Übermangānsäure

Übermangānsäure

Übermangānsäure (Hypermangansäure) HMnO4 entsteht beim Eintragen von Manganheptoxyd Mn2O7 in Eiswasser und wird aus übermangansaurem Baryt durch Schwefelsäure abgeschieden. Die Lösung von Ü. ist tiefrot mit blauem Reflex, schmeckt süßlich herb, metallisch, wirkt äußerst stark oxydierend, auch bleichend, läßt sich nicht durch Papier filtrieren, zerfällt schon bei gewöhnlicher Temperatur, schneller bei 30–40° in Mangansuperoxydhydrat und Sauerstoff und kann nicht konzentriert werden. Im festen Zustand ist Ü. nicht bekannt. Sie entspricht der Überchlorsäure HClO4 und ihre Salze (Permanganate) sind den Perchloraten isomorph, sie sind purpurrot, in Wasser löslich, wirken stark oxydierend, verpuffen zum Teil beim Reiben mit brennbaren Körpern, geben beim Erhitzen Sauerstoff, Mangansäuresalz und Mangansuperoxyd und entwickeln mit Salzsäure Chlor. Übermangansaures Kali (Kaliumpermanganat) KMnO4 entsteht aus mangansaurem Kali bei Behandlung der Lösung mit Kohlensäure oder Chlor, besser bei elektrolytischer Oxydation. Es bildet dunkelrote, fast schwarze, metallisch grün schimmernde Kristalle, schmeckt anfangs süßlich, dann bitter herb, ist giftig, löst sich in 16 Teilen Wasser von 15° und färbt auch sehr große Mengen Wasser violett. Die Lösung ist aber leicht zersetzbar, weil sie energisch oxydierend wirkt, und muß daher vor Staub geschützt aufbewahrt werden. Eine reine konzentrierte Lösung erträgt Siedetemperatur. Mit konzentrieter Schwefelsäure entwickelt das trockene Salz Sauerstoff und purpurfarbene Dämpfe von Manganheptoxyd (Übermangansäureanhydrid) Mn2O7. Man benutzt das Salz zur Bereitung von Sauerstoff, als Desinfektions- und Bleichmittel, in der Färberei und Zeugdruckerei, zum Beizen von Holz, in der Maßanalyse, zum Reinigen des Ammoniaks und der Kohlensäure von empyreumatischen Stoffen, als Oxydationsmittel, zu galvanischen Elementen, in der Photographie und arzneilich als Mundwasser, bei Behandlung von Wunden etc. Übermangansaures Natron (Natriumpermanganat) NaMn O4 wird wie das Kaliumsalz dargestellt, auch aus den bei der Regeneration des Mangansuperoxyds aus Chlorbereitungsrückständen gewonnenen Manganoxyden, in dem man diese mit Ätznatron oder Chilisalpeter an der Luft auf 400° erhitzt. Es ist sehr leicht löslich, schwer kristallisierbar, sonst dem Kaliumsalz sehr ähnlich und wird wie dieses namentlich als Desinfektionsmittel und zum Bleichen benutzt; die Lösung ist als Condys Liquid und eine Mischung des Salzes mit schwefelsaurem Eisenoxyd als Kühnes Desinfektionsmittel im Handel. Übermangansaurer Kalk (Calciumpermanganat) Ca(MnO4)2+5H2O entsteht bei Neutralisation einer elektrolytisch dargestellten Lösung von Übermangansäure mit Kalk. Er ist in Wasser sehr leicht löslich und wird zur Sterilisierung von Trinkwasser benutzt, da er in eben ausreichender Menge zugesetzt die organischen Substanzen zerstört, ohne im Wasser irgend einen Fremdstoff zurückzulassen.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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