Antiquariatsbuchhandel

Antiquariatsbuchhandel

Antiquariatsbuchhandel, der seit Mitte des 18. Jahrh. aufgekommene Zweig des Buchhandels, der sich mit dem Ein- und Verkauf einzelner Exemplare von kostbaren alten oder seltenen, oder auch nur aus zweiter Hand (franz. livres d'occasion, engl. second-hand books, ital. libbri d'occasione) stammenden Erzeugnissen des Buchdrucks, von alten Kunstblättern, Handschriften und Autographen sowie ganzer Büchersammlungen (Bibliotheken) beschäftigt. Für die Schätzung des Wertes älterer Bücher ist die größere oder geringere Seltenheit der Ausgabe, der Erhaltungszustand, die Ausstattung in Hinsicht auf künstlerischen Einband, die Herkunft, das Vorhandensein von Anmerkungen von wissenschaftlichem oder autographischem Interesse maßgebend; bei neuern Werken gibt der Ladenpreis, die Auflage, das gänzliche oder vorübergehende Vergriffensein sowie die Sammelleidenschaft der Liebhaber den Ausschlag. Büchersammlungen, in denen die Literatur eines Spezialgebietes in annähernder Vollständigkeit zusammengebracht ist, erzielen dadurch im Verkauf zumeist einen sehr hohen Preis; auch das Vorhandensein vollständiger Reihen von Fachzeitschriften erhöht den Wert einer Sammlung wesentlich. Der Verkauf von einzelnen Büchern wie von Sammlungen findet auch durch Bücherauktionen statt, die in England, Frankreich, Holland und Belgien die Regel dafür zu sein pflegen, während sie in Deutschland nur noch die Ausnahme bilden. Bücherauktionare sind in Leipzig: List u. Francke, O. Weigel; in Berlin: R. Lepke; in Köln: J. M. Heberle; in Paris: C. Porquet; in London: Sotheby, Wilkinson u. Hodge, Puttick u. Simpson; im Haag: M. Nijhoff; in Leiden: Burgersdijk u. Niermans. Wichtigste Vertriebsmittel der Antiquare bilden sachlich geordnete Lagerkataloge mit festen Verkaufspreisen. Die Kataloge großer Firmen, deren geschäftliche Beziehungen sich über alle Kulturländer der Erde erstrecken, stellen oft bibliographisch vollständige Übersichten ganzer Wissensgebiete dar und werden durch zuverlässige Beschreibungen seltener Stücke zum unentbehrlichen Hilfsmittel bibliographischer Forschungen. Der wissenschaftliche A. ist hauptsächlich in Leipzig, Berlin, Frankfurt a. M. und München vertreten, das Kunstantiquariat (s. Kunsthandel) in München, Berlin, Leipzig und Köln. Zur Zeit sind die namhaftesten Firmen in Leipzig: Buchhandlung G. Fock, G. m. b. H., O. Harrassowitz, K. W. Hiersemann, K. F. Köhlers Antiquarium, B. Liebisch, List u. Francke, A. Lorentz, Simmel u. Komp., O. Weigel; in Berlin: Friedländer u. Sohn, L. Liepmannssohn, Mayer u. Müller, R. L. Prager, Speyer u. Peters, J. A. Stargardt; in Dresden: v. Zahn u. Jaensch; in Frankfurt a. M.: J. Baer u. Komp., K. Th. Voelcker; in München: J. Rosenthal, L. Rosenthal, N. Rosenthal; in Ulm: H. Kerler; in Tübingen: F. Pietzcker; in Wien: Gilhofer u. Rauschburg; in Amsterdam: F. Müller u. Komp.; im Haag: M. Nijhoff; in Leiden: Burgersdijk u. Niermans; in London: Bernh. Quaritch, N. Maggs, H. Sotheran u. Komp., W. Wesley u. Son; in Paris: A. Claudin, L. D. Morgand, A. Picard u. Fils, H. Welter; in Mailand: U. Hoepli; in Florenz. L. S. Olschki u.a. Die Grundlage des Verkehrs bildet beim Ein- und Verkauf die Barzahlung. Aus der Übung, von den Verlegern Auflagereste oder größere Partien gediegener, zumeist wissenschaftlicher Werke zu erwerben und sie durch Aufnahme in die Lagerkataloge zu vertreiben, ist in jüngster. leit ein Großantiquariat hervorgegangen, das Restbestände sowie ganze Auflagen neuerer, vorwiegend der Geschenkliteratur angehöriger Werke, mit denen der Verleger keinen Erfolg erzielen konnte, aufkauft und zu sehr ermäßigten Preisen im Sortimentsbuchhandel, der dem Publikum solche Artikel als modernes Antiquariat anbietet, unterzubringen sucht.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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