Langenbeck

Langenbeck

Langenbeck, 1) Konrad Johann Martin, Mediziner, geb. 5. Dez. 1776 zu Horneburg in Hannover, gest. 24. Jan. 1851, studierte seit 1794 in Jena, Wien und Würzburg, habilitierte sich 1802 mit der Schrift »Über eine einfache und sichere Methode des Steinschnittes« (Würzb. 1802) in Göttingen und ward als Wundarzt des akademischen Hospitals an gestellt. Er baute ein eignes Auditorium für seine anatomischen Vorlesungen u. erhielt 1804 eine außerordentliche Professur. 1807 errichtete er daselbst das klinische Institut für Chirurgie und Augenheilkunde und wurde 1814 zum ordentlichen Professor der Anatomie und Chirurgie ernannt. Als Generalchirurgus der hannoverschen Armee folgte er dieser 1815 nach Belgien. 1828–29 erbaute er das neue anatomische Theater. L. stand unübertroffen da in der anatomischen und chirurgischen Technik, in Schnelligkeit und Sicherheit beim Operieren; voll von Begeisterung für sein Fach, war er hinreißend als Lehrer. Er schrieb: »De structura peritonaei« (Göttin g. 1817); »Von den Leisten- und Schenkelbrüchen« (das. 1821); »Nosologie und Therapie der chirurgischen Krankheiten« (das. 1822–50, 5 Bde.); »Icones anatomicae« (das. 1826–39, 8 Bde.); »Handbuch der Anatomie« (das. 1831–47, 4 Bde.), hierzu »Mikroskopisch-anatomische Abbildungen« (das. 1848–51, 4 Hefte). Auch gab er die »Bibliothek für Chirurgie und Ophthalmologie« (Götting. 1806–13, 4 Bde.) und die »Neue Bibliothek« (Hannov. 1815–28, 4 Bde.) heraus.

2) Bernhard Rudolf Konrad von, Mediziner, Neffe des vorigen, geb. 8. Nov. 1810 zu Padingbüttel im Land Wursten, gest. 29. Sept. 1887 in Wiesbaden, studierte in Göttingen, England und Frankreich, habilitierte sich 1838 in Göttingen für Physiologie und war als praktischer Chirurg tätig. 1842 ging er als Professor der Chirurgie nach Kiel und 1847 als Professor und Direktor des königlichen chirurgischen Klinikums nach Berlin. Als Leiter des Sanitätswesens im schleswig-holsteinischen Kriege 1864 erwarb er sich große Verdienste, wurde bald darauf geadelt und 1866 zum Generalarzt à la suite des Sanitätskorps ernannt, in welcher Eigenschaft er auch im deutsch französischen Kriege 1870/71 fungierte. 1872 gründete er die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie, 1882 zog er sich in den Ruhestand zurück. L. war einer der ersten Chirurgen der Neuzeit, genial und erfinderisch, ein meisterhafter Operateur, ein seiner Therapeut und vorzüglicher Lehrer. Zahlreiche alte Operationsmethoden wurden von ihm verbessert oder durch neue ersetzt, viele Gebiete der chirurgischen Tätigkeit erst neu erschlossen. Besonders förderte er die konservative Chirurgie (Resektionen), durch die jetzt unzählige Glieder erhalten werden, die früher amputiert werden mußten. Die von ihm angegebenen osteoplastischen Resektionen, vor allen die Uranoplastik, die Gaumennaht, die subkutane Osteotomie zur Geraderichtung schief geheilter Knochenbrüche und ankylosierter Gelenke, die Behandlung der letztern mittels allmählicher forcierter Streckung in der Chloroformnarkose, die Durchschneidung des äußern Haltebandes bei einwärts gebogenem Kniegelenk, die Kauterisation der Hämorrhoidalknoten mit dem Glüheisen und andre Neuerungen sind Gemeingut der Chirurgie geworden. Seit 1860 gab er mit Billroth und Gurlt das »Archiv für klinische Chirurgie« heraus; auch schrieb er »Chirurgische Beobachtungen aus dem Kriege« (Berl. 1874). Seine »Vorlesungen über Akiurgie« gab Gluck heraus (Berl. 1888). Vgl. Bergmann, Zur Erinnerung an B. v. L. (Berl. 1888).

3) Maximilian Adolf, Mediziner, Sohn von L. 1), geb. 11. Jan. 1818 in Göttingen, gest. 2. Mai 1877 in Hannover, studierte seit 1835 in Göttingen, Paris, Wien und Berlin, habilitierte sich 1843 in Göttingen, erhielt 1846 eine Professur daselbst, siedelte aber 1851 als Arzt nach Hannover über und ward 1865 Mitglied des Obermedizinalkollegiums daselbst. Er schrieb: »Klinische Beiträge aus dem Gebiet der Chirurgie und Ophthalmologie« (Götting. 1849, 2 Teile); »Untersuchungen über die Allantois« (das. 1847); »Die Impfung der Arzneikörper« (Hannov. 1856); »Die Insolation des menschlichen Auges« (das. 1859); »Die gewaltsame Streckung der Kniekontrakturen« (das. 1858).

4) Arnold von, preuß. General, geb. 13. Mai 1841 in Göttingen, Sohn des Chirurgen Bernh. v. L. (s. L. 2), trat 1859 in das 7. Husarenregiment, ward 1860 Leutnant, besuchte von 1863–66 die Kriegsakademie, machte den Krieg von 1866 im Gardekürassierregiment mit, ward 1867 Adjutant der 1. Gardekavalleriebrigade, war während des französischen Kriegs 1870/71 Generalstabsoffizier und Adjutant des Kommandeurs der württembergischen Division, Generals v. Obernitz, wurde 1871 Hauptmann im Großen Generalstab und dem Generalstab des 11. Korps, 1874 der 14. Division überwiesen, 1877 Major, 1879 Generalstabsoffizier beim 3. Korps und 1882 beim Gouvernement in Metz, 1884 Kommandeur des 7. Ulanenregiments, 1888 Chef des Stabes des 4. Armeekorps und dann Oberst, 1890 Generalmajor und Kommandeur der 6. Kavalleriebrigade, 1893 Oberquartiermeister, 1894 Generalleutnant und Kommandeur der 2. Division und ist seit 27. Jan. 1898 kommandierender General des 2. Armeekorps in Stettin, seit 1899 General der Kavallerie.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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