Reisen in Afrika und Asien von 1876–92 dem Journalismus und entwickelte seitdem eine äußerst fruchtbare literarische Tätigkeit. Zu seinen letzten Romanen gehören: »The Millionaire« (1898), »Nell Gwynn« (1900), »The Conscience of Coralie« (1900).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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