Laukhard

Laukhard

Laukhard, Friedrich Christian, Theolog, Schriftsteller und einer der sonderbarsten literarischen Vaganten des 18. Jahrh., geb. 7. Juni 1757 in Wendelsheim (Unterpfalz), gest. 29. April 1822 in Kreuznach, studierte von 1774 an in Gießen, Göttingen und Halle Theologie unter andern bei Bahrdt und Semler. Begabt, aber leichtsinnig und liederlich, lernte L. das akademische Treiben seiner Zeit, namentlich in den Studentenorden, sehr gründlich kennen und verstand es packend zu schildern (»Annalen der Universität zu Schilda«, 1798–99, 3 Tle.; »Eulerkappers Leben und Leiden«, 1804; Neudruck, Gießen 1889). Nachdem seine Versuche, eine Pfarrstelle zu erlangen, mißlungen waren und L. 11. Jan. 1783 das Magisterexamen in Halle bestanden hatte, hielt er dort Vorlesungen, trat aber, von Schulden bedrängt, als gemeiner Musketier in das v. Thaddensche Regiment, mit dem er 1792–93 die Rheinfeldzüge mitmachte (»F. C. Laukhards Begebenheiten, Erfahrungen und Bemerkungen während des Feldzugs gegen Frankreich«, Leipz. 1796–97, 2 Tle.). Bei der Blockade von Landau ging er, mit Vorwissen des damaligen Kronprinzen von Preußen, als »Deserteur« (in Wirklichkeit als Spion) zu den Franzosen über, wurde ins Innere Frankreichs abgeführt und entkam mit knapper Not der Guillotine. Freigelassen, diente er bei den Emigranten und der Reichsarmee, kehrte nach Halle zurück und versuchte vergeblich, dort Lektor zu werden. Von 1804 an fungierte er einige Jahre als Pfarrvikar in Veitsrodt im damals französischen Saardepartement. Aus dem Dienst wohl entlassen, führte er wieder ein Wanderleben und starb als Privatlehrer. L. verfügte trotz seines wüsten Lebens über ein nicht unbeträchtliches Wissen auf theologischem und philologischem Gebiete. Neben theologischen und pädagogischen Schriften, unter anderm einer derben Kritik der Bahrdtschen Selbstbiographie, verfaßte er eine Reihe grobrealistischer Erzählungen (»Leben und Taten des Rheingrafen Karl Magnus«, 1798; »Franz Wolfstein oder Begebenheiten eines dummen Teufels«, 1799, 2 Bde.; »Marki von Gebrian oder Leben und Abenteuer eines französischen Emigranten«, 1800, 2 Tle.; »Wilhelm Steins Abenteuer«, 1810, 2 Bde.). Sein wichtigstes Werk ist seine Lebensbeschreibung (»F. C. Laukhards Leben und Schicksale«, Leipz. 1792–1802, 5 Bde.; hrsg. von Petersen, Stuttg. 1908, 2 Bde.), eine unerschöpfliche Fundgrube für die Kulturgeschichte des 18. Jahrh. Vgl. Kawerau, Aus Halles Literaturleben (Halle 1888); Holzhausen, Friedrich Christian L. (Berl. 1902).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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