- Hall [1]
Hall, 1) Stadt in Tirol, Bezirksh. Innsbruck, 552 m ü. M., am linken Ufer des von hier an schiffbaren Inn, an der Südbahnlinie Kufstein-Innsbruck-Ala und an der Dampfstraßenbahn Innsbruck-H., Sitz eines Bezirksgerichts und eines Revierbergamts, ist altertümlich gebaut, hat eine gotische Pfarrkirche (von 1271) mit einem Denkmal Speckbachers, ein Rathaus, einen Münzturm (16. Jahrh.) und alte Stadttore, ein Obergymnasium, eine Fachschule für Tischlerei, ein Taubstummeninstitut, eine Landesirrenanstalt, ein Kloster der Salesianerinnen mit Mädchenpensionat (Turnfeld), Fabrikation von Schafwollwaren, Zwirn, Mehl, Teigwaren, Bier, ein ärarisches Salzsudwerk, zu dem die Sole von dem 10 km nördlich gelegenen Salzberg geleitet wird (Produktion 1902: 145,190 metr. Ztr. Salz), und (1900) 6191 Einw.
Wegen seiner gesunden Lage und seiner Solbäder ist H. ein besuchter Kurort. H. erhielt schon 1303 Stadtrechte. In den Jahren 1663 und 1670 ward H. von heftigen Erdbeben betroffen. Hier fanden auch Gefechte 11. und 12. April, 29. Mai und 13. Aug. 1809 zwischen Tirolern und Bayern statt, in denen sich neben Speckbacher namentlich der Schützenmajor Straub aus H. auszeichnete. Früher war daselbst eine berühmte Münzstätte (F), wo noch 1809 die sogenannten Sandwirtszwanziger geprägt wurden. Vgl. Schweyger, Chronik der Stadt H. 1303–1572 (hrsg. von Schönherr, Innsbr. 1867); Stolzissi, Die Stadt H. in Tirol (das. 1889); Straganz, H. in Tirol (Geschichte, Bd. 1, Innsbr. 1903). – Nördlich von H. liegt das Dorf Absam, mit Wallfahrtskirche, Spinnerei und Weberei und (1900) 1482 Einw., Geburtsort des Geigenmachers Stainer, westlich Heiligkreuz, mit Solbad und 209 Einw., und östlich die Sommerfrische Gnadenwald, mit 266 Einw.
2) (Bad-H.) Marktflecken in Oberösterreich, Bezirksh. Steyr, 376 m ü. M., an den Linien Unterrohr-Bad H. der Kremstalbahn und Pergern-Bad H. der Steyrtalbahn, hat ausgezeichnete, schon im 9. Jahrh. bekannte jod- und bromhaltige Kochsalzquellen (11°), die namentlich gegen skrofulöse Leiden, Haut- und Geschlechtskrankheiten gebraucht werden (4000 Kurgäste), gute Badeeinrichtungen des Landes Oberösterreich, Parkanlagen, ein Kinderspital, Militärkurhaus, Theater und (1900) 1061 Einw. Vgl. Rabl, Bad H., ärztliche Beobachtungen und Erfahrungen (Wien 1891); Schuber, Der Kurort H. (3. Aufl., das. 1892); Haidenthaller, Bad H. (Linz 1898).
3) (Schwäbisch-H.) Oberamtsstadt im württembergischen Jagstkreis, am Kocher, 301 m ü. M., an der Staatsbahnlinie Heilbronn-Krailsheim, hat 4 evang. Kirchen (darunter die schöne, 1427–1525 erbaute gotische Michaeliskirche mit vortrefflichen Holzschnitzwerken), eine kath. Kirche, ein israelit. Bethaus, ein stattliches Rathaus, Solbad und (1900) 9225 Einw., davon 816 Katholiken und 187 Juden. Die Gewerbtätigkeit besteht in Fabrikation von Bügeleisen, Maschinen, Achsen, Teigwaren, Stärke, Harzprodukten, Bürsten und Pinseln; auch hat die Stadt Baumwollspinnerei, Eißengießerei, Gerberei, Sägewerke, Kunstmühlen, Ziegeleien, Bierbrauerei und eine Saline, welche die Sole versiedet, die von dem 8 km entfernten Steinsalzbergwerk Wilhelmsglück hierher geleitet wird. Der lebhafte Getreidehandel wird durch eine Getreidebörse unterstützt, auch hat die Stadt besuchte Viehmärkte. An öffentlichen Anstalten befinden sich dort ein Gymnasium, Oberrealschule, landwirtschaftl. Winterschule, Diakonissenhaus, ein reiches Hospital und ein Landesgefängnis. Von Behörden haben in H. ihren Sitz: ein Generalsuperintendent und ein Landgericht. Südlich von der Stadt, am Kocher, liegt die Ruine der Festung Limpurg und das Schloß Komburg (s. d.); ebenfalls in der Nähe der Aussichtspunkt Einkorn mit dem König Karl-Turm.
Zum Landgerichtsbezirk H. gehören die sieben Amtsgerichte zu Gaildorf, H., Krailsheim, Künzelsau, Langenburg, Mergentheim u. Öhringen. H. verdankt seine Entstehung und sein Aufblühen der jetzt noch vorhandenen Salzquelle. Auf der Burg H. wohnten die vom Reich belehnten Salzgrafen, als deren erste die Grafen von Westheim genannt werden. Später kam H. an die Tempelherren. 1276 wurde H. von Rudolf von Habsburg zur Reichsstadt erhoben und hatte eine eigne Münze, in der die ersten Heller geschlagen wurden. Am 11. Febr. 1610 ward hier die protestantische Union erneuert; 1728 brannte H. fast ganz ab, und 1802 kam es an Württemberg. Vgl. Kolb, Geschichtsquellen der Stadt H. (Bd. 1 u. 2, Stuttg. 1894–1904); Gmelin, Hällische Geschichte (Hall 1896); Germann, Chronik von Schwäbisch-H. (das. 1902).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.