Godoy

Godoy

Godoy (spr. godō-i), Manuel G. Alvarez de Faria, Herzog von Alcudia, der »Friedensfürst«, span. Staatsmann, geb. 12. Mai 1767 in Badajoz, gest. 7. Okt. 1851 in Paris, trat als Sprößling einer altadligen, ober unbemittelten Familie mit 17 Jahren in die flämische Garde, wo er durch seine äußern Vorzüge die Aufmerksamkeit der Prinzessin von Asturien, Marie Luise, erregte und durch deren Gunst rasch emporstieg. Rastloser Ehrgeiz und natürliche Talente, mit eisernem Fleiß gepaart, befähigten ihn, der Ämter, die ihm die königliche Gunst verschwenderisch zuwendete, mit einer mehr als gewöhnlichen Routine zu warten, so daß er sich auch dem Gemahl seiner Gönnerin, namentlich nachdem dieser als Karl IV. den Thron bestiegen hatte, mehr und mehr unentbehrlich machte. Nachdem er schon 1792 zum Marquis von Alvarez und Herzog von Alcudia ernannt worden war, wurde er im November d. F. an Stelle von Aranda mit der Leitung der Regierung und dem Ministerium des Auswärtigen betraut. Im Innern setzte G. die Politik des aufgeklärten Despotismus fort, wie sie die Staatsmänner aus der Schule Karls III. befolgt hatten. Auch nach außen suchte er die traditionelle Politik der Anlehnung an Frankreich aufrecht zu erhalten, bis ihn die Entrüstung Karls IV. über die Hinrichtung Ludwigs XVI. zur Kriegserklärung an die Republik nötigte. Die wechselnden Erfolge des dreijährigen Kampfes (1793–95) ließen aber die royalistische Begeisterung rasch erkalten, und als die Koalition gegen Frankreich in die Brüche ging, war Spanien eine der ersten Nationen, die mit der Republik (1795 in Basel) ihren Frieden machte, der G. den Ditel eines Friedensfürsten eintrug. Nunmehr lenkte G. aber wieder vollständig in die traditionelle Politik des engen Anschlusses an Frankreich ein, obwohl er voraussehen mußte, daß es darüber mit England zum Kriege kommen würde. Trotzdem war die Ungnade, der G. deshalb 1798 verfiel, nur eine scheinbare. Insgeheim blieb er der Leiter der spanischen Politik und trat auch öffentlich wieder an die Spitze, nachdem er 1801 den Feldzug gegen Portugal (Pomeranzenkrieg) glücklich beendet hatte. Seitdem suchte G. an Napoleon einen Rückhalt zu gewinnen, indem er diesem die Hand einer spanischen Infantin antrug und weiterhin dessen Pläne gegen Portugal förderte. Dabei sollte G., der seit 1797 mit einer Nichte Karls IV. vermählt war, Algarve als souveränes Fürstentum erhalten. Aber auch die G. feindliche Partei des Infanten Ferdinand trat mit Napoleon in geheime Verbindung, und als G. dem Prinzen deshalb wegen Hochverrats den Prozeß machen wollte, legte Napoleon ein Veto ein. Als die Franzosen auf dem Durchmarsch nach Portugal Madrid besetzten, erhob sich die Partei Ferdinands in Aranjuez 18. März 1808, stürzte G. und zwang Karl IV. zur Abdankung. Nur mit Mühe entging G. der Volkswut; aber so groß blieb sein Einfluß auf Karl IV., daß sich dieser noch in Bayonne weigerte, mit Napoleon zu unterhandeln, solange nicht G. in Sicherheit gebracht und hinzugezogen wurde. G. ist dann mit ins Exil gegangen. Sein 1808 konfisziertes Vermögen wurde ihm 1847 wiedererstattet. Zu seiner Rechtfertigung veröffentlichte er seine Memoiren (Par. 1836, 4 Bde.; deutsch von Diezmann, Leipz. 1836–37). Vgl. Ovilo y Utero, Vida politica y militar de D. M. G. (Par. 1845).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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